Wo sind die Werke der Sammlung Mosse?
7. März 2017Die Erforschung von NS-Raubkunst scheint gerade erst richtig loszugehen. Immer mehr Museen in Deutschland richten Stellen ein, die die Provenienz ihrer Werke überprüfen. Auch private Konzerne wie Dr. Oetker erklären sich bereit, Werke, die während der NS-Zeit unrechtmäßig in ihren Besitz gelangten, zurückzugeben.
Doch das hier ist ein Novum: Erstmals erforschen Nachfahren von in der NS-Zeit enteigneten jüdischen Familien und öffentlichen Einrichtungen in Deutschland gemeinsam den Verbleib von NS-Raubkunst. Wissenschaftler der Freien Universität Berlin (FU) und die Erbengemeinschaft des deutsch-jüdischen Verlegers Rudolf Mosse (1843-1920) wollen in den kommenden zwei Jahren den Verbleib und Entzug von Tausenden Kunstwerken aus der Sammlung des großen Mäzens und Sammlers nach 1933 erforschen, wie die Universität und die in Kalifornien beheimatete Mosse Art Research Initiative am Dienstag in Berlin ankündigten.
Zahlreiche Museen beteiligen sich an der Suche
Weitere Partner des weltweit einmaligen Projekts der Provenienzforschung sind die Kulturstiftung der Länder, die Staatlichen Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Stiftung Jüdisches Museum Berlin und das Landesarchiv Berlin.
Gefördert wird das Vorhaben vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg. Insgesamt stehen bis 2019 zunächst rund 500.000 Euro zur Verfügung, mit der Option auf eine Verlängerung um ein Jahr. Um herauszufinden, welche Werke aus der Sammlung Mosse überhaupt noch existieren, wurden an der Forschungsstelle "Entartete Kunst" der FU Berlin vier Stellen geschaffen. Die Sammlung des Berliner Verlegers Rudolf Mosse, zu dessen Zeitungsimperium auch das Berliner Tageblatt gehörte, umfasste Tausende Bilder, Skulpturen, kunstgewerbliche Objekte, Bücher und Antiquitäten. Mosse war einer der einflussreichsten Akteure der Berliner Wirtschaft im Kaiserreich und in den Anfängen der Weimarer Republik.
so/ bb (dpa, epd)