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Nigerias Frauen fehlt Unterstützung

Flourish Chukwurah Lagos, Nigeria
7. Juni 2019

Das Nationalteam Nigerias ist bereit für die Frauen-WM, aber selbst die besten Fußballerinnen müssen in Nigeria immer noch um Anerkennung kämpfen. Neue Sponsoren und Veränderungen in der heimischen Liga geben Hoffnung.

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Fußball West African Football Union | Finale Nigeria - Elfenbeinküste
Bild: Getty Images/AFP/I. Sanogo

"Jeden Tag erinnern sie mich nur daran, dass ich im Haus eines Mannes landen werde", sagt Monday Gift. Die 18-Jährige ist Abwehrspielerin in Nigerias U20-Frauen-Mannschaft. Fußball auf höchstem Niveau zu spielen, war schon immer ihr Traum, aber wie in vielen anderen afrikanischen Familien stieß dieser Gedanke bei ihren Eltern nicht auf viel Gegenliebe, vor allem nicht weil er von einer der Töchter kam. In den meisten Fällen erwarten die Familien nämlich, dass Frauen zur Schule gehen, einen Job bekommen und schließlich heiraten.

"Ich habe zugestimmt, für sie zur Schule zu gehen und für mich Fußball zu spielen", erinnert sich Gift an die Diskussionen mit ihren Eltern. Keines ihrer Familienmitglieder kam jemals, um bei einem ihrer Spiele dabei zu sein, bis sie 2012 als Zehnjährige bei einem großen regionalen Sportereignis antrat - ein Tag, den sie nie vergessen wird. Gift erinnert sich an die Freude, die sie empfand, als ihr Name als beste Torschützin und wertvollste Spielerin des Wettbewerbs bekannt gegeben wurde.

Das war ihre Chance, ihren Eltern endlich zu beweisen, dass es für sie eine Zukunft im Fußball gibt. Aber das hat trotz des Erfolgs bis heute nicht geklappt. Auch noch nach ihrer Berufung in die Jugend-Nationalmannschaft und der Teilnahme an der FIFA U-20-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr sind ihre Eltern nicht ganz überzeugt.

Nigeria Lagos | Fußballverein FC Robo Queens | U20-Nationalspielerin Monday Gift
Monday Gift möchte - anders als es das traditionelle Rollenbild in ihrer Heimat vorsieht - mit Fußball ihr Geld verdienenBild: DW/F. Chukwurah

Ihre Mutter erinnert Monday Gift immer noch daran, dass ihre ultimative Leistung darin bestehe, zu heiraten. Dabei ist die talentierte Tochter auf dem besten Weg, sich auch bei den Erwachsenen durchzusetzen. Zurzeit spielt sie für einen der beliebtesten Frauenklubs Nigerias, den FC Robo, der seine Heimat in der nigerianischen Millionenmetropole Lagos hat.

Finanzielle Belohnungen nur im Ausland

Der Verein wurde 1999 vom ehemaligen Profi-Fußballer Emmanuel Osahon Orobosa als Männer-Fußballklub gegründet. Orobosa erweiterte schließlich das Repertoire und gründete ein Frauen-Team, die FC Robo Queens. "Die Leute glauben, dass der Platz für die Frau in der Küche ist, sie glauben nicht, dass sie durch Sport etwas aus dem Leben machen können", sagt Orobosa der DW. "Aber für mich ist es ein ganz anderes Ballspiel." Der Verein dient auch als Akademie, in der Mädchen und Jungen von klein auf ausgebildet werden. Orobosa kann nicht genau zählen, wie viele Frauen er seit der Gründung des FC Robo trainiert hat, aber momentan hat der Verein 150 Spielerinnen und Spieler.

Orobosa finanziert die Männer- und Frauenmannschaften aus eigener Tasche. Er sagt, dass seine Mädchen aufgrund der finanziellen Engpässe, mit denen er als privater Klubbesitzer in Nigeria konfrontiert ist, doppelt so hart trainieren müssen, um in der Premier League der Frauen zu glänzen, damit sie hoffentlich von einer ausländischen Mannschaft wahrgenommen und unter Vertrag genommen werden. "Der einzige Weg, wie sie Geld verdienen können, ist, wenn sie ins Ausland gehen. Deshalb trainieren wir viel", sagt Orobosa.

Nigeria Lagos | Fußballverein FC Robo Queens | Emmanuel Osahon Orobosa, Trainer
Engagierter Förderer: Emmanuel Osahon Orobosa macht keinen Unterschied, ob er Frauen oder Männer trainiertBild: DW/F. Chukwurah

In diesem Jahr schafften es einige seiner Spielerinnen in die Nationalmannschaft. Sie werden Nigeria bei der Frauen-Weltmeisterschaft in Frankreich vertreten. Für Monday Gift kam dieser Schritt noch ein bisschen zu früh. Sie ist weiterhin Mitglied der U20-Nationalmannschaft und fährt nicht mit nach Frankreich.

Viele der heimischen Nationalspielerinnen wurden aufgrund ihrer herausragenden Leistungen in der lokalen Liga ausgewählt. Doch trotz des guten sportlichen Niveaus, hat die Liga finanziell zu kämpfen. Der Frauenfußball in Nigeria hat noch immer Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit von Sponsoren, Investoren und sogar Zuschauern auf sich zu ziehen.

Das Ligasystem und die Intervention

Die aus 16 Teams bestehende Nigeria Women's Premier League ist die führende Liga des Landes. Die Teams sind in zwei Achtergruppen aufgeteilt und müssen sieben Heim- und sieben Auswärtsspiele bestreiten. Nach der Saison steigen die beiden am schlechtesten platzierten Vereine in die Nigeria Women's Pro-League ab.

Viele frühere Spielzeiten mussten abgebrochen werden, weil die meisten Klubs es sich nicht leisten konnten, die mit der Teilnahme verbundenen Kosten über die Dauer einer gesamten Saison zu tragen. "Wir haben niemanden, der uns in irgendeiner Weise finanziell unterstützt. Was wir also intern generieren können, ist das, was wir auch wieder in die Liga bringen", sagt Aisha Falode, Vorsitzende der Nigeria Womens Football League (NWFL).

Nigeria Frauenfußball FC Robo
Die FC Robo Queens (Foto von 2015) spielen in der höchsten nigerianischen Frauen-Liga, der Premier LeagueBild: DW/S. Olukoya

Um zu verhindern, dass einige Mannschaften nicht zu allen Spielen antreten können, beschloss die NWFL, die Klubs selbst zu finanzieren. "Wir wussten, dass wir etwas tun mussten, um das Vertrauen der Öffentlichkeit, aber auch der Vereine und der Spieler zurückzugewinnen", sagt Falode. "Es bedeutet, dass du eine Saison spielen kannst, ohne dass sie aus irgendeinem Grund verkürzt werden muss. Es ist eine große Last, aber es ist ein Opfer, das wir von unserer Seite bringen müssen. Auch wenn wir noch keine Investoren im Spiel haben."

Seit zwei Jahren arbeitet die NWFL daran, die Sichtbarkeit des Frauenfußballs in Nigeria zu verbessern. Unter anderem hat der Liga-Verband weitere Wettbewerbe ins Leben gerufen, das Preisgeld für die Gewinner erhöht, und man arbeitet an internationalen Partnerschaften.

Sponsoren kommen an Bord

Eine der wettbewerbsfähigsten Veranstaltungen, die entwickelt wurden, ist ein Vorsaison-Turnier namens "The Super 4". "Das war eine große Wende für uns, die erste Ausgabe war sehr erfolgreich", sagt Falode. "Die Leute begannen nun zu erkennen, dass es eine Frauenliga gab. Die Presse begann ebenfalls, sie zu verfolgen und zu berichten, so dass wir es regelmäßig auf die Sportseiten geschafft haben ", sagte Falode.

Trotz dieser Bemühungen war es eine gewaltige Aufgabe, Unternehmen davon zu überzeugen, die Ligen oder einzelne Klubs finanziell zu unterstützen. Die Menschen scheinen den nigerianischen Frauenfußball noch nicht als ernsthafte Investition zu betrachten. Keines der Spiele wird im Fernsehen übertragen, und die Zahl der Stadionbesucher ist immer noch sehr gering.

"Es ist nicht demoralisierend für uns, es fordert uns heraus, weiterhin das zu tun, was wir tun, und dabei konsequent zu sein", sagt Falode dennoch. "Und wenn wir konsequent sind und die Leute dadurch erkennen, dass es keine einmalige Sache ist, werden sie vielleicht trotzdem kommen."

Langsam aber sicher

Nigeria - Frauenfußballmannschaft
Nigerias Superfalcons - Afrikas stärkstes FrauenteamBild: Getty Images/AFP/I. Sanogo

In diesem Jahr erhielt die nigerianische Frauenmannschaft - die Super Falcons - erstmals ein großes Mediensponsoring für einen TV-Spot mit dem provokanten Titel "We've got balls" ("Wir haben Eier"). Der Spot zeigt eine rein weibliche Besetzung und Crew. Die deutsche Frauenmannschaft hatte im vergangenen Monat eine thematisch sehr ähnliche Werbekampagne veröffentlicht.

"Wir sind stolz darauf, mit den Super Falcons und dem Siegesgeist verbunden zu sein, der aus ihnen den Vorreiter für den Frauenfußball in Afrika und den globalen Fußball gemacht hat", sagte einer der Sponsorenvertreter einer Lokalzeitung.

In der Tat ist Nigerias Frauenmannschaft trotz aller Hürden und Widrigkeiten eine der besten auf dem Kontinent. Neunmal haben die Super Falcons schon den Afrika-Cup gewonnen. Sie waren sechsmal für die Olympischen Spiele qualifiziert und nehmen in Frankreich an ihrer achten Weltmeisterschaft teil.

Für junge Spielerinnen wie Monday Gift ist das ein riesiger Ansporn. Sie und ihre jungen Mitstreiterinnen haben die absolute Spitze im Blick. "Ich habe vor, auf internationaler Ebene auf dem höchsten Niveau zu spielen", sagt Gift der DW und weiß schon jetzt: Bei der nächsten Weltmeisterschaft, die im Jahr 2023 stattfinden wird, will sie unbedingt dabei sein.