1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Nur scheinbar hohe Kosten durch Spenden

Rafael Heiling7. Januar 2005

Für die Flutopfer in Asien haben viele Staaten hohe Millionenbeträge zugesagt. Das klingt, als seien noch größere Haushaltslöcher vorprogrammiert. Experten sehen aber kein Problem.

https://p.dw.com/p/65SD
Viele Länder spenden Millionen - doch ihren Etats droht keine GefahrBild: AP

Die staatlichen Hilfen sind stattlich. Deutschland hat den Opfern der Flutkatastrophe 500 Millionen Euro versprochen, Australien sogar umgerechnet 576 Millionen. Japan stellt 378 Millionen Euro bereit, die USA immerhin noch 265 Millionen, Norwegen 130. Enorme Summen.

Dabei sind viele Länder hoch verschuldet. Den USA zum Beispiel stehen für 2004 schätzungsweise 4,5 Prozent Defizit ins Haus. Frankreich und Deutschland hadern mit dem EU-Stabilitätspakt, weshalb der deutsche CDU-Politiker Dietrich Austermann der Bundesregierung "Hochstapelei ohne Schadensbilanz" vorwarf.

Auswirkungen im Promille-Bereich

Flutkatastrophe in Asien Indonesien Banda Aceh Flutopfer Hilfsgüter
Hilfstransporte warten auf dem Flughafen von JakartaBild: AP

Dafür musste Austermann harte Kritik einstecken – zumal die Fluthilfe angeblich nicht auf die Maastricht-relevante Verschuldung angerechnet werden soll und Experten die Auswirkungen auf den Haushalt sowieso eher gelassen sehen. Deutschland habe zwar einen großen Betrag zugesagt. "Der soll aber über mindestens drei Jahre geleistet werden", sagt Klaus-Jürgen Gern, Forschungsgruppenleiter am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. "Das sind, am Bruttoinlandsprodukt gemessen, weniger als ein Promille pro Jahr."

Auch Ivo Bischoff, Volkswirt an der Uni Gießen, erklärt: "Das sind alles Sachen, die sich im Nachkomma-Bereich bewegen." Also: verschwindend klein im Vergleich zum Inlandsprodukt (BIP).

Hilfe auch aus Korea und Taiwan

Ähnlich sieht Gern auch die Situation in anderen europäischen Staaten wie Frankreich und Italien, die 55 bzw. 70 Millionen Euro spenden. "Die Haushaltslage ist überall angespannt, abgesehen vielleicht von Schweden und Finnland." Doch egal wo - die Hilfen würden nur einen kleinen Teil des BIP ausmachen.

Auch kleinere asiatische Staaten stellen Geld zur Verfügung: Taiwan und Korea beispielsweise je 50 Millionen US-Dollar. Und zumindest Korea sei haushaltsmäßig im Defizit, sagt Gern. "Aber bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2004 betragen die versprochenen Summen nur Bruchteile von Promillen." Laut Internationalem Währungsfonds lag das BIP in Taiwan bei 411 Milliarden US-Dollar, in Korea bei 667. China hat im Vergleich dazu übrigens nur 60 Millionen Dollar zugesagt - bei einem BIP von 1600 Milliarden US-Dollar.

Korrekte Zuteilung ist wichtig

Satellitenfoto von Banda Aceh Seebeben Kombo
Bevor der Tsunami kam: Satellitenfoto von Banda Aceh, Sumatra und IndonesienBild: DigitalGlobe

Wie sie das Geld auftreiben, lassen die Staaten weitgehend offen. Deutschland auch. Dort kümmert man sich derzeit eher um die Verteilung. "Prinzipiell funktioniert es so, dass wir die Hilfsorganisationen bitten, Projekte zu benennen", sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amtes gegenüber DW-WORLD. "Die können sehr schnell sagen, was gebraucht wird."

Im Katastrophenfall gehe die Soforthilfe entweder an Partnerorganisationen vor Ort oder an internationale Hilfsorganisationen, die Trinkwasser-Aufbereiter, Lebensmittel oder Bekleidung aus eigenen Beständen in die Region transportieren könnten.

Hilfsgüter vor Ort kaufen

Wichtig seien unter anderem zwei Dinge, sagt der Amtssprecher: Nach dem Anlaufen der Soforthilfe werde versucht, Lebensmittel in der betroffenen Region zu kaufen, um Transportwege zu sparen. Und Geld werde nur an Organisationen mit einer klaren Verteilungsstruktur überwiesen.

Die Zahlungen können Deutschland einem weiteren Ziel näher bringen: Nach einer UNO-Vereinbarung sollen die Mitglieder 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Entwicklungshilfe ausgeben. In Deutschland sind es bisher nur etwa 0,3.

Ob die Fluthilfe einen Fortschritt bedeute, "wird davon abhängen, woher genau die 500 Millionen Euro kommen", erklärt ein Sprecher des Entwicklungsministeriums. "Man kann dazu noch nichts Genaues sagen."