Nachwuchsfotograf Çağdaş Erdoğan inhaftiert
15. September 2017Der 24-jährige Fotojournalist Çağdaş Erdoğan ist am Mittwoch (13.09.2017) offiziell von den türkischen Behörden in Haft genommen worden - nachdem er bereits 12 Tage in Untersuchungshaft saß. Das berichten Erdoğans Agentur "140journos" und das Stockholm Center of Freedom übereinstimmend. Ein Istanbuler Gericht befand ihn für schuldig, Fotos der türkischen Geheimdienstzentrale MiT gemacht zu haben - was offiziell verboten ist.
Erdoğans Fotografien wurden von internationalen Nachrichten- und Foto-Agenturen wie Associated Press, Agence France Press oder Getty Images eingekauft und in renommierten Publikationen wie New York Times, Guardian, Wall Street Journal, Washington Post, Newsweek, Politico, Bloomberg oder von der BBC publiziert.
"140 journos", ein unabhängiges türkisches Nachrichtenportal, das vor allem Artikel junger Journalisten veröffentlicht, wies darauf hin, dass Çağdaş Erdoğan Anfang 2017 vom renommierten "British Journal of Photography" auf einer Liste vielversprechender Nachwuchsfotografen gesetzt wurde - als "photographer to watch".
Valentina Abenavoli, die Erdoğan's ersten Bildband in ihrem Verlag Akina veröffentlicht hatte, vermutet, dass die türkischen Behörden ihn wegen seiner Arbeiten in den kurdischen Gebieten festgesetzt haben. "Er hat nur die Situation journalistisch dokumentiert", sagte sie gegenüber DW. "Er ist ein sehr mutiger junger Fotograf."
Istanbul in schwarz-weiß
Neben den journalistischen Arbeiten hat der 24 Jahre junge Fotograf künstlerische Arbeiten in Ausstellungen präsentiert und einen Bildband veröffentlicht. "Er interessiert sich für Außenseiter, Minderheiten - er ist selbst Kurde - und zeigte eine dunkle Seite der Türkei - von Menschen, die gegen Unterdrückung kämpfen", erzählt Abenavoli. Die Schwarz-Weiß-Fotografien seines Bildbands "Control" zeigen Sexarbeiterinnen, illegale Hundekämpfe, Waffengewalt und bewaffnete Konflikte in Gegenden von Istanbul, in denen hauptsächlich Kurden, Aleviten und Flüchtlinge leben.
Pressefreiheit in Gefahr
Çağdaş Erdoğans Fall steht stellvertretend für viele andere seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016. In einer Liste vom 28.08.2017 zählt das Stockholm Center for Freedom 283 inhaftierte Journalisten und Medienvertreter in der Türkei. Darunter auch internationale Reporter wie der deutsche Welt-Korrespondent Deniz Yücel.
Mehr als 180 Medienunternehmen sind laut dem Stockholm Center for Freedom seit dem umstrittenen Putschversuch geschlossen worden. Der türkische Journalistenverband meldete kürzlich, dass über 900 Presseausweise von den türkischen Behörden für ungültig erklärt worden waren.