Neue Hoffnung für Meeresschutz in der Antarktis?
19. Juli 2014Mit dem Bericht: "Vermächtnis des Südlichen Ozeans: Eine Vision für den Schutz des Weddell-Meeres" will die Antarctic Ocean Alliance (AOA), eine internationale Koalition führender Umweltschutzorganisationen, die aktuellen wissenschaftlichen und politischen Bemühungen vorantreiben, die Gewässer um die Antarktis effektiv zu schützen. Der Bericht ist ein Teil des Vorschlags der AOA zur Schaffung von Meeresschutzgebieten (MSG) und Fangverbotszonen in 19 Regionen rund um die Antarktis.
Neue russische Position?
Die Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources – CCAMLR) verhandelt mit Regierungen über ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten. Bei der letzten großen Konferenz der Kommission im vergangenen Jahr scheiterte die Schaffung von zwei riesigen Meeresschutzgebieten in der Antarktis am Widerstand Russlands. Derzeit erarbeiten Deutschland und Russland aber gemeinsam einen Vorschlag für ein Meeresschutzgebiet im Wedell-Meer:
"Deutschland hat die ökologische Bedeutung des Weddell-Meeres erkannt und führt gemeinsam mit Russland den Prozess an, der den Schutz dieser überaus wichtigen Region zum Ziel hat. Die AOA unterstützt diese Zusammenarbeit und begrüßt die Zusage Russlands für die Schaffung von Meeresschutzgebieten", sagt Onno Groß von der Meeresschutzorganisation DEEPWAVE.
Gefahr durch Fischerei und Klimawandel
Das eisbedeckte, und im Süden durch Schelfeis begrenzte Weddell-Meer ist für seine Artenvielfalt bekannt. "Große, vollständig geschützte Fangverbotszonen sind ein unerlässliches Mittel zur Wahrung der unglaublichen Biodiversität des Weddell-Meeres", betont Andrea Kavanagh, von der Organisation "Pew Charitable Trusts".
Der Bericht macht aber deutlich, dass das Weddell-Meer besonders anfällig ist für Schäden, die durch den Klimawandel und die Versauerung des Ozeans verursacht werden. Hier gebe es starke Unterschiede zwischen dem neben der westlichen Antarktischen Halbinsel gelegenen westlichen Teil, und der Ostantarktis. Die Westantarktis gehöre zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde, was mit einem Rückgang des Meereises einhergehe. Im östlichen Sektor dagegen nehme das Meereis seit Jahrzehnten zu und trage entscheidend zur allgemeinen Steigerung der Ausdehnung des Meereises im Südlichen Ozean bei.
"Die Einrichtung eines Netzwerks von Schutzgebieten im Weddell-Meer kann dazu beitragen, dass die Krill-Bestände und Tiere wie Wale, Robben und Kaiserpinguine weiter gedeihen", sagt Tim Packeiser, Meeresschutzexperte beim WWF. Zudem diene ein solcher Schutz der Steigerung der Widerstandsfähigkeit dieser Region gegen die Versauerung des Ozeans, den Klimawandel und steigende Fischereiinteressen, denn eine gesunde Flora und Fauna, könne sich an solche Veränderungen besser anpassen.
Der langsame Weg zum Schutz der Antarktis
Die AOA appelliert in ihrem jetzigen Bericht an Russland und Deutschland, einen "fundierten Vorschlag" für Meeresschutzgebiete im Weddell-Meer im Jahr 2015 vorzulegen. Die Umweltschützer rufen gleichzeitig alle CCAMLR-Staaten dazu auf, bereits in diesem Jahr weiträumige und dauerhafte Meeresschutzgebiete in der Ostantarktis und dem Ross-Meer zu schaffen.
"Die AOA hofft, dass das Engagement Russlands für den Schutz des Weddell-Meers bedeutet, dass Russland auch hinsichtlich der Vorschläge zur Ostantarktis und dem Ross-Meer eine Führungsrolle übernehmen wird", sagt Onno Groß.
Die Mitgliedsstaaten der Kommission hätten die Aufgabe, "umfassende Schutzmaßnahmen für die Gewässer rund um die Antarktis zu erlassen." Jedoch sei es ihnen "trotz mehrjähriger Verhandlungen und Diskussionen" nicht gelungen, Schutzzonen für das Ross-Meer und die Ostantarktis auszuweisen.
"Wir begrüßen die Zusammenarbeit Deutschlands und Russlands am Vorschlag zum Weddell-Meer", sagt Andrea Kavanagh. Sie hoffe, dass die Kommission bei ihrer nächsten Sitzung im kommenden Oktober den "bislang herrschenden Stillstand" beende.