"IS-Märtyrertat": 16-Jährige angeklagt
29. August 2016Die Tat sei eine "Märtyreroperation" für die Dschihadistenorganisation "Islamischer Staat" (IS) gewesen, erklärte die Behörde in Karlsruhe. Deshalb lautet die Anklage gegen die heute 16-jährige Verdächtige Safia S. nicht nur auf versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung, sondern auch auf Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Die Bundesanwaltschaft klagte gleichzeitig einen 19-Jährigen an, der von den Plänen des Mädchens gewusst haben soll. Safia S. soll den mit ihr bekannten Deutsch-Syrer in ihre Anschlagspläne eingeweiht haben. Ihm wird zur Last gelegt, dass er die Sicherheitsbehörden nicht warnte.
Auftrag zu "Märtyrertat" in Deutschland
Safia S. hat am 26. Februar 2016 bei einer Personenkontrolle im Hauptbahnhof Hannover einen Bundespolizisten mit einem Gemüsemesser angegriffen und gezielt über die Schutzweste in den hinteren Hals gestochen. Der 34-jährige Beamte erlitt dabei eine lebensbedrohliche Verletzung. Ein anderer Polizist überwältigte das Mädchen.
Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft hat sich die deutsch-marokkanische Schülerin spätestens im November 2015 durch die radikal-dschihadistische Ideologie des IS radikalisiert und beschlossen, sich der Terrormiliz in Syrien anzuschließen. Im Januar 2016 sei sie nach Istanbul geflogen und habe Kontakt mit IS-Mitgliedern aufgenommen. Ihre Mutter habe sie aber an der Weiterreise nach Syrien gehindert und zurück an Deutschland geholt. Noch in Istanbul habe Safia S. nach Erkenntnissen der Anklagebehörde jedoch den Auftrag bekommen, in Deutschland eine "Märtyrertat" zu verüben.
Bekennervideo an IS-Mitglied geschickt
Über einen Messengerdienst habe sie weiter Kontakt zu Mitgliedern des IS gehalten. "Einem von ihnen schickte sie am Vortag der Tat ein selbstgefertigtes Bekennervideo und besprach mit ihm die Vorgehensweise bei der Tatbegehung", teilte die Bundesanwaltschaft mit. Am Tag der Tat habe sie sich dann mit zwei Messern bewaffnet und im Bahnhof bewusst die Personenkontrolle "provoziert", bei der sie ohne Vorwarnung zugestochen habe.
Nach Informationen von NDR, WDR und der "Süddeutschen Zeitung" hat sich Safia S. aus der Haft bei dem verletzten Beamten mit einem Brief entschuldigt. Darin stehe, dass ihr die Tat leidtue und sie sich wünsche, das Geschehene ungeschehen machen zu können. Sie hoffe, dass er ihr eines Tages vergeben könne.
ww/qu (afp, epd, dpa, rtr)