Neuer Kölner Erzbischof
11. Juli 2014Pünktlich um 12.00 Uhr verkündete der Kölner Domprobst Norbert Feldhoff während eines Wortgottesdienstes in der Kathedrale den Namen des neuen Kölner Erzbischofs, Rainer Maria Woelki. Zeitgleich erfolgte die Bekanntgabe in Rom.
Zustimmung und Kritik
Inoffiziell war die Ernennung Woelkis bereits am Mittwoch durchgesickert. Im Rheinland wurde die Entscheidung von Papst Franziskus positiv bewertet."Das ist eine gute Wahl für Köln", sagte Oberbürgermeister Jürgen Roters. Der gebürtige Kölner gehe auf die Menschen zu und sei den Ideen von Papst Franziskus sehr zugetan.
Dagegen kam scharfe Kritik am Verfahren - nicht an der Person - von der kritischen Initiative "Wir sind Kirche": Woelki habe sich in Berlin auch bei Nicht-Christen ein hohes Ansehen erworben und es sei ihm zuzutrauen, die Kirche von Köln im Sinne des Papstes zu führen. Wenn es aber zutreffe, dass die Bischofskongregation in Rom alle drei Vorschläge des Kölner Domkapitels übergangen habe, handele es sich um eine "erneute Missachtung der Ortskirche". Das sei ein Skandal, der auch im "krassen Widerspruch" stehe zu den Aussagen des Papstes, den Ortskirchen wieder mehr Bedeutung und Verantwortung zukommen zu lassen, erklärte die Initiative.
Ein Sohn der Stadt
Die Gläubigen im voll besetzen Dom reagierten auf die Personalie mit langem Applaus. Die meisten Kölner werden Woelki mit offenen Armen empfangen. Zum einen natürlich, weil er "ne echte kölsche Jung" ist. Er stammt aus einer Arbeitersiedlung im rechtsrheinischen Stadtteil Mülheim. Somit kennt er die Stadt, die Mentalität der Menschen und die Strukturen des Erzbistums, in dem er schon vor seiner Berufung nach Berlin wichtige Positionen bekleidet hat.
Zum anderen, weil Woelki sich in Berlin den Ruf erarbeitet hat, offen auf die Menschen zuzugehen und sich für Themen zu interessieren, die das Kirchenvolk bewegen. "Woelki kann zuhören und verschließt sich Argumenten nicht", sagt etwa die Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses, Hannelore Bartscherer. Der Vorsitzende des Diözensanrats, Tim-O. Kurzbach, sieht mit Woelki einen Dialog auf Augenhöhe wieder greifbar. "Wir müssen verloren gegangenes Vertrauen in unserer Kirche und für unsere Arbeit zurückgewinnen", meint er.
Ein pragmatischer Konservativer
Woelki wurde 1956 in Köln geboren und 1985 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Neuss und Ratingen sowie in der Militärseelsorge folgte 1990 die Berufung zum Geheimsekretär von Kardinal Joachim Meisner.
2003 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof. Die Deutsche Bischofskonferenz wählte ihn zu ihrem Caritas-Bischof, der besonders für soziale Fragen zuständig ist. Im Februar 2012 nahm ihn Papst Benedikt XVI. in das Kardinalkollegium auf.
Der neue Kölner Erzbischof gilt als konservativer, aber pragmatischer Seelsorger. In Glaubens- und Moralfragen vertritt der 57-Jährige, der seit drei Jahren als Erzbischof an der Spitze des Berliner Erzbistums steht, zwar entschieden die Lehrmeinungen der katholischen Kirche, zeigt sich dabei aber offen und dialogbereit.
In Köln ertönt der "Decke Pitter"
Kardinal Rainer Maria Woelki tritt die Nachfolge von Joachim Kardinal Meisner an. Papst Franziskus hatte dessen Rücktrittsgesuch aus Altersgründen im Februar angenommen. Seitdem war das Amt des Kölner Erzbischofs vakant. Der erzkonservative und umstrittene Meisner, der die bedeutende und weltweit reichste Diözese 25 Jahre leitete, gilt als wichtigster Förderer Woelkis. Nach allgemeiner Einschätzung hat er sich aber in seiner Berlner Zeit von seinem Mentor emanzipiert.
Begleitet wurde die Ernennung durch ein Läuten aller Glocken des Kölner Doms, darunter auch der St. Petersglocke, im Volksmund "Dicker Pitter" oder auf Kölsch "Decker Pitter" genannt. Diese Glocke wird nur zu besonderen Anlässen und an hohen kirchlichen Feiertagen geläutet. Dazu gehört auch die Wahl oder der Tod eines Erzbischofs von Köln oder eines Papstes.
gmf/kis (afp, dpa, epd, kna),