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Obama ernennt "Ebola-Zar"

17. Oktober 2014

Angesichts wachsender Kritik am Krisenmanagement nach den Ebola-Fällen in Texas hat Präsident Obama einen Sonderbeauftragten berufen. Deutschland macht bei der Erprobung von Impfstoff mit.

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Ebola-Helfer in Schutzanzügen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Umaru Fofana

Der frühere Stabschef von Vizepräsident Joe Biden, Ron Klain, werde als sogenannter Ebola-Zar den Kampf gegen die gefährliche Virus-Erkrankung koordinieren, teilte das Weiße Haus in Washington mit.

Obama reagierte damit auf die zunehmende Besorgnis in der US-Öffentlichkeit, nachdem sich in Texas zwei Krankenschwestern bei einem Patienten aus Liberia mit Ebola infiziert hatten. Bei einer Anhörung im Kongress in Washington wurde scharfe Kritik an den Gesundheitsbehörden und am Krisenmanagement laut.

Gleichzeitig aber versuchte Obama, die Wogen zu glätten. "Ich verstehe, dass sich die Leute Sorgen machen", räumte Obama nach einem weiteren Treffen mit Gesundheitsexperten in Washington ein. Nach wie vor gelte aber, dass das Infektionsrisiko in den USA extrem gering sei.

Präsident gegen Einreiseverbote

Einreiseverbote für Menschen aus den Ebola-Krisenländern in Westafrika lehnte Obama weiter ab. Eine solche Maßnahme könne von Reisenden durch falsche Angaben unterlaufen werden. Effektiver seien Tests an US-Flughäfen bei Reisenden aus den Ebola-Regionen. Es komme darauf an, die Krise an der Wurzel, also in Westafrika, zu bekämpfen, betonte Obama. Dorthin haben die USA inzwischen 540 Soldaten zur Unterstützung der Ebola-Bekämpfung entsandt. "Jede Woche kommen mehr dazu", hieß es aus dem Pentagon.

Insgesamt sollen mindestens 4000 US-Soldaten in der Region zum Einsatz kommen. Die US-Seuchenbehörde CDC hat bisher mehr als 100 zivile Ärzte und Sanitäter nach Westafrika entsandt. Der Militäreinsatz, den Obama am 16. September angeordnet hatte, konzentriert sich auf logistische Unterstützung, Schulung von einheimischem medizinischen Personal, den schnellen Bau von medizinischen Einrichtungen und die Hilfe bei der Koordinierung des Kampfes gegen Ebola.

Ärzte-Appell an Berlin

Die Spitzenverbände der Ärzte in Deutschland haben Mediziner zum freiwilligen Ebola-Einsatz in Westafrika aufgerufen. Ärzte mit den erforderlichen einschlägigen Fachkompetenzen und Sprachkenntnissen würden gebeten, sich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder anderen Organisationen zu melden, erklärten die Verbände nach einem von der Bundesärztekammer initiierten Treffen. Die Bundesregierung wurde aufgefordert, eine ausreichende Absicherung freiwilliger Helfer sicherzustellen, insbesondere Haftpflichtversicherung, Lebensversicherung, Arbeitsplatzgarantie und Versorgungsgarantien bei Krankheitsfällen wie den Rücktransport nach Deutschland. Das Robert-Koch-Institut in Berlin veröffentlichte derweil eine Handreichung für Ärzte zu Umgang mit möglichen Ebola-Verdachtsfällen.

Hilfestellung für deutsche Ärzte bei Ebola-Verdacht (DW-Grafik)
Hilfestellung für deutsche Ärzte bei Ebola-Verdacht

Aus Regierungskreisen in Berlin verlautete, Deutschland wolle sich an der Erprobung eines Impfstoffs gegen Ebola beteiligen. Es gebe die Hoffnung, Anfang nächsten Jahres mit den Tests einer kanadischen Produktion beginnen zu können. Denkbar sei, dass dann auch deutsche Helfer im westafrikanischen Seuchengebiet von einem Impfschutz profitieren könnten, wenn sie sich an der Studie beteiligten.

Nach den jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden knapp 9.000 Ebola-Fälle registriert, etwa die Hälfte der Patienten ist an der Virus-Erkrankung gestorben. Betroffen sind vor allem Liberia, Sierra Leone und Guinea. Die WHO geht aber von einer weit höheren Dunkelziffer aus und rechnet damit, dass sich im Dezember jede Woche bis zu 10.000 Menschen in den drei Ländern anstecken werden.

wl/kle/se (dpa, afp, rtr)