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Ein paar Milliarden Tüten weniger

7. Juni 2018

20 Cent mit großer Wirkung: Seit deutsche Kunden im Supermarkt für Plastikbeutel ein paar Cent bezahlen müssen, greifen immer weniger zur Tüte aus Plastik. Der Verbrauch ist um ein Drittel gesunken - geht aber weiter.

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Einkauf mit vielen Plastiktüten
Bild: picture-alliance/empics/A. Devlin

2017 wurden in Deutschland 1,3 Milliarden Tüten weniger als im Vorjahr in Umlauf gebracht – es blieben aber immerhin noch 2,4 Milliarden. Dabei geht es nur um Tragetaschen; dünne, transparente Tüten etwa für Obst und Gemüse sind noch nicht einmal mitgezählt.

Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze zeigte sich zufrieden mit dem Zwischenstand: "Einweg-Plastiktüten haben sich als überflüssig erwiesen. Sie sind heute ein Auslaufmodell, auch weil es gute Alternativen gibt", sagte die Ministerin. Einer Umfrage zufolge nutzen mittlerweile 85 Prozent der Kunden für ihren Lebensmitteleinkauf Tragehilfen, die sie von zu Hause mitgebracht haben, vor allem Stoffbeutel oder den klassischen Einkaufskorb. Für die Erhebung befragte das Institut Splendid Research gut tausend Kunden.

Ganz ohne Plastiktüte

Die Nutzung von Plastiktüten einzudämmen, ist auch ein erklärtes Ziel der EU. So sieht die Plastiktüten-Richtlinie von November 2016 vor, dass bis 2019 die Nutzung von Einweg-Plastiktaschen im Vergleich zu 2010 um 80 Prozent verringert wird. In Deutschland verpflichtete sich der Handel daraufhin, die kostenlose Abgabe von Plastiktüten einzuschränken.

Zur Jahrtausendwende wurden in Deutschland noch sieben Milliarden Tüten pro Jahr verbraucht, fast dreimal so viele wie heute. Der Selbstverpflichtung, Plastiktüten nicht mehr umsonst abzugeben, haben sich rund 360 Unternehmen verschrieben, noch mehr machen informell mit und verlangen zum Beispiel 15 oder 20 Cent pro Tüte. "Viele große Handelsketten haben die Plastiktüte mittlerweile völlig abgeschafft. Das schlägt sich positiv in der Statistik nieder", sagte der Präsident des Einzelhandelsverbandes HDE, Josef Sanktjohanser.

Plastikmüll am Atlantik
Plastikmüll am AtlantikstrandBild: DW/G. Rueter

"Mehr Plastik als Fische"

Weltweit sind aber immer noch jedes Jahr bis zu 5 Billionen Plastiktüten in Umlauf. Das geht aus einem Bericht der Vereinten Nationen hervor. Nur etwa neun Prozent der neun Milliarden Tonnen Plastik, die bislang weltweit hergestellt wurden, seien wiederverwertet worden, hieß es in dem Bericht. Große Mengen an Plastikmüll fänden ihren Weg in die Ozeane, sagte der Chef der UN-Umweltbehörde UNEP, Eric Solheim, bei der Vorstellung des Berichts in Neu Delhi. "2050 wird mehr Plastik in unseren Meeren schwimmen als Fische", sagte dazu der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller. Das zerstöre auch die Lebensgrundlage von 800 Millionen Menschen, die vom Fischfang lebten.

In dem UN-Bericht analysiert die Organisation Programme zur Reduzierung von Plastikmüll in 60 Ländern und schlägt eine Reihe von Maßnahmen vor. Am effizientesten sind demnach gezielte Verbote und Abgaben. In der EU dürfen bis Ende 2025 höchstens noch 40 sogenannte leichte Kunststofftragetaschen pro Einwohner und Jahr verbraucht werden. Deutschland liegt schon jetzt unter dieser Quote.

ar/hg (dpa, afp , KNA)