Niedrigwasser legt Binnenschiffer trocken
3. Oktober 2003"Wir bekommen die Probleme in den Griff", sagt Andreas Stolte von der Kölner Container-Terminal GmbH (CTS), "aber wir müssen zusätzlichen Aufwand betreiben." Nur noch zu einem Drittel können die Containerschiffe beladen werden, sonst würden sie auf Grund laufen.
Margen der Binnenschiffer schrumpfen
Das heißt für Andreas Stolte, dass er mehr Schiffe losschicken oder auf LKWs und die Bahn umsteigen muss. Verluste mache die CTS noch nicht, aber "die Marge, die ohnehin in der Transportwelt sehr gering ist, ist deutlich weiter geschrumpft".
Die Schiffe der CTS fahren von Köln nach Rotterdem, Antwerpen und Zeebrügge und zurück - insgesamt werden so 300.000 Container-Einheiten im Jahr bewegt. In den Niederlanden sind die Probleme mit dem Niedrigwasser nicht so groß. Innerhalb des Landes wird viel auf Kanälen gefahren, dort kann die Wasserhöhe konstant gehalten werden.
Ladung bleibt in Häfen liegen
Auf dem Rhein, der hier Waal heißt, gebe es aber ähnliche Probleme wie in Deutschland, sagt Antoon Roos, Geschäftsführer des holländischen Arbeitgeberverbandes der Binnenschifffahrt: "In den Häfen bleibt ein Teil der Ladung liegen, weil die Schiffe nicht voll beladen werden können."
Auch hier weiche man auf Bahn und LKWs aus, und das funktioniere ganz gut. Bis heute gelingt es zum Beispiel, Thyssen-Krupp in Duisburg mit Erz aus Übersee zu versorgen. Arbeitsplätze bei den Binnenschiffern sieht Roos nicht gefährdet: "Die Preise für die Ladung und die Verlader gehen in die Höhe, aber für die Binnenschiffer selbst geht es noch."
Zuschläge reichen nicht aus
Das Ausmaß der wirtschaftlichen Verluste für die deutschen Binnenschiffer sei allerdings noch gar nicht abzusehen, heißt es beim Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt. Anfang des Sommers hätten die Unternehmen die Lage noch gelassen gesehen, denn in der Schifffahrt gibt es die sogenannten Kleinwasserzuschläge. Muss ein Kapitän wegen Niedrigwasser weniger Ladung aufnehmen, bekommt er vom Auftraggeber mehr Geld. Doch selbst die Zuschläge von 100 Prozent, die zur Zeit gezahlt würden, reichten nicht aus, um den Binnenschiffern die Verluste zu ersetzen.
Je weiter die Schiffe den Rhein hinauf fahren müssen, um so schwieriger wird die Situation. Einige Transportunternehmen, so zum Beispiel die Frankenbach GmbH mit Sitz in Mainz, mussten den Schiffsverkehr zeitweise ganz einstellen.
Laderäume bleiben leer
Bei der holländischen Danser Container Line fahren alle Schiffe noch, auch bis nach Straßburg-Kehl und Basel, sagt Direktor Ben Maelissa. Aber der Laderaum könne dort nur bis zu 20 Prozent gefüllt werden, also noch weniger als auf dem Niederrhein. "Es gibt enorme Probleme," so Maelissa weiter.
Am Anfang habe man bei Partnern und Kollegen Schiffe angemietet, doch je weiter die Pegelstände gefallen sind, umso weniger Schiffe konnten fahren – weil sie schon ohne Ladung zu viel Tiefgang haben. Auch die Danser Container Line ist auf Bahn und LKW umgestiegen, und bisher habe man alle Kunden bedienen können, betont Maelissa.
Fahrverbot auf vielen Flüssen
Nicht nur auf dem Rhein, auch auf Weser, Elbe und Oder können teilweise keine Schiffe mehr fahren. "Auf Elbe und Oder ist das nichts ungewöhnliches," sagt Silke Rademacher von der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz, "dort sind die Wasserstände im Sommer immer niedrig." Dadurch haben aber auch Tschechen und Polen die gleichen Probleme wie die deutschen Binnenschiffer.
Wann sich die Situation wieder normalisiert, könne keiner voraussagen. Immer wenn es regnet erhöhen sich die Pegelstände – allerdings nur ein bisschen. "Wann wir wirklich in Regionen kommen, dass Schiffffahrt überall wieder möglich ist oder sich besser rentiert, das kann noch Wochen dauern," so Rademacher. Hinzu komme, dass am Rhein der Wasserstand Ende Oktober und im November sowieso immer am niedrigsten sei: "Es kann also sein, dass die Wasserstände noch einmal fallen."