Milliarden gegen Krise
11. März 2008Führende Notenbanken der Welt haben sich zu einer groß angelegten Aktion gegen die Finanzmarktkrise verbündet. Die US-Notenbank will von Ende März an bis zu 200 Milliarden Dollar bereitstellen, die Europäische Zentralbank (EZB) ist mit einer Finanzspritze von bis zu 15 Milliarden Dollar dabei.
Liquiditätsspritze für den Geldmarkt
Die Notenbanken wollen auf diese Weise den Geldmarkt liquider machen. Beteiligt an der gemeinsamen Aktion sind neben der US-Notenbank Federal Reserve und der EZB die Bank of England (BoE), die Schweizer Notenbank (SNB) sowie die Bank of Canada (BoC). Einzeln hatten diese Banken schon öfter mit Liquiditätsspritzen auf den Geldmärkten eingegriffen. Gemeinsam hatten diese fünf großen Zentralbanken erstmals im Dezember 2007 den Banken zusätzliches Kapital gegeben. Die Bank of Japan begrüßte die Aktion. Sie will aber vorerst bei ihrer bisherigen Vorgehensweise bleiben.
Experten sehen in dem Vorgehen der Notenbanken den Beleg dafür, dass die Finanzkrise noch nicht zu Ende ist und sogar größere Ausmaße hat, als bisher gedacht. Normalerweise leihen sich die Banken untereinander in großem Umfang täglich Geld aus. Seit Ausbruch der Finanzmarktkrise im Sommer grassiert aber das Misstrauen unter den Banken. Wegen der Unsicherheiten über Verluste und Milliardenabschreibungen bei den Finanzkonzernen infolge der US-Immobilienkrise halten viele Banken ihr Geld zurück. Sie fürchten, die Summen nicht mehr zurückzubekommen, wenn sie sie verleihen.
Schub für die Börsen
Schon die Nachricht über die Aktion der Notenbanken gab den Börsen am Dienstag (11.03.2008) einen kräftigen Schub. Der DAX stieg um 1,19 Prozent auf 6524,57 Punkte. In den USA legte der Dow Jones zum Börsenschluss in Europa 1,75 Prozent auf 11 945 Punkte zu.
Auch der Ölpreis fiel nach der Bekanntgabe der Liquiditätsspritze der Notenbanken wieder leicht. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI lag am Abend bei 108,86 Dollar, nachdem er zuvor zeitweise auf ein Allzeithoch von 109,20 Dollar gestiegen war. Anleger nutzen in letzter Zeit zunehmend Öl und andere Rohstoffe als Anlage, um sich gegen Inflationsrisiken und einen schwachen Dollar abzusichern. Im Zuge der Notenbank-Aktion stieg der Dollar aber deutlich an, und der Ölpreis fiel. "Die Fed-Aktion könnte für die Rohstoffe negativ sein, da Investoren dadurch das Vertrauen in eine Anlage in Aktien wiedergewinnen könnten", sagte ein Händler.
Das zusätzliche Kapital der Notenbanken dürfte den Aktienmärkten aber nur vorübergehend helfen, sagte Marktstratege Christian Schmidt von der Helaba. Er sieht in den Kurserholungen nur eine "temporäre Erleichterung", da die Probleme nicht behoben seien. Dabei verwies er auf die Rekordjagd des Euro und des Ölpreises. (det)