Niki Lauda: Der Mann mit der roten Kappe
Niki Lauda ist tot. Dreimal war der Österreicher Formel-1-Weltmeister, auch danach blieb er eine Institution in der Königsklasse des Automobilsports. Sein Leben war geprägt von Erfolgen, aber auch dunklen Stunden.
In die Formel 1 eingekauft
Schon als junger Rennfahrer gibt es für Niki Lauda nur ein Ziel: die Formel 1. 1971 erkauft sich der damals 22-Jährige beim Rennstall March ein. Drei Jahre später hat Lauda den legendären Enzo Ferrari von seinem Talent überzeugt. Fortan startet er für die "Scuderia Ferrari". Seinen ersten von insgesamt 25 Grand-Prix-Siegen feiert er im April 1974 in Spanien.
Erster WM-Titel 1975
Bereits in seinem zweiten Jahr bei Ferrari beschert Lauda den "Roten" den heiß ersehnten Weltmeistertitel - den ersten für Ferrari seit dem Titelgewinn von John Surtees 1964. Bei fünf von 14 Saisonrennen steht Lauda ganz oben auf dem Podest, wie hier beim Grand Prix in Le Castellet, den er vor dem Briten James Hunt (l.) gewinnt.
Unfall auf der Nordschleife
Auch 1976 liegt Lauda nach fünf Siegen und zwei zweiten Plätzen auf Titelkurs, als ihn am 1. August das Schicksal ereilt: Auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings gerät sein Ferrari ins Schleudern, prallt gegen die Leitplanken und fängt Feuer. Andere Rennfahrer ziehen Lauda aus dem brennenden Ferrari. Vier Tage lang ringt er mit dem Tod. Er überlebt wie durch ein Wunder.
"Mein Leben ist wichtiger als der Titel"
Nur sieben Wochen nach seinem schrecklichen Unfall gibt Lauda sein Formel-1-Comeback. Vor dem letzten Rennen in Fuji in Japan führt der Österreicher in der WM-Wertung knapp vor James Hunt. Im strömenden Regen stellt Lauda seinen Ferrari nach zwei Runden ab. "Das Rennen war ein Wahnsinn. Mein Leben ist mir wichtiger als der Titel", sagt er hinterher. Hunt wird Dritter und damit Weltmeister.
Zweiter WM-Titel 1977
Seit seinem Ausstieg in Fuji hat Lauda einen schweren Stand bei Ferrari. Er antwortet den Kritikern auf seine Art: Mit drei Grand-Prix-Siegen - unter anderem in Hockenheim (Bild) - und sieben weiteren Podiumsplatzierungen wird Lauda 1977 zum zweiten Mal Weltmeister. Nach der Saison wechselt der Weltmeister zu Brabham. Die rote Kappe eines Sponsors wird fortan zu Laudas Markenzeichen
Dritter WM-Titel 1984
1979 tritt Lauda als Formel-1-Pilot zurück: "Ich habe plötzlich gespürt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als mit dem Auto im Kreis herumzufahren." 1982 gibt Lauda sein Comeback bei McLaren. Zwei Jahre später wird er zum dritten Mal Weltmeister. Ein halber Punkt Vorsprung trennt ihn am Ende von Teamkollege Alain Prost (r.) - der knappste Abstand der Formel-1-Geschichte.
Flugunternehmer
Sein letztes Formel-1-Rennen fährt Lauda im November 1985, anschließend tritt er zum zweiten Mal zurück, diesmal endgültig. Schon 1979, nach seinem ersten Rücktritt, hat der Österreicher eine eigene Fluglinie gegründet: Lauda Air. Nachdem er sich vom Rennsport verabschiedet hat, widmet er sich vorrangig seinem Flugunternehmen. 1990 erhält Lauda Air die Lizenz, weltweit Flüge anzubieten.
Flugzeugabsturz in Thailand
Im Mai 1991 stürzt eine Boeing 767 der Lauda Air nördlich von Bangkok ab. Alle 223 Insassen kommen ums Leben. Lauda besucht die Absturzstelle und wird von Selbstzweifeln geplagt: "Wenn ich mit einem Formel-1-Auto gegen die Leitschienen donner' und tot bin - selber schuld. Das Risiko hab ich ja gewählt", sagt Lauda in einem Interview. "Beim Fliegen aber hab' ich kein Risiko gewählt, im Gegenteil."
Formel-1-Rückkehr als Berater
1992 ist Niki Lauda wieder zurück in der Königsklasse des Automobilsports. Ferrari-Chef Luca di Montezemolo holt ihn als Berater zur Scuderia. Lauda hat maßgeblichen Anteil daran, dass Michael Schumacher (l.) 1996 zu Ferrari wechselt. Wenig erfolgreich verläuft später Laudas Zeit als Rennleiter und dann Teamchef des Formel-1-Teams Jaguar. Ende 2002 wird Lauda rausgeschmissen.
Verantwortlicher für Mercedes-Dominanz
Als das Mercedes-Team 2012 die Verpflichtung des britischen Piloten Lewis Hamilton (l.) für die folgende Saison bekannt gibt, verkündet der Konzern gleichzeitig, dass Niki Lauda den Vorsitz im Aufsichtsrat des Rennstalls übernimmt. Lauda steht damit auch für die erfolgreichste Zeit in der Geschichte der Silberpfeile: Seit 2014 dominiert Mercedes die Formel 1 und holt fünf WM-Fahrertitel in Serie.
Zwei Ehen, fünf Kinder
15 Jahre lang, von 1976 bis zur Scheidung 1991, hält Laudas Ehe mit seiner ersten Frau Marlene, mit der er zwei Söhne hat. Einen weiteren Sohn hat er aus einer unehelichen Beziehung. 2008 heiratet Lauda erneut. Mit seiner zweiten Frau Birgit (l.) hat er einen Sohn und eine Tochter. Die Zwillinge werden 2009 geboren, mit 60 Jahren wird Lauda noch mal Vater.
Friedlich eingeschlafen
Laudas Unfall 1976 auf dem Nürburgring hat Spätfolgen. Er erhält zwei Spendernieren: 1997 von seinem jüngeren Bruder Florian, 2005 von seiner späteren Frau Birgit. Im Sommer 2018 muss sich Lauda einer Lungentransplantation unterziehen. In den letzten Wochen verschlechtert sich sein Zustand. Am 20. Mai wird mitgeteilt, dass Lauda "im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen" sei.