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Mutmaßliche Piraten in Rotterdam vor Gericht

18. Mai 2009

Erstmals in den Niederlanden ein Verfahren gegen mutmaßliche Piraten aus Somalia eröffnet worden. Wie es heißt, sind sie froh, in Rotterdam vor Gericht zu stehen und wollen das Königreich um Asyl bitten.

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Ein Gerichtszeichner hat den Prozessauftakt in Rotterdam im Bild festgehalten (Foto: dpa)
Die Piraten müssen mit bis zu zwölf Jahren Haft rechnenBild: picture-alliance/ dpa

Die mutmaßlichen Piraten, die im Golf von Aden einen niederländischen Frachter angegriffen haben sollen, könnten nur schwer abgeschoben werden, erklärten Rechtsexperten zu Beginn des ersten Piraten-Prozesses in den Niederlanden. Grund dafür sei die unsichere Situation in Somalia.

Er wolle die Behörden bitten, dass sie ihn nicht wieder nach Somalia zurückschicken, sagte der 38-jährige Sayid – einer der Angeklagten – in einem Interview mit der Zeitung "de Volkskrant". "Hier, in den Niederlanden, werden die Menschenrechte respektiert." Die erwartete Gefängnisstrafe wolle er nutzen, um eine berufliche Ausbildung zu machen. Auch seine Mitangeklagten sollen ähnliche Absichten haben.

Moderne Robin Hoods

Symbolbild: Eine Piratenfahne vor einer niederländischen Flagge (Foto: dpa/DW-Montage)
Internationale Patrouillen konnten die Piraterie bisher kaum eindämmenBild: picture-alliance / dpa / DW-Montage

Sayids Rechtsanwalt Willem-Jan Ausma bezeichnete seinen Mandanten als einen von Armut getriebenen modernen Robin Hood. "Die Angeklagten kommen aus äußerst ärmlichen Verhältnissen", beschrieb er die Situation, "und teils aus Gegenden, in denen Islamisten die Scharia zum Gesetz erhoben haben." Vor Beginn der Gerichtsanhörung erklärte Ausma außerdem, dass die Seeräuber Schiffe aus reichen Ländern kaperten, um das Lösegeld armen Familien zu geben. Es sei wichtig, zwischen zwei Arten von Piraten zu unterscheiden, die vor der somalischen Küste agierten: Die einen leiteten Lösegeld an Verbrecherbanden weiter, die anderen kaperten Schiffe, um ihre Familien zu versorgen. Denn Fische zu fangen sei nicht mehr möglich, so der Rechtsanwalt, weil es dort schon lange keine mehr gebe.

Einen Antrag auf vorläufige Freilassung der fünf Angeklagten lehnte das Gericht in Rotterdam ab. Der Grund: Es bestehe sowohl Fluchtgefahr, als auch die Gefahr, dass die Angeklagten erneut Piraterie betrieben. Einer der Anwälte hatte zuvor erklärt, dass die Familie seines Mandanten darauf angewiesen sei, von ihm versorgt zu werden. Dies sei im Gefängnis nicht möglich. Werde er freigelassen, dann wolle der Angeklagte versuchen, als Hafenarbeiter Geld zu verdienen.

Keine Aussicht auf Besserung

Somalische Piraten in einem Boot (Foto: AP)
Kurz vor einem Angriff: Somalische PiratenBild: AP

Die Piraten waren Anfang dieses Jahres von der dänischen Marine gefangen genommen worden, als sie das in den Niederländischen Antillen registrierte türkische Handelsschiff "Samanyulo" kapern wollten. Die karibische Inselgruppe gehört zu den Niederlanden. Die Männer wurden zunächst auf der dänischen Fregatte Absalon in Gewahrsam genommen, die im Rahmen des internationalen Einsatzes gegen Piraten vor der Küste Somalias patrouilliert. Daraufhin beantragten die niederländischen Behörden jedoch eine Überstellung der Männer, um sie vor Gericht bringen zu können. Den Angeklagten drohen bis zu neun, den Anführern bis zu zwölf Jahre Haft.

Insgesamt wurden vor der somalischen Küste allein in diesem Jahr bereits mehr als 20 Schiffe gekapert - obwohl internationale Kriegsschiffe im Golf von Aden patrouillieren. Die anarchischen Verhältnisse in Somalia, das seit 1991 ohne funktionierende Regierung ist, begünstigen die Piraterie. Und die Situation wird nicht besser: Radikal-islamische Extremisten gewinnen in Somalia immer mehr an Boden. Am Sonntag eroberte die Al-Schabab-Miliz die strategisch wichtige Stadt Jowhar etwa 90 Kilometer nördlich von Mogadischu. (akn/chr/kis/afp/ap/dpa/epd)

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