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Pfund erholte sich zunächst nach "No" der Schotten

19. September 2014

Nach dem Sieg für die Gegner einer schottischen Unabhängigkeit reagierten die Märkte erleichtert. Das britische Pfund legt zu, genau wie der wichtigste deutsche Börsenindex. Der Ölpreis blieb unbeeindruckt.

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Britisches Pfund
Bild: Bilderbox

Der Erfolg der Unabhängigkeitsgegner in Schottland hat dem britischen Pfund am Freitag leichten Auftrieb gegeben. Es stieg zeitweise auf 1,65 Dollar. Einsetzende Gewinnmitnahmen ließen die Valuta aber wieder auf 1,64 Dollar zurückfallen. Zuvor war die britische Währung aber kräftig unter Druck geraten. Ihr Kurs war seit Anfang September von rund 1,66 Dollar auf zeitweise etwa 1,61 Dollar abgesackt.

"Der Markt kann sich wieder den ökonomischen Themen des weiterhin vereinigten Königreichs widmen", kommentierte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann den Ausgang des schottischen Referendums. "Für Euro/Pfund heißt das wohl: Es geht weiter nach unten. Denn die Schere zwischen der Geldpolitik der Bank of England und der Europäischen Zentralbank geht immer weiter auseinander." Am Freitag fiel der Euro auf ein Zwei-Jahres-Tief von 0,7811 Pfund.

Börsianer gehen davon aus, dass die britische Notenbank zum Jahreswechsel die Zinsen wieder anheben wird. Von den europäischen Währungshütern erwarten sie dagegen weitere Geldspritzen zur Ankurbelung der schwächelnden Konjunktur in der Euro-Zone.

Aufatmen bei deutscher Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft hat erleichtert auf den Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich reagiert. "Deutsche und europäische Unternehmen können aufatmen", sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Volker Treier. "Es stand mehr auf dem Spiel als der Freiheitswille der Schotten." Die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Folgen einer Abspaltung wären unkalkulierbar gewesen und die "Auswirkungen auf die weitere notwendige europäische Integration womöglich enorm", fügte Treier hinzu. "Europa muss sich jetzt um die Bewältigung der ohnehin schon schwächelnden Konjunktur und Strukturprobleme in etlichen Euro-Zonen-Ländern kümmern."

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nahm das Votum positiv auf. "Mit der Entscheidung gegen die Unabhängigkeit hat sich die schottische Bevölkerung für politische und wirtschaftliche Stabilität entschieden", erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber. Schottlands Verbleib im Vereinigten Königreich sei auch ein wichtiges Signal für Europa. "Wir brauchen eine starke britische Stimme in der EU, die gemeinsam mit Deutschland für marktwirtschaftliche Prinzipien einsteht."

Positives Signal für die Aktienmärkte

Der Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich half - zusammen mit starken Vorgaben der US-Börsen - am Freitag auch dem Dax. Der deutsche Leitindex legte im Vormittags-Handel um knapp ein Prozent zu - diese Gewinne gab er aber im Laufe des Handels wieder ab. Am Donnerstag hatte er 1,4 Prozent höher bei 9798,13 Punkten geschlossen.

Wegen der möglichen Auswirkungen einer Unabhängigkeit auf den britischen Finanzmarkt, die Zukunft der EU und Nato sowie die Währungsfrage in Schottland war das Referendum auch in der Wirtschaft mit großer Aufmerksamkeit verfolgt worden.

Ölpreise eher unbeeeindruckt

Die Ölpreise haben sich am Freitag nach der Volksabstimmung in Schottland wenig verändert gezeigt. Sie gaben am Morgen nur leicht nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November kostete 97,60 US-Dollar. Das waren zehn Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass US-Rohöl der Marke WTI zur Auslieferung im Oktober fiel um 16 Cent auf 92,91 Dollar. Die britischen Öl- und Gasvorräte in der Nordsee waren eines der großen Streitthemen im Vorfeld des schottischen Referendums.

hb/sc (dpa, rtr)