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Nigerias Ebola-Hotline

Adrian Kriesch3. September 2014

Nigeria kämpft darum, wieder ein Ebola-freies Land zu werden. Teil der intensiven Aufklärungsarbeit ist eine kostenfreie Ebola-Hotline. Dort steht das Telefon nicht still, die Menschen haben Angst.

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Ebola Hotline in Lagos (Foto: Adrian Kriesch)
Bild: DW/A. Kriesch

Bodunrim Kehinde Paul sitzt vor seinem Computer. Head-Set am Ohr, Kugelschreiber in der Hand. Der Anrufer berichtet von einem Nachbarn, der möglicherweise Ebola habe. "Welche Symptome hat die Person?", fragt Paul. "Fieber", antwortet der Anrufer. "Und sein Körper juckt."

Paul ist Arzt und arbeitet bei der Ebola-Hotline - eine kostenfreie Rufnummer, eingerichtet von der Regierung der Wirtschaftsmetropole Lagos. Normalerweise betreut er Patienten im Universitätskrankenhaus von Lagos. Doch vor vier Wochen hat er sich freiwillig gemeldet, um bei der Ebola-Hotline zu arbeiten. Im Schnitt nehmen die Ärzte und Medizinstudenten in dem Call Center 500 Anrufe am Tag entgegen. Zwei Ebola-Fälle wurden bereits dank der Hotline ausfindig gemacht. Paul ist stolz darauf.

Bodunrim Kehinde Paul ist ein freiwilliger Arzt in Lagos (Foto: Adrian Kriesch)
„Resultate sind gut“: Arzt Bodunrim Kehinde PaulBild: DW/A. Kriesch

Kampf gegen Vorurteile

Doch der Arbeitsalltag kann auch frustrierend sein. Ständig bricht das Telefonnetz zusammen - fast Normalität im bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Bei aller Geduld und Verständnis - über manche Anrufe muss der Mediziner auch schmunzeln. "Ein Mann hat hier ganz aufgeregt angerufen und gesagt, dass eine Frau aus Liberia normalerweise Essen gegenüber von seinem Haus verkauft", berichtet der Arzt. "Jetzt sei sie verreist - also sollten die Behörden sie sofort festnehmen, sobald sie wieder am Flughafen ankommen würde."

Ende Juli war ein Mann mit dem Flugzeug aus Liberia nach Nigeria gereist und hatte das Ebola-Virus eingeschleppt. Seitdem gab es 18 Ebola-Fälle im Land, am Mittwoch (03.09.2014) starb der siebte Patient. Angst und Vorurteile gegenüber Menschen aus dem Risikogebiet stiegen rasant. Am Sonntag nahm die Polizei in Lagos aus Furcht vor der Krankheit in zwei Hotels 39 Bürger aus der Demokratischen Republik Kongo und Sierra Leone fest.

Ebola Hotline in Lagos: Aufklärungs-Comic (Foto: Adrian Kriesch)
Comic zur Aufklärung über EbolaBild: DW/A. Kriesch

Aufklärungskampagne über soziale Medien

Lawal Bakare sieht als Kernaufgabe der Hotline deshalb vor allem Aufklärung. Der junge Mediziner leitet "Ebola Alert", eine multimediale Aufklärungskampagne. Die Ebola-Hotline, eine interaktive Website, Twitter, Expertenchats - Bakare ist stolz darauf, was er und sein Team in kürzester Zeit aufgebaut haben. "Allein bei Twitter haben wir mehr als zwei Millionen Menschen erreicht", so Bakare. In den sozialen Medien verbreiten sich auch regelmäßig Gerüchte über Ebola. Vor wenigen Wochen hieß es dort, Salzwasser schütze vor Ebola. Zwei Nigerianer kamen daraufhin wegen exzessiven Salzkonsums ums Leben, mehrere wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Am Wochenende kursierte im Internet ein Flyer von einem Pastor, der angeblich gegen Ebola immunisieren kann. "Das ist gefährlich", warnt Bakare. "Wenn jemand mit Ebola-Symptomen in die Kirche kommt, könnte er auch den Pastor anstecken." Bei Twitter gab es sofort einen Aufschrei, einige Teilnehmer forderten, den Pastor zu verhaften.

Mann im Ebola Hotline-Zentrum (Foto: Adrian Kriesch)
Arzt Lawal Bakare konnte viele Freiwillige für seine Kampagne gewinnenBild: DW/A. Kriesch

"Hoffentlich ist unserer Job bald überflüssig"

Während andere Länder in Westafrika verzweifelt versuchen, die Epidemie unter Kontrolle zu bringen, konnte Nigeria einen größeren Ausbruch bisher verhindern. Alle Ebola-Patienten im Land hatten direkten oder indirekten Kontakt zu dem eingereisten Liberianer. "Wir haben Glück, dass dieser Fall rechtzeitig entdeckt wurde", sagt Bakare und lobt, dass das das Bewusstsein gegenüber der Krankheit in kürzester Zeit gestiegen sei.

Ebola Hotline in Lagos Aufklärung bei Twitter (Foto: Adrian Kriesch)
Ebola Alert: Aufklärung per TwitterBild: Twitter

Der freiwillige Call-Center-Arzt Bodunrim Kehinde Paul ist überzeugt, dass er bald in sein Krankenhaus zurückkehren kann: "Wir beten und hoffen, dass unser Job hier bald überflüssig und die Epidemie vorbei ist."