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Oans, zwoa, gsuffa!

Daniel Scheschkewitz20. Mai 2003

Wer der typischen deutschen Gemütlichkeit zuprosten will, braucht dafür nicht mehr eigens nach Bayern zu reisen. Amerikaner und Zugereiste können diesem Bedürfnis jetzt auch in Kentucky frönen.

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Jetzt auch stilecht in den USABild: AP


In dieser Woche öffnete in Newport, Kentucky, das erste originalgetreue Hofbräuhaus der Vereingten Staaten seine Tore. Mit viel Liebe, deutscher Hilfe und in enger Anlehnnung ans Münchner Vorbild hat im Mittleren Westen der USA eine Gruppe amerikanischer Geschäftsleute original bayerische Bierhallenatmosphäre geschaffen. Der Sound der Blaskapelle "The Alpenechos" lässt an Authentizität ein wenig zu wünschen übrig und das original Müncher Straßenschild kommt aus Berlin.

Ooozapft is!

Aber sonst ist alles dem bayerischen Original so perfekt nachempfunden, wie man sich das in den USA eben nur vorstellen kann. Wochenlang vor der Eröffnung hatte Maximilian Erlmaier, langjähriger Hofbräuhausmitarbeiter in München und jetzt Teilhaber des neuen Hauses, seine amerikanischen Angestellten traniert. Vom Bierzapfen in Maßkrüge bis hin zum Weisswurst-Servieren. Es gab kaum einen Handschlag, der improvisiert werden musste.

Selbstverständlich hat man auch beim Bier selbst nichts dem Zufall überlassen. Mit Christian Beets hat man extra einen diplomierten Braumeister aus München einfliegen lassen. Originalgetreu auch die Zutaten: Hopfen und Malz kommen ebenso aus Deutschland wie die Hefe, die man eigens aus der Hefezüchtunmg aus dem bayerischen Weihenstephan importiert. Das schmeckt man: Der nach dem Reinheitsgebot hergestellte und wochenlang gelagerte Gerstensaft hebt sich wohltuend vom verwässerten Einheitsgebräu ab, das sonst in den USA serviert wird.

Bis zu 40 Hektoliter am Tag

Nicht nur das deutschstämmige Publikum, das zwar kaum noch der deutschen Sprache mächtig ist, aber dafür noch sehr gut schunkeln kann, dankt es den Brauimporteuren. In den ersten zwei Wochen des Probebetriebes schafften die Betreiber in Newport mit bis zu 40 Hektolitern pro Tag einen Bierumsatz, der dem im Münchner Original-Hofbräuhaus kaum nachsteht. Gebraut wird mitten in der zur Bierschwemme umgebauten Lagerhalle, wegen des intesiven Geruchs nur vormittags. Die riesigen Stahltanks und Kupferrohre der importierten Brauanlage tragen mit zum Münchner Ambiente bei.

"Für uns ist es wichtig, daß man, wenn man in die Halle kommt, das Gefühl hat: wow, das ist eine Bierhalle und kein normales Restaurant. Wir haben das Hofbräuhaus in München hier nicht nachgebaut, sondern wir wollten das Gefühl und die Atmosphäre einer großen Bierhalle erzeugen." Mit diesen Worten beschreibt Markus Erlmeier das gastronomische Konzept, für das seine Brauconconsulting-Firma verantwortlich zeichnet.

Stilsicherheit ist Trumpf

Die Investitionskosten waren mit fast sieben Millionen US-Dollar hoch, aber wenn der Umsatz stimmt, und alles sieht danach aus, dann will man demnächst auch in San Diego, Kansas City, Chicago und einigen anderen US-Städten weitere Original-Hofbräuhäuser folgen lassen. Die Kunden In Newport sind jedenfalls begeistert. Nicht nur vom Bier, sondern auch von den dirndl-beschürzten Bedienungen. Die stemmen die Original-Maßkrüge ähnlich professionell durch die Halle, wie sie zuvor die lederhosenbewamsten Jungs an den Tresen gezapft haben. "Alles ist genauso wie drüben in München, sagt Peter Fullbeck, der seine Tracht stolz zur Schau trägt.

Fullbeck kommt aus Cincinnati und ist einer von über 40.000 Deutsch-Amerikanern in der Gegend. Als Präsident des bayerischen Untertsützungsvereins in Cinncinatti hat er nun endlich wieder einen Ort gefunden, wo er hemmungslos dem Brauchtum frönen kann. Von seinen amerikanischen Freunden wird er dafür bewundert. Denn Stilsicherheit oder das, was man dafür hält, ist im Hofbräuhaus von Newport Trumpf.