Nibali nimmt Tour-Sieg ins Visier
14. Juli 2014Fünf Tage nach Titelverteidiger Christopher Froome ist mit Alberto Contador der zweite Top-Favorit der Frankreich-Rundfahrt zum tragischen Opfer eines Sturzes geworden. Der zweimaligen Tour-Sieger musste verletzt aufgeben. Der 31-jährige Spanier kam am französischen Nationalfeiertag auf der zehnten Etappe in der Abfahrt vom Petit Ballon schwer zu Fall, suchte zunächst noch einmal den Anschluss, stieg aber gut 80 Kilometer vor dem Tagesziel vom Rad.
Der Kapitän des Teams Tinkoff-Saxo nahm zuvor noch seinen australischen Mannschaftskollegen Michael Rogers kurz in den Arm und gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter, bevor er in der Abfahrt vom Markstein an die rechte Straßenseite fuhr und anhielt. Danach stieg er tief betrübt in das von Sportdirektor Bjarne Riis gelenkte Teamfahrzeug. "Er ist ernsthaft verletzt, der Sturz war dramatisch", sagte Philippe Mauduit, Sportlicher Leiter bei Tinkoff. Riis äußerte später gegenüber dem Magazin "Cyclingweekly" die Vermutung, dass es sich bei der Verletzung um einen Schienbeinbruch handeln könnte.
Tagessieger Nibali wieder in Gelb
Unterdessen nimmt Vincenzo Nibalis Griff nach dem Gesamtsieg immer konkretere Formen an. Einen ersten Vorgeschmack gab der 29 Jahre alte Kapitän des Teams Astana auf dem Teilstück von Mühlhausen zur Bergankunft in La Planche des Belles Filles. Der Italiener düpierte die Konkurrenz auf der bis zu 20 Prozent steilen Rampe ins Ziel, flog auf den letzten Metern noch am Spanier Joaquim Rodriguez vom Katjuscha-Team vorbei und schlüpfte nach seinem zweiten Tour-Tagessieg erneut ins "Maillot jaune". Die Frankreich-Rundfahrt scheint bereits vor der ersten Hochgebirgsetappe entschieden, der Australier Richie Porte vom Team Sky hat als Zweiter des Gesamtklassements 2:23 Minuten Rückstand.
Ein Sonderlob verdiente sich erneut auch Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin. Einen Tag nach seinem fulminanten Soloritt zum Etappensieg in Mühlhausen glänzte der 29-Jährige als Edelhelfer für den Polen Michal Kwiatkowski. Im Alleingang fuhr Martin auf dem Weg zum Petit Ballon, dessen Abfahrt zu Contadors Verhängnis wurde, das Loch zu einer Fluchtgruppe zu, die sich bereits einen Vorsprung von rund drei Minuten erarbeitet hatte. In der Folge bolzte Martin an der Spitze der Fluchtgruppe unerbittlich Tempo, erst 20 Kilometer vor dem Ziel am Col des Chevreres ging dem kämpferischsten Fahrer des Tages die Puste aus. Kwiatkowski zog das Tempo an und duellierte sich mit Rodriguez, musste aber auf dem Schlussanstieg abreißen lassen.
Am Dienstag heißt es für das Peloton Kräfte sammeln und Wundenlecken. Am ersten Ruhetag der Tour stehen ausgiebige Massagen und nur kürzere Trainingsausritte auf dem Programm. Am Mittwoch führt die elfte Etappe über 187,5 km von Besancon nach Oyonnax.
ck/kd (sid, dpa)