iPhone 5 mit Lasertastatur
13. September 2012Aus dem Hause Apple ist ein neues Telefon gekommen. Wieder einmal. Das iPhone 5 wurde am Mittwoch (12. September 2012) im kalifornischen Cupertino vorgestellt. In den Presseeinladungen stand: "Es ist fast da". Und das wiederum klang wie: "Beruhigt euch, ihr Journalisten und Multiplikatoren, wir erlösen euch in wenigen Tagen von eurer unerträglichen Spannung."
Das ist nicht weit her geholt. Jedes Mal, wenn Apple ein neues Gerät herausbringt, kocht die Gerüchteküche im Netz. In unzähligen Blogs und Videos tauchen Details auf, die angeblich aus der streng geheim gehaltenen Produktion nach außen gedrungen sein sollen. Ein paar bruchstückhafte Informationen werden auch schonmal absichtlich lanciert: Auf diese Art und Weise schnipst Apple mal kurz mit den Fingern und schon läuft die Maschinerie los – fast von alleine. Damit hat Apple ein Alleinstellungsmerkmal, das der Firma niemand und kein Prozess dieser Welt streitig machen kann. Wenn Apples größter Konkurrent Samsung mit einem neuen Modell herauskommt, werden im Vorfeld keine geheimnisvollen Prototypen im Netz vorgestellt, werden keine Legenden um ein Gerät gestrickt, das es noch gar nicht gibt.
Ein Mythos wie Apple-Gründer Steve Jobs
Das Geheimnis dieser wirksamen und nahezu kostenlosen Werbung ist gar nicht so ungewöhnlich: Schaffe einen Mythos und du hast die Masse auf deiner Seite. Dabei arbeiten Bastler, Besserwisser und selbsternannte Technik-Hellseher kräftig mit. Es wimmelt im Internet von Bloggern, die Firmenmitarbeiter getroffen haben wollen, die etwas gesehen haben wollen. Die hartnäckigsten Gerüchte stammen von einem Informanten, der mit einem Apple-Mitarbeiter verwandt soll: Und schon liest man seit Monaten im Netz über größere Displays, über winzigkleine SD-Karten, über eine 3D-Kamera und kleinere Kabelanschlüsse. Einiges klingt durchaus echt.
Anderes ist frech und schlecht gefälscht, wird aber als Sensation verkauft. Das meiste sieht jedoch aus wie die Wunschphantasien einiger Apple-Nerds, die sich mit ihren "Informationen" im Netz wichtig machen wollen. Wie erfrischend ist es dann, wenn man auf Videos und Webseiten stößt, die den ganzen Hype auch mit Humor betrachten.
Ein Fundus für Spaßmacher
Hunderte von Apple-Parodien werden mit Akribie hergestellt, sind auf den ersten Blick kaum von einem echten Apple-Spot zu unterscheiden. In seinem Videoblog "Adam thinks" tritt der US-Amerikaner Adam Sacks als Marketing-Chef der Firma Apple auf und präsentiert das neue iPhone als ultimative Kamera, mit der man seine Essensreste fotografieren und sofort auf Facebook bereitstellen kann. Zu sehen ist eine Spiegelreflexkamera mit Apple-Symbol und dem Schriftzug "iPhone 5".
Sehr gelungen ist das Video, in dem in perfekt nachgemachter Apple-Werbe-Optik ein iPhone 5 vorgestellt wird, welches ein auf die doppelte Breite ausfahrbares Display aufweist. Eine Vorrichtung zum Aufstellen gibt es auch. Die 3D-Kamera auf der Rückseite darf natürlich nicht fehlen. Der absolute Clou ist die Laser-Tastatur, die auf jede beliebige Oberfläche projiziert werden kann. Schön wär's.
Ein weiteres Video-Orakel zeigt ein fast ovales Gerät, das technische Finessen aufweist, die kein Mensch braucht, wie zum Beispiel ein beleuchtetes Apple-Logo. Das Ding ist so misslungen, dass einer der Kommentare zu dem youtube-Video lautete: "Apple würde niemals so etwas Hässliches machen".
Einer sieht gar die nächste Generation und projiziert die iPhone-Oberfläche auf die Innenseite seiner Hand: Das iPhone 6 als Implantat?
Es ist doch nur ein Telefon
Die halbe Welt schimpft zwar auf Apple, doch das macht dem Elektronik-Riesen nicht viel aus. Die Apple-Stores sind weltweit bestens besucht. Die Verkaufszahlen steigen und steigen, kürzlich erst ist die Firma zum wertvollsten Konzern aller Zeiten erklärt worden. In Deutschland hat Anfang September der neunte Apple-Tempel eröffnet. Obwohl er in einem Vorort liegt, strömen die Leute in Massen dort hin.
Die Verkaufsstrategie der Mitarbeiter in den Stores ist ebenso durchschaubar wie die Werbestrategie des Konzerns. Dennoch für uns Deutsche erfrischend amerikanisch anders: Man wird per Handschlag begrüßt, man wird geduzt, man wird freundlich in die Technik der ausgestellten Geräte eingeführt, man soll sich wohlfühlen. Und genau so soll es einem mit den Dingen ergehen, die man im Apple-Store kauft. Technik für alle Sinne soll es sein. So weit eingelullt kann man auch schon mal vergessen, dass auch das neue iPhone 5 nichts weiter ist als ein Telefon, mit dem man auch ins Internet kann.