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Siegel gebrochen

22. September 2008

Nordkorea hat die Internationale Atomenergiebehörde aufgefordert, Siegel und Überwachungstechnik aus seiner Atomanlage in Yongbyon zu entfernen. Berichten zufolge hat Pjöngjang dies aber bereits selbst getan.

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Die Anlagen im Nuklearkomplex Yongbyon (Archivfoto vom Mai 1992), Foto: dpa
Was haben die Nordkoreaner mit Yongbyon vor?Bild: picture-alliance/ dpa
Nordkorea hat von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am Montag (22.09.2008) die Entfernung der Kameras und Versiegelungen in seiner größten Reaktoranlage in Yongbyon verlangt. Das gab IAEA-Chef Mohammed El Baradei am Montag vor dem IAEA-Gouverneursrat in Wien bekannt. Zuvor hatte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet, dass Nordkorea die Siegel bereits entfernt habe. Nordkorea hatte am Freitag verkündet, seinen stillgelegten Atomreaktor in Yongbyon wieder in Betrieb nehmen zu wollen. Dort wurde Plutonium produziert.
Satellitenbild der Atomanlage in Yongbyon in Nordkorea (undatiertes Archivfoto), Foto: dpa
Hat Nordkorea Yongbyon wieder in Betrieb genommen?Bild: picture-alliance / dpa

Nach Angaben von El Baradei beobachteten IAEA-Inspekteure, dass einige bereits abmontierte Geräte in Yongbyon wieder installiert wurden. Die Anlage sei aber weiterhin in einem "abgeschalteten Zustand". Er hoffe, dass Nordkorea dazu bewegt werden könne, sich wieder an die internationalen Abmachungen zu halten, sagte El Baradei weiter.

USA in der Bringschuld?

Der knapp hundert Kilometer nördlich von Pjöngjang gelegene Reaktor war im Sommer vergangenen Jahres abgeschaltet worden. Nordkorea hatte sich im Zuge der so genannten Sechser-Gespräche mit der schrittweisen Aufgabe seines Atomprogramms einverstanden

erklärt. Im Gegenzug sollte Pjöngjang mit Energielieferungen, der Aufhebung von Sanktionen und internationaler Aufwertung entschädigt werden.

Mohamed ElBaradei (l.), Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Foto: dpa
Vorwürfe an Pjöngjang: IAEA-Chef El BaradeiBild: picture-alliance /dpa

Nordkorea begründete nun die Wiederinbetriebnahme Yongbyons damit, dass die USA sich weigerten, das Land von seiner Liste der "Schurkenstaaten" zu nehmen. Washington fordert eine strikte Überwachung der nordkoreanischen Atomanlagen durch externe Beobachter, bevor es Nordkorea von der Liste streicht.

Iran auf der Agenda

Der Gouverneursrat IAEA hat am Montag seine Beratungen aufgenommen. Neben Nordkorea steht auch der andauernde Atomstreit mit dem Iran im Mittelpunkt des mehrtägigen Treffens. Die Vertreter der 35 Mitgliedsländer des Rats haben Teheran mangelnde Zusammenarbeit mit der UN-Atombehörde vorgeworfen. Es sei "bedauerlich", dass es bei der Aufklärung einer möglichen militärischen Dimension des Atomprogramms keine Fortschritte gebe, sagte El Baradei am Morgen, "diese ist weiterhin besorgniserregend", warnte der Diplomat. Unter anderem geht es bei den fraglichen Dokumenten um Pläne, mit deren Hilfe Sprengköpfe für die iranische Mittelstreckenrakete Shahab-3 so umgebaut werden könnten, dass sie auch Atombomben tragen könnten.

Die Nukelaranlage Natans im Iran, Foto: AP
Das zweite Sorgenkind der IAEA: IranBild: AP

Dem IAEA-Bericht zufolge hat der Iran seine Anlage zur umstrittenen Urananreicherung in Natans weiter ausgebaut. Der UN-Sicherheitsrat hat Teheran in vier Resolutionen zur Aussetzung aller Aktivitäten aufgefordert, die der Entwicklung von Atomwaffen dienen könnten. Der iranische UN-Botschafter in Wien, Ali Asghar Soltanieh, wies die Forderungen El Baradeis zurück: Er bezeichnete die erwähnten Dokumente als "Fälschung" der USA. "Für den Stillstand (in der Kooperation mit der IAEA) sind die USA verantwortlich", sagte der Botschafter. (ina)