1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Noch dreht sich das Kandidaten-Karussell

19. Februar 2012

Wer wird neuer Bundespräsident und damit Nachfolger von Christian Wulff? Bei den Beratungen der Parteien sind zur Zeit vier Namen im Gespräch. Unter ihnen nimmt Joachim Gauck zumindest derzeit die führende Rolle ein.

https://p.dw.com/p/145kC
Die Langzeitbelichtung vom Mittwochabend (21.09.2011) beim Oktoberfest in München (Oberbayern) zeigt ein Kettenkarussel vor dem blauen Himmel. Das größte Volksfest der Welt dauert noch bis zum 03.10.2011. Foto: Michael Vogl dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
KettenkarussellBild: picture-alliance/dpa

Die Kandidatensuche für die Nachfolge des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff gestaltet sich schwieriger als gedacht. Kann es auf eine erneute Kandidatur von Joachim Gauck hinauslaufen?

Sieger der Herzen

Der frühere Pastor und DDR-Bürgerrechtler war so etwas wie der "Sieger der Herzen" bei der Präsidentenwahl 2010, die er erst im dritten Wahlgang gegen Wulff verlor. Der heute 72-Jährige machte sich einen Namen mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit. Nach persönlichen Erfahrungen in zwei Diktaturen bezeichnet Gauck "Freiheit" als sein großes Lebensthema.

Joachim Gauck, Theologe und Publizist, aufgenommen am 28.04.2011 während der ZDF-Talksendung "Maybrit Illner" zum Thema: "Hochzeitsfieber - braucht auch Deutschland neue Helden?" im ZDF-Hauptstadtstudio im Berliner Zollernhof Unter den Linden. Foto: Karlheinz Schindler
Sein Name wird bei der Kandidatensuche am häufigsten genannt : Joachim GauckBild: picture-alliance/dpa

Als brillanter Redner ist er im In- und Ausland gefragt. Gauck wird auch in Union und FDP geschätzt. Sein Verhältnis zu Kanzlerin Angela Merkel gilt aber als schwierig. Möglicherweise auch deshalb nahm Gauck zu Spekulationen über eine eventuelle neue Kandidatur bislang nicht konkret Stellung.

Wortführer des Protestantismus

Als möglicher Kandidat für das Bundespräsidentenamt wird auch Wolfgang Huber gehandelt. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zählt zu den intellektuellen Vordenkern und bekanntesten Wortführern des deutschen Protestantismus. Der sprachgewandte Sozial- und Bioethiker sieht sich in der Nachfolge protestantischer Denker wie Dietrich Bonhoeffer, der 1945 von den Nazis hingerichtet wurde.

Wolfgang Huber, ehemaliger Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, spricht am Donnerstag (19.01.12) im Französischen Dom in Berlin bei der Trauerfeier fuer den Unternehmer Werner Otto von der Kanzel. Der Gründer des Versandhauses Otto war am 21.12.11 mit 102 Jahren in Berlin gestorben und soll in den nächsten Tagen in Hamburg beerdigt werden. Foto: Michael Gottschalk dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Theologe Wolfgang HuberBild: picture-alliance/dpa

Wie dieser ist Huber überzeugt, dass die Kirche sich in die gesellschaftliche Debatte einmischen muss. Bevor er 1994 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg wurde, hatte der Theologie-Professor ein SPD-Bundestagsmandat angestrebt. Der 69-Jährige hat sich stets für eine bessere Integration und gegen Ausländerhass eingesetzt.

Öko-Papst mit internationaler Erfahrung

Neben den beiden Kirchen-Vertretern Gauck und Huber wird Klaus Töpfer bei der Kandidatensuche für das Bundespräsidentenamt genannt. Der frühere Bundesumweltminister von der CDU gilt seit Jahren als "Öko-Papst" und respektabler Präsidenten-Kandidat. Er genießt auch bei SPD und Grünen Anerkennung. Töpfer war einer der beiden Chefs der von Merkel nach dem GAU von Fukushima ins Leben gerufenen Ethikkommission.

Der ehemalige Bundesumweltminister und Mitglied des DFB-Umweltbeirates, Klaus Toepfer (CDU), gestikuliert am Dienstag (21.06.11) bei einer Pressekonferenz in Berlin zum Thema "Fussball hinterlaesst Spuren: Das Umweltkonzept der FIFA Frauen-WM 2011". Auf der Pressekonferenz wurde das Umweltkonzept der Fifa Frauen-WM 2011 vorgestellt. Foto: Steffi Loos/dapd
Der frühere Umweltminister Klaus TöpferBild: dapd

Töpfer hat bei Union und FDP aber nicht nur Freunde. FDP-Chef Philipp Rösler nannte ihn einen "konservativen Weltverbesserer". Sicher ist: Töpfer hat nicht nur in der Bundespolitik gewirkt, sondern er besitzt auch internationale Erfahrung: Von 1998 bis 2006 war er Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen in Nairobi.

'Sonnenkönigin vom Römerberg"

Neben den drei Männern, die als mögliche Kandidaten für das höchste Amt im deutschen Staat gehandelt werden, wird schließlich auch der Name einer Frau genannt. Gemeint ist Petra Roth: Die kommunale Spitzenpolitikerin war 17 Jahre das Gesicht der Finanzmetropole Frankfurt am Main. Im Sommer will die 67-jährige CDU-Politikerin vorzeitig von ihrem Amt in Frankfurt am Main zurücktreten, um das Feld für einen Generationenwechsel freizumachen, wie sie selbst sagt.

Hessen/ ARCHIV: Die Frankfurter Oberbuergermeisterin Petra Roth (CDU) posiert im Rathaus Roemer in Frankfurt am Main im Vorzimmer zu ihrem Buero (Foto vom 01.11.11). Roth wird als moeglicher Kandidat fuer die Nachfolge des am Freitag (17.02.12) zurueckgetretenen Bundespraesidenten Christian Wulff gehandelt. (zu dapd-Text)
Die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra RothBild: picture-alliance/dpa

Die langjährige Präsidentin des Deutschen Städtetags gilt als umgängliche Politikerin, die mit den Bürgern ins Gespräch kommt. Sie ist stolz auf den interreligiösen Dialog der drei Kirchen in Frankfurt und die Einbürgerung von mehr als 30.000 Ausländern. Wegen ihres präsidialen Stils wurde sie aber auch schon als "Sonnenkönigin vom Römerberg" verspottet.

haz/ml (dpa, kna)