Neue irakische Flüchtlinge gelandet
16. Juli 2013Ganz fest umklammert Maria ihr Kuscheltier. Das kleine Mädchen (oben links im Bild) lächelt tapfer in die vielen Kameras und fremden Gesichter. Für ihr neues Leben in Deutschland wünscht sie sich nur eines: Sie möchte ganz viel spielen.
"Mir geht es um die Sicherheit und die Zukunft meiner Kinder", beantwortet Marias Vater die Fragen der Journalisten mit sehr viel ernsterer Miene. Im Irak sah die Familie Al-Samari keine Zukunft mehr: "Weil wir Christen sind und verfolgt wurden", erzählt der Vater. Und so flohen er, seine Frau und die zwei Kinder zunächst in die Türkei, bis sie nun nach Deutschland weiterreisen konnten.
Ähnlich ist es auch vielen der anderen Flüchtlinge ergangen, die am Dienstag (16.07.2013) in Hannover gelandet sind. 90 Prozent von ihnen sind Christen. Und fast die Hälfte ist noch minderjährig.
Erstes Zuhause in Friedland
Wo in Deutschland ihre neue Heimat sein wird, ist noch nicht klar. Nach dem so genannten Königsteiner Schlüssel werden die irakischen Flüchtlinge erst später auf die Bundesländer verteilt. Zunächst geht es für die Neuankömmlinge mit dem Bus weiter in das Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen.
Was sie in Friedland erwartet, bezeichnet Martin Schmidt, der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, als "Erstorientierungskurse": Noch mehr Deutsch sprechen, das Land besser kennen lernen, das sei das Ziel der nächsten zwei Wochen. "Dann kommen sie in die Kommunen. Dort beginnt das eigentliche Ankommen: in der Gemeinschaft, in der Gesellschaft, in der Stadt."
Ankommen, zur Ruhe kommen, das ist auch für die Familie Mayouma im Moment das Wichtigste. Die Mutter wünscht sich Stabilität, möchte zufrieden leben. Den letzten Tag im Irak beschreibt sie als blanken Horror: Terroristen hätten das Haus der Familie gestürmt und dabei ihrem kleinen Sohn das Schulterblatt gebrochen. "Das war für uns der ausschlaggebende Grund, aus dem Irak zu flüchten", sagt sie.
Bildband als Willkommensgruß
Auf Familien wie die Al-Samaris oder Mayoumas zielt das so genannte Resettlement-Programm des Bundesinnenministeriums ab. Sie seien ausgewählt worden, weil sie besonders schutzbedürftig sind, sagt Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium. Er hat die Iraker auf dem Flughafen Hannover in Empfang genommen und Jute-Taschen mit kleinen Geschenken wie Buntstiften, T-Shirts und einem Bildband über Deutschland verteilt.
Bei der Auswahl der Flüchtlinge war - neben der besonderen Schutzbedürftigkeit - auch wichtig, dass sie eine "besondere Integrationschance in Deutschland" haben, wie es Staatssekretär Bergner formuliert. Dazu gehöre auch die Frage, ob sie hier Verwandte oder Bekannte haben, die ihnen beim Einleben helfen können.
Die ersten irakischen Flüchtlinge sind mit dem Resettlement-Programm schon im Oktober 2012 in Hannover gelandet. Damals war das Medieninteresse noch größer. Und die erste Hand, die sich den Irakern entgegenstreckte, gehörte CSU-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich.