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MWC Barcelona: Worte statt Geräte

Kate Ferguson dk
25. Februar 2019

Der diesjährige Mobile World Congress (MWC) findet vor dem Hintergrund grundlegender Differenzen zwischen Politik und Technologie statt. Es dürfte sich lohnen, den Diskussionen in Barcelona zuzuhören.

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Spanien Barcelona Mobile World Congress
Bild: DW/K. Ferguson

Der Mobile World Congress, der ab diesem Montag in Barcelona stattfindet, ist ein gigantisches Ereignis: Mehr als 2000 Firmen sind vertreten. Die meisten behaupten, ihre aktuellen Entwicklungen würden unser Leben verändern. Oder aber, wenigstens!, eine ganze Industrie umkrempeln.

An jeder Ecke stehen Roboter und selbstfahrende Autos. Und daneben eine ganze Armee gut angezogener  Manager mit festem Händedruck und einem unerschöpflichen Vorrat an Visitenkarten, die sie unters Volk bringen.

Was man als Journalist hier unbedingt beherrschen muss, ist der Powerwalk. Und zwar eine so entschiedene Version davon, dass keiner dieser PR-Menschen, die einen hier ständig beobachten wie hungrige Löwen ihr nächstes Mittagsessen, es mehr wagt, einen in ein "kurzes Geplauder darüber, wie wir gerade die Tech-Welt revolutionieren" zu verwickeln wagt. 

Spanien Barcelona Mobile World Congress
Auch in diesem Jahr gilt: Den allgegenwärtigen Robotern aus dem Weg zu gehen ist gar nicht so einfach.Bild: DW/K. Ferguson

"Intelligent Connectivity"

Aber es geht um weit mehr, als nur darum, Robotern auszuweichen und den Augenkontakt mit menschlichen Wesen zu vermeiden: Hinter all den Schmeicheleien und dem Fachchinesisch auf den Fluren kann man immer wieder etwas aufschnappen, das in die Zukunft weist.

Das Thema dieses Jahres ist "Intelligent Connectivity". Dieser Begriff umfasst eigentlich alles vom Smartphone bis zur smarten City.

Eine Nummer und ein Buchstabe werden die ganze Veranstaltung dominieren: 5G. Der jüngste, schnellste und schickste Mobilfunkstandard war bereits beim letztjährigen MWC das große Thema. Aber erst in jüngster Zeit hat er es auch ins Bewusstsein des Mainstream geschafft. Ein Grund dafür ist, dass der chinesische Netzwerkausrüster Huawei unablässig Schlagzeilen produziert.

Huawei ist gefordert

Es ist noch nicht lange her, dass kaum jemand außerhalb Asiens von dem chinesischen Konzern  überhaupt gehört hatte - jetzt ist das Unternehmen weltweit bekannt. Nicht nur für seine technischen Errungenschaften und Produkte, sondern auch für seine Verstrickung in den andauernden Handelsstreit zwischen Peking und Washington.

Für Huawei hatte der MWC immer die Möglichkeit geboten, ihre technischen Fähigkeiten ausstellen und die politischen Implikationen aussparen zu können. Im vergangenen Jahr hatte Huawei eine ganze Reihe von Tablets und Notebooks vorgestellt. In diesem Jahr erwartet man, dass die Firma ein faltbares Smartphone aus dem Hut zaubert, das - natürlich! - 5G-tauglich ist.

5G: Schneller, immer schneller

Die 5G-Technik wird einige entscheidende Veränderungen in unserem Leben ermöglichen. Seine sehr hohe Geschwindigkeit und geringe Verzögerung kann Autos selbständig fahren lassen und es Ärzten ermöglichen, die Gesundheit ihrer Patienten aus der Ferne zu überwachen.

5G wird Firmen in die Lage versetzen, uns mit maßgeschneiderter Werbung zu konfrontieren - und zwar auf Basis von Daten, die sie unseren digitalen Endgeräten entnehmen.

Darüber hinaus ist 5G nötig, um künstliche Intelligenz (AI) voranzubringen. Dieser Sektor, der mehr und mehr die Grenzen der Fähigkeiten von Mensch und Maschine verschwimmen lässt, könnte im nächsten Jahr für Umsätze im Bereich von 70 Milliarden Dollar sorgen.

Spanien Barcelona Mobile World Congress
Mehr Zukunft als auf diesem Bild geht ja wohl nicht! Obwohl, das Bild stammt vom MWC des vergangenen Jahres. Bild: DW/K. Ferguson

Kann man künstliche Intelligenz demokratisieren?

Die Aussicht, dass Roboter mehr und mehr menschliche Arbeitsplätze übernehmen werden, ist nicht neu. Auf diesem MWC wird man darüber hören, welche Fähigkeiten Menschen in Zukunft brauchen, um weiter Arbeit an der Seite dieser Roboter finden zu können.

Außerdem wollen sie über die ethischen Folgen diskutieren, wenn man intellektuelle Arbeit nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen erledigen lässt. Eine Diskussionsrunde befasst sich mit Versuchen, AI zu "demokratisieren" und Fehler, die auf Algorithmen basieren, zu vermeiden.

Wer hat die Macht?

Während diese Diskussionen stattfinden, werden die Schlagzeilen beherrscht werden von den neuen Entwicklungen der Tech-Giganten, den aufregenden neuen Tools.

Aber darum geht es beim MWC nicht wirklich. Es geht definitiv nicht darum, wie oft man sein Telefon zusammenfalten kann oder wie viele Linsen die Kamera eines Smartphones hat.

Es geht eher um die Frage, wie weit die Technik, die hinter diesen Geräten steht, menschliches Verhalten, sogar unser Denken, beeinflussen kann. Wenn so viele führende Köpfe der High-Tech-Welt an einem Ort versammelt sind, liegt die Aufgabe darin herauszufinden, wo oder beim wem die wahre Macht liegt.