Nürburgring: Totalschaden?
18. Juli 2012Ein Prestigeobjekt ist gescheitert: Der Nürnburgring mit angrenzenden Immobilien geht in die Insolvenz. Das rheinland-pfälzische Landeskabinett beschloss am Mittwoch in Mainz, dass die Nürburgring GmbH von sich aus ein Verfahren wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einleitet. Grund ist nach Angaben von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), dass die EU-Kommission die vom Land beantragte Rettungsbeihilfe von 13 Millionen Euro voraussichtlich nicht vor dem 31. Juli genehmigen wird.
Daraus folgert der rheinland-pfälzische Ministerpräsident, dass "mit höchster Wahrscheinlichkeit eine Insolvenz zum Ende des Monats wegen mangelnder Liquidität" eintreten wird. Dem komme man nun mit der Entscheidung für ein "geordnetes Insolvenzverfahren" zuvor. Es könne nicht sein, monierte Beck weiter, dass 100 Milliarden Euro für private Banken ohne Wettbewerbsprüfung bereitgestellt würden, "und uns hat man ein paar Millionen Übergangshilfen verweigert."
Kredite können nicht mehr bedient werden
Hintergrund ist, dass die Nürburgring GmbH aufgrund ausbleibender Pachtzahlungen durch die mittlerweile gekündigten privaten Betreiber, ihre Zinsen für den 330-Millionen-Euro-Kredit der landeseigenen Investitions- und Strukturbank (ISB) nicht mehr zahlen kann. Auf die Steuerzahler werden nun Kosten zu kommen: denn das Land Rheinland-Pfalz muss jetzt als Bürge einspringen. Daher müsse eine im Landeshaushalt bereitgestellte Rücklage von 254 Millionen Euro aktiviert werden, heißt es aus der Landesregierung.
Wie hoch letztlich der finanzielle Schaden am Nürburgring ist, kann noch nicht beziffert werden. Da das Land Hauptgläubiger sei, würde nach einem möglichen Verkauf oder Teilverkauf das Geld auch an die Staatskasse zurückfließen.
Der Nürburgring ist vor allem als Veranstaltungsort von Formel-1-Rennen und des Musikfestivals "Rock am Ring" bekannt. Er gehört zu 90 Prozent dem Land und zu zehn Prozent dem Landkreis Ahrweiler. Zu dem Komplex gehören neben der Rennstrecke auch ein Freizeitpark, Gaststätten und weitere touristische Einrichtungen. Laut "Rhein-Zeitung" ist die Besitzgesellschaft mit 413 Millionen Euro verschuldet. Dazu zählen neben dem ISB-Kredit weitere 83 Millionen an Darlehen.
Lo/ul (afpd, dpa, reuters)