Nicaragua schiebt Bischöfe und andere Geistliche nach Rom ab
15. Januar 2024In Nicaragua hat das links-sandinistische Regime zwei inhaftierte Bischöfe sowie 15 weitere Geistliche und zwei Seminaristen aus dem Gefängnis entlassen und in Richtung Vatikan ausfliegen lassen. Bei den Bischöfen handelt es sich um Rolando Álvarez und Bischof Isidoro del Carmen Mora Ortega. Das teilte die Präsidentschaft des mittelamerikanischen Landes in Managua mit.
Wie das Nachrichtenportal Vaticannews meldet, wurden insgesamt 19 Geistliche an diesem Montag vom Vatikan aufgenommen. Sie sollen in unterschiedlichen kirchlichen Einrichtungen untergebracht werden. In einer Stellungnahme bedankte sich die Regierung von Machthaber Daniel Ortega für die Vermittlungsbemühungen von Papst Franziskus und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Entschiedener Widersacher des Regimes
Rolando Álvarez gehört zu den schärfsten Kritikern des Ortega-Regimes. Der 57-Jährige wurde im August 2022 an seinem Sitz in der Stadt Matagalpa festgenommen. Im Februar 2023 verurteilte ihn ein Gericht unter anderem wegen der Untergrabung der nationalen Integrität und weiteren Delikten zu einer Haftstrafe von 26 Jahren. Der zuständige Richter erklärte damals, der Bischof sei ein "Landesverräter", der sich "der Konspiration und der Verbreitung von falschen Nachrichten" schuldig gemacht habe.
Álvarez hatte sich zuvor geweigert, zusammen mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die USA auszufliegen. Wie den Ausgewiesenen wurde ihm die nicaraguanische Staatsbürgerschaft aberkannt. Bischof Mora war im Dezember festgenommen worden, nachdem er in einem Gottesdienst zu Solidarität mit Bischof Álvarez aufgerufen hatte. Mora wirft dem linksgerichteten Staatschef Ortega vor die Religionsfreiheit zu unterdrücken.
Deutscher Bischof begrüßt Freilassung
Der Augsburger Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, begrüßte die "gute Nachricht". Die Gefangenschaft der mutigen Geistlichen, die der Willkür des Regimes die Stirn geboten hätten, sei nun zu Ende. "Andererseits ist es inakzeptabel, Kritiker des Landes zu verweisen, um ungestört weiterregieren zu können. Das ist despotisches Gebaren", kritisierte Meier.
Papst Franziskus hatte sowohl in seinem Angelusgebet am 1. Januar als auch in seiner Neujahrsansprache vor dem Diplomatischen Corps auf die Lage in Nicaragua aufmerksam gemacht. Im Oktober 2023 waren bereits zwölf nicaraguanische Priester aus der Haft entlassen worden. Auch sie wurden vom Vatikan aufgenommen und in kirchlichen Einrichtungen untergebracht.
Katholische Kirche unter Druck
Die Beziehungen zwischen der nicaraguanischen Regierung und der katholischen Kirche sind seit 2018 stark angespannt. Damals hatten Demonstranten, die den Rücktritt Ortegas forderten, Zuflucht in Kirchen gefunden. Der Präsident wirft dem katholischen Klerus vor, zusammen mit der Regierung der USA ein Komplott zu seinem Sturz zu schmieden.
Der ehemalige Guerillakommandant Ortega ist seit 2007 in dem zentralamerikanischen Land ununterbrochen an der Macht. Seine Kritiker werfen ihm vor, einen zunehmend autoritären Regierungsstil entwickelt zu haben und massiv gegen die Opposition vorzugehen, auch gegen die katholische Kirche. Der katholische Jesuitenorden, das Hilfswerk Caritas und christliche Radiosender wurden geschlossen und ihr Vermögen eingezogen.
Ortega hatte das Land bereits einmal zwischen 1979 und 1990 regiert, nachdem die von ihm angeführte Sandinisten-Guerilla den Diktator Anastasio Somoza gestürzt hatte.
kle/AR (epd, dpa, afp, kna)