Oasen in der Bleiwüste: Die Erfindung der Pressefotografie
Sie sind schwarz-weiß und zeigen das Leben vor 100 Jahren: Ikonen der Pressefotografie stellt das Deutsche Historische Museum aktuell in Berlin aus. Titel der Schau: "Die Erfindung der Pressefotografie".
Sommerfrische am Wannsee
"Pack die Badehose ein, nimm Dein kleines Schwesterlein", sang die kleine Cornelia Froboess 1951, "und dann nix wie raus zum Wannsee!" Aber schon 40 Jahre früher war das Familienbad in Nikolassee beliebtes Ausflugsziel der Berliner. Die Aufnahme von Conrad Hünich ist nun im Deutschen Historischen Museum zu sehen, das in einer aktuellen Ausstellung an die Anfangsjahre der Pressefotografie erinnert.
Schützen auf dem Reichstag
Berlin im Bürgerkrieg: Ein Generalstreik legte die Hauptstadt lahm. Bewaffnete Gruppen zogen durch die Straßen. Der Fotograf Walter Gircke zielte während des Spartakus-Aufstandes im Januar 1919 auf Regierungssoldaten, die auf dem Brandenburger Tor Stellung bezogen hatten. Wenige Tage später wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet.
Paar im Paddelboot
Martin Munkacsi fotografierte dieses Paar in einem Paddelboot im Jahr 1929. Auch sie stammt aus dem Archiv des einstigen Flaggschiffs des Ullstein-Verlags, der "Berliner Illustrirten Zeitung" (BIZ). Die Illustrierte erschien immer donnerstags zum Groschenpreis. Ihr Markenzeichen waren - neben kunstvollen Zeichnungen - vor allem spektakuläre Fotos.
Frauen beim Hürdenlauf
Frauen überwinden hölzerne, mit Stroh bestückte Hürden. Eine Herausforderung auch für den Fotojournalisten Robert Sennecke, der die Szene 1912 gekonnt auf die Platte bannte. Sennecke berichtete danach aus dem Ersten Weltkrieg, bevor er er ein bekannnter Pressefotograf wurde. Seine Bildagentur belieferte die deutsche und internationale Presse. Senneckes Spezialität aber blieb die Sportfotografie.
Deutsche Soldaten vor Tobruk
Warten heißt die Parole. Deutsche Pioniere ducken sich in einen Graben, während der Fotograf Erich Borchert die Szene im Bild festhält. Die Aufnahme entstand 1941 beim Vorstoß des deutschen Afrikakorps auf die von Briten besetzte syrische Stadt Tobruk. Kriegsziel wurde sie wegen ihres Tiefseehafens. Nach erfolgreicher Eroberung wurde General Rommel zum Generalfeldmarschall ernannt.
Porträt mit Krokodil
Otto Haeckel und sein Bruder Georg zählen zu den bekanntesten Pionieren der Pressefotografie in Deutschland. Von einer mehrmonatigen Studienreise von Mitgliedern des Reichstags nach "Deutsch-Ostafrika" brachte Otto Haeckel rund 1000 Fotos mit, darunter dieses, das den Abgeordneten Hermann Dietrich mit einem erlegten Krokodil zeigt. Die Aufnahme entstand 1906.
Die Goldenen Zwanziger
Saxophon, Glitzerkleid und Nylonstrümpfe - die Schauspielerin Hertha Schroeter bei einem Kostümfest. Dieses Foto druckte die "Berliner Illustrirte Zeitung" 1928. Schon wenige Jahre später waren solche Aufnahmen unvorstellbar. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Jazz zur "entarteten Musik". Und starke Frauen auf der Bühne wollten die Nazis ebensowenig sehen.
Jubel für Adolf Hitler
Aufnahmen wie diese liebten die Nazis: Massen bejubeln Adolf Hitler. Aufgenommen wurde das Foto 1935 beim "Reichserntedankfest" in Bückeberg. Von 1933 bis 1937 fand es jährlich statt und zählte neben dem Reichsparteitag und dem 1. Mai als "nationaler Feiertag des deutschen Volkes" zu den größten Massenveranstaltungen des NS-Regimes. Ziel war es unter anderem, solche Bilder drucken zu können.
Kantine in Preußen
Soldaten der Preußischen Armee sitzen oder stehen plaudernd beim Bier in der Kasernenkantine. Der Fotograf Waldemar Titzenthaler hat die entspannte Szene 1898 im Bild festgehalten. Später arbeitete Titzenthaler viele Jahre für die im Ullstein-Verlag erscheinende Zeitschrift "Die Dame". Dabei suchte er seine Motive in den Wohnungen bekannter Schauspieler, Sänger, Regisseure und Architekten.