1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neuer Jobboom nach Corona

29. Juni 2021

Auf dem Weg aus der Corona-Krise hellt sich die Stimmung auf dem deutschen Arbeitsmarkt auf. Darauf deuten mehrere Umfragen hin. Eine sieht sogar ein Stimmungs-Allzeithoch.

https://p.dw.com/p/3vkr4
Deutschland Stuttgart | Service Kraft
Gefragt: Servicekräfte in der GastronomieBild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Mit dem Abflauen der Corona-Krise in der Wirtschaft suchen die deutschen Unternehmen verstärkt neue Mitarbeiter. Das Beschäftigungsbarometer des Ifo-Instituts dazu stieg von Mai auf Juni kräftig um 3,5 auf 103,7 Punkte, wie das Münchner Institut mitteilte. "Im Maschinenbau und in der Elektroindustrie werden sehr expansive Beschäftigungspläne verfolgt", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Ökonomen warnen aber dennoch vor den wirtschaftlichen Risiken durch Lieferengpässen. Auch im Dienstleistungssektor habe die Arbeitskräftenachfrage einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Hier suchten vor allem Personaldienstleister neue Mitarbeiter.

Gestern hatte das Arbeitsmarktbarometer des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit 107,4 Punkte sogar den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2008 erreicht.

Unsicherheit Delta-Variante

Auch der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA) signalisiert eine weiter steigende Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen. Dieses Barometer kletterte von Mai auf Juni um fünf auf 114 Punkte und erreichte damit wieder das Vorkrisenniveau von März 2020.

Maschinenbau in Deutschland
Im Maschinenbau ist die Stimmung wieder sehr gutBild: dpa/picture alliance

"Die Arbeitsagenturen haben noch nie eine so starke Verbesserung der Arbeitsmarktlage erwartet", sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Das Arbeitsmarktbarometer bildet die Erwartungshaltung aller deutschen Arbeitsagenturen für die nächsten drei Monate ab. Die gute Stimmung ist besonders mit zwei Faktoren zu erklären: Die Infektionszahlen sind niedrig und die Konjunktur der Weltwirtschaft zieht an. Der noch immer große Rückstand gegenüber dem, was ohne Kriseneffekte erreichbar gewesen wäre, könnte so verringert werden, sagte Weber.

Allerdings: Die Ausbreitung der noch ansteckenderen Delta-Variante des Virus und möglicher weiterer Mutationen bleibe ein Risiko, auch für Wirtschaft und Arbeitsmarkt.

Unternehmensgründungen gehen zurück

Bei allem Optimismus gibt es auch schlechte Nachrichten. So hat Corona den Aufwärtstrend bei den Existenzgründungen ausgebremst. War im Vorkrisenjahr 2019 die Zahl der Existenzgründungen erstmals seit fünf Jahren wieder gestiegen, so ging diese Zahl mit dem der Pandemie wieder zurück. Zu diesem Schluss kommt der jährliche Gründungsmonitor der KfW. "Mit dem ersten Shutdown im Frühjahr 2020 wurde klar, dass die Pandemiebekämpfung harte, wenig planbare Maßnahmen verlangt", erklären die KfW-Ökonomen. "Das hat die wirtschaftliche Unsicherheit massiv erhöht." 

Rückgänge gab es demnach im vergangenen Jahr sowohl bei den Gründungen zum Nebenerwerb (insgesamt 336.000) als auch bei denjenigen, mit denen Menschen vollständig ihren Lebensunterhalt verdienen. Bei diesen sogenannten Vollerwerbsgründungen wurde nach einem Minus von 27.000 auf 201.000 ein neuer Tiefpunkt erreicht.

Vor allem Männer wagten nach Angaben der KfW im Corona-Jahr 2020 seltener den Schritt in die Selbstständigkeit. Unter ihnen sank die Zahl der Existenzgründer binnen Jahresfrist deutlich um 58.000 auf 332.000. Dagegen blieb die Zahl der Gründerinnen mit einem Rückgang von 10.000 auf 205.000 nahezu stabil. Gründungen von Frauen machten somit 38 Prozent aller Existenzgründungen in Deutschland aus.

nm (dpa, rtr)