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Rücktritt wegen Deals mit Drogenbaron

12. Dezember 2015

Die Affäre um einen Drogenbaron hat für den dritten Rücktritt in der niederländischen Politik gesorgt: Anouchka van Miltenburg, die Präsidentin des Unterhauses, legte ihr Amt nieder.

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Niederlande Anouchka van Miltenburg Präsidentin Unterhaus
Bild: picture alliance/ANP/B. Maat

Im Skandal um Entschädigungszahlungen an einen Drogenbaron hat in den Niederlanden die Präsidentin des Unterhauses, Anouchka van Miltenburg (Artikelbild), ihr Amt niedergelegt. Sie habe sich für einen sofortigen Rücktritt entschieden, sagte die Politikerin aus der liberalen Partei VVD des niederländischen Regierungschefs Mark Rutte bei einer eilig anberaumten Pressekonferenz in Den Haag. Mit Miltenburg traten bereits drei hochrangige Politiker in der Affäre zurück.

Es geht um den Drogenbaron Cees Helman, der in den 80er und 90er Jahren an der Spitze eines internationalen Kartells gestanden hatte. Im Zuge einer 1993 begonnenen Ermittlung waren seine Konten in Luxemburg eingefroren worden. Da die niederländische Justiz nicht beweisen konnte, dass die Guthaben aus dem Drogenhandel stammten, war sie im Jahr 2000 verpflichtet worden, Helman einen Teil der Gelder zurückzuerstatten.

Millionen verschoben

Als 2014 der damalige Justizminister Ivo Opstelten zu der Angelegenheit befragt wurde, versicherte er, dass es keinen Hinweis auf diese Entschädigung gebe. Schließlich räumte er aber ein, dass es eine Einigung über die Rückzahlung von 1,25 Millionen Gulden (567.000 Euro) gegeben habe. Dokumente des Justizministeriums, die im März bekannt wurden, enthüllten aber, dass Helman in Wirklichkeit 4,7 Millionen Gulden erhalten hatte. Die Summe wurde demnach über Luxemburger Konten transferiert, ohne den niederländischen Fiskus darüber zu informieren.

Opstelten trat als Konsequenz zurück. Auch sein Stellvertreter Fred Teeven legte sein Amt nieder. Er hatte im Jahr 2000 als Staatsanwalt ohne Rücksprache mit seinen Vorgesetzten die Vereinbarung über Helmans Entschädigung abgezeichnet.

Diese Woche geriet dann Miltenburg in Bedrängnis, weil ihr Abgeordnete der Opposition vorwarfen, sie habe einer parlamentarischen Untersuchungskommission wichtige Informationen über die Affäre vorenthalten. Sie beriefen sich dabei auf Medienberichte, wonach Miltenburg bereits im November vergangenen Jahres von einem anonymen Informanten einen Brief mit Hinweisen zu der Affäre erhalten habe. Sie habe sich aber entschlossen, nichts zu unternehmen. Miltenburg wies die Anschuldigungen zurück, trat aber zurück, um nach eigenen Angaben Schaden vom Amt des Parlamentspräsidenten abzuwenden.

stu/wl (afp, ap)