Nach Vorwürfen steht Kapitän unter Hausarrest
18. Januar 2012Francesco Schettino war auf Antrag der Staatsanwaltschaft am Samstag festgenommen worden. Die Staatsanwälte hatten von Fluchtgefahr gesprochen. Schettino werden mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes mitten in der Evakuierung vorgeworfen. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Mitschnitte eines Telefonats zwischen dem Kapitän und einem Offizier der zuständigen Kommandantur des Festlandhafens von Livorno erhärteten den Verdacht, dass der Kapitän noch vor Ende der Evakuierung von Bord ging. Er soll sich auch mehrfach geweigert haben, an Bord zurückzukehren.
Weitere Tote entdeckt
Der 52-Jährige soll eigenmächtig die gefährlich nahe Route gewählt haben, um seinem von der Insel Giglio stammenden Oberkellner die Möglichkeit zu geben, seine Heimat zu grüßen.
Am Dienstag entdeckten Taucher im Wrack der "Costa Concordia" fünf weitere Leichen. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf elf. Die Toten - eine Frau und vier Männer - wurden im überfluteten Heckteil des gekenterten Schiffes gefunden. Das bestätigte die Küstenwache. Eine Bestätigung dafür, dass ein deutsches Todesopfer identifiziert sei, gab es vom Auswärtigen Amt in Berlin zunächst nicht.
Umweltkatastrophe befürchtet
Der italienische Umweltminister Corrado Clini sagte, zur Bewältigung des Unfalls werde der Notstand erklärt. Es gehe darum, die knapp 2400 Tonnen Treibstoff so schnell wie möglich aus den Tanks des Schiffes zu holen. Die Reederei Costa Crociere müsse bis Mittwoch (18.01.2012) einen Plan dazu vorlegen und innerhalb von zehn Tagen angeben, wie sie das gekenterte Schiff abtransportieren wolle. Clini befürchtet erhebliche Umweltschäden, sollte der Treibstoff auslaufen, zumal das Wrack in die Tiefe abrutschen und komplett versinken könnte.
Zwei bis fünf Wochen werde es dauern, die knapp 2400 Tonnen Treibstoff aus den 21 vollen Tanks des Kreuzfahrtschiffs zu pumpen, teilte die mit der Bergung beauftragte niederländische Firma Smit Salvage mit. Am Mittwoch soll das Abpumpen des Öls vorbereitet werden.
Die Havarie erfolgte mitten im Nationalpark Toskanischer Archipel und im Pelagos-Meeresschutzgebiet, dem wichtigsten Walschutzgebiet im Mittelmeer.
Autor: Gerhard M Friese (dpa, afp, dapd, rtr)
Redaktion: Reinhard Kleber