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Der "Garrick Club" in London

7. Mai 2009

Im Herzen des Londoner Theaterviertels Soho steht ein dreistöckiges Gebäude: der "Garrick Club". Es ist eine der letzten Bastionen für den britischen Gentleman – und auch nur für ihn.

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Prunkvoller Speisesaal
Nur für den Herrn: Der "Garrick Club" in LondonBild: Alan Black

Der "Garrick Club" sei eine zutiefst britische Angelegenheit, sagt Will Hopper, ein altehrwürdiger schottischer Banker, der vor fünfzehn Jahren in den Kreis der Auserwählten aufgenommen wurde.

Gegründet wurde der Club zu viktorianischen Zeiten - exklusiv für theaterinteressierte Gentlemen. Damals galt der gesellschaftliche Verkehr mit Schauspielern als äußerst frivol. Selbst die berühmtesten Mimen wurden laut Gesetz in die Kategorie "Vagabunde und Landstreicher" gesteckt. Der "Garrick Club" begann als einer der ersten respektablen Treffpunkte für Schauspieler und kultivierte Gentlemen.

Revolutionär: Frauen auf der Haupttreppe

Treppe im Garrick Club
Frauen dürfen seit kurzem die Haupttreppe benutzenBild: Mark Brayne

Im Foyer hängen Ölgemälde und Alabasterbüsten von William Shakespeare, Horaz und dem legendären Schauspieler David Garrick, der dem Club seinen Namen gab. Der "Garrick" hat sechs Speisesäle, der berühmteste heißt – welch ein understatement – "Coffee Room". Unter dem tonnenschweren Kristalllüster dinieren Dutzende Gentlemen: Politiker, Richter, Schriftsteller und Künstler. Hier speisten schon der Schrifsteller Charles Dickens, der Komponist Edward Elgar und der Geigenvirtuose Yehudi Menuhin.

Zu Jahresbeginn führte der Club eine revolutionäre Neuerung ein, die in den Korridoren des Clubs immer noch diskutiert wird. Seit kurzem dürfen im Coffee Room auch Damen speisen – wenn auch nur ganz diskret an den Katzentischchen am Rande. Die Cocktailbar allerdings bleibt den Damen weiterhin verschlossen. Dafür dürfen sie die Haupttreppe benutzen. Ihre Vorgängerinnen mussten sich fast 200 Jahre lang mit der Hintertreppe begnügen.

Nicht alle Ehefrauen der "Garrick"-Mitglieder seien über die jüngsten Reformen beglückt, erzählt Will Hopper. Manchen wäre es lieber, wenn sie ihre Männer im frauenfreien Milieu aufgehoben wüssten.

Ein Vermögen durch einen kleinen Bären

Candidates Book
Nur ausgewählte Mitglieder haben Zugang in den "Garrick Club"Bild: Mark Brayne

Will Hopper steigt in den Lift. Ein Gentleman aus Amerika steigt ein, der im Club ein Zimmer gebucht hat. Die Herren tauschen sich über das Wetter und über ihre Clubkrawatte aus. Diese hat oben eine kleine Öse, an der die Herren ihre Serviette festmachen können, damit sie sich nicht bekleckern. Und sie sprechen über das Kinderbuch "Winnie The Pooh". Ihm verdankt der "Garrick" ein Vermögen: Der Autor A. A. Milne hatte dem Club ein Drittel der Buchrechte übertragen - nicht ahnend, dass sein Werk von Walt Disney verfilmt und dem "Garrick" über 80 Millionen Pfund einbringen würde.

Im "Morning Room" prasselt ein Feuer im Kamin. Will Hopper setzt sich auf die berühmte Holzbank, die einst dem romantischen Dichter Lord Byron gehörte. Ein Herr bringt einem weiblichen Gast ein Gläschen Sherry aus der Cocktailbar, ihre Konversation dreht sich um Zuchtpferde, Butler und unübersichtliche Ländereien. Nichts wäre vulgärer, als hier über Geldgeschäfte zu sprechen oder gar auf einem Stück Papier Notizen zu machen.

Limitierte Mitgliedschaft

Für die Mitgliedschaft können sich grundsätzlich nur Männer bewerben. Sie müssen von zwei Mitgliedern vorgeschlagen und von 25 weiteren unterstützt werden. Dann heißt es: warten, bis jemand stirbt. Frauen sind nur als Gäste zugelassen.

Die Mitgliedschaft kann einem Gentleman auch wieder entzogen werden. "Du musst entweder Hochverrat begehen, deine Frau ermorden oder zum größten Langweiler der Welt ernannt werden. Aber letzteres passiert selten. Dafür gibt es hier viel zu viel Exzentriker", sagt Will Hopper.



Autorin: Ruth Rach
Redaktion: Julia Kuckelkorn