"Neue Dimension des Terrors" in Israel
18. August 2011Der erste von insgesamt vier Angriffen am Donnerstag (18.08.2011) galt einem israelischen Linienbus, der nördlich von Eilat nahe der ägyptischen Grenze mit Schnellfeuerwaffen beschossen wurde. Eine halbe Stunde später wurde ein zu Hilfe gekommenes Militärfahrzeug mit einer ferngesteuerten Bombe attackiert. Der folgenschwerste Anschlag mit fünf Toten ereignete sich etwa eine Stunde nach dem ersten, als Privatfahrzeuge in der Grenzregion zu Jordanien von einer panzerbrechenden Rakete getroffen wurden.
Die Zahl der getöteten Israelis ist nach offiziellen Angaben von sieben auf acht gestiegen. Stunden nach den Angriffen, bei denen ein Soldat und sechs Zivilisten getötet worden waren, sei ein Polizist bei der Verfolgung der Attentäter erschossen worden. Zuvor hätten Spezialkräfte der Polizei vier Terroristen getötet, sagte eine Armeesprecherin.
Vergeltung für die Vergeltung
Sowohl Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als auch Verteidigungsminister Ehud Barak machten Extremisten aus dem Gazastreifen für die Anschläge verantwortlich. Schon wenige Stunden nach den Anschlägen flog die israelische Luftwaffe einen Angriff auf den Gazastreifen. Bei Rafah seien dabei sechs Menschen getötet worden, heißt es. Unter den Getöteten soll sich auch der Chef der besonders extremen Organisation "Volkswiderstands-Komitee" (PRC) befinden. Das Komitee kündigte seinerseits Vergeltung an.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas wies jegliche Beteiligung an der Terrorserie zurück. "Aber wir preisen die Attentäter, denn sie haben israelische Soldaten angegriffen", sagte das führende Hamas-Mitglied Ahmed Jussef der Deutschen Presse-Agentur dpa. Schließlich greife Israel den Gazastreifen "täglich" an, fügte Jussef hinzu.
Netanjahu: Drahtzieher sind tot
In einer kurzen Ansprache im israelischen Fernsehen warnte Premier Netanjahu am Donnerstagabend: "Wenn Terrororganisationen denken, dass sie unsere Mitbürger verletzen können, ohne dass wir darauf antworten, dann irren sie sich", sagte er. "Wenn jemand Israelis angreift, reagieren wir umgehend und sehr bestimmt", ergänzte Netanhaju. Dieses "Prinzip" habe Israel auch bei seinem jüngsten Luftangriff auf den Gazastreifen angewandt. "Diejenigen, die angeordnet haben, unsere Landsleute zu töten, sind nicht mehr am Leben."
Verteidigungsminister Barak gab Ägypten eine Mitschuld. "Die Angriffe sind ein Beweis für die mangelnde Kontrolle der Ägypter auf der Sinai-Halbinsel und das Erstarken terroristischer Gruppen dort", erklärte Barak. Die ägyptische Armee hatte erst vor wenigen Tagen im Norden des Sinai einen großangelegten Militäreinsatz gegen militante Gruppen gestartet, die dort seit dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak Mitte Februar verstärkt aktiv sind.
Die Serie von Anschlägen trifft Israel mitten in der touristischen Hochsaison. In Eilat am Roten Meer verbringen im August zehntausende Urlauber aus aller Welt ihre Ferien. Die Stadt galt bislang als sicher. Nahost-Experten sprachen denn auch von einer "neuen Dimension des Terrors".
USA und Deutschland bestürzt
Die Vereinigten Staaten verurteilten die Terrorattacken "auf das Schärfste". "Die USA und Israel stehen vereint gegen den Terror, und wir hoffen, dass die Hintermänner schnell zur Rechenschaft gezogen werden", heißt es in einer Erklärung des Weißen Hauses.
Bestürzt zeigte sich auch die deutsche Bundesregierung: "Wir stehen in dieser schweren Stunde an der Seite unserer israelischen Freunde", erklärte Außenminister Guido Westerwelle. Das schwierige Ringen um Frieden und Ausgleich im Nahen Osten dürfe nicht durch Terror und Gewalt torpediert werden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Er befürchte eine Eskalation der kritischen Lage und rufe alle Beteiligten zu beherrschtem Handeln auf.
Nächtliche Luftangriffe auf Gaza
Israel attackierte in der Nacht zum Freitag nach Medienberichten dennoch weitere Ziele im Gazastreifen. Wie der israelische Onlinedienst "Ynet" unter Berufung auf palästinensische Angaben schrieb, war es eine Welle von Angriffen, die sich gegen zahlreiche Ziele im Gazastreifen richtete. Mindestens ein Mensch sei getötet und mehr als ein Dutzend seien verletzt worden, berichtete "Ynet" unter Bezug auf Quellen in Gaza.
Autor: Christian Walz, Julia Elvers-Guyot (dpa, afp, dapd, rtr)
Redaktion: Thomas Grimmer