Mursi sucht Führungsrolle in Nahost
5. September 2012Es war die erste Rede des neuen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi vor der Arabischen Liga in Kairo. Darin forderte er die Länder der Region auf, auf ein Ende des Blutvergießens in Syrien hinzuarbeiten. Er kündigte die Bildung eines Quartetts aus Saudi-Arabien, der Türkei, Ägypten und Iran an, um über die Krise in Syrien zu beraten – allerdings ohne einen genauen Zeitplan vorzugeben. Ob sich die Gruppe auf eine einheitliche Haltung verständigt, gilt aber ohnehin als ungewiss: Denn während Iran das Regime von Präsident Baschar al-Assad unterstützt, verurteilt die Türkei Syrien als "Terroristenstaat". Auch Saudi-Arabien steht Damaskus kritisch gegenüber.
Bereits vergangene Woche hatte Mursi beim Treffen der Blockfreien Staaten im Iran, die Weltgemeinschaft zur Unterstützung der syrischen Rebellen aufgerufen – ein Vorpreschen, das den geistlichen Führer Ajatollah Ali Chamenei veranlasste, sich demonstrativ hinter die syrische Führung zu stellen.
"Zeit für den Wandel"
Mursi forderte Assad zum Rücktritt auf, da dessen Tage im Amt ohnehin gezählt seien. In Anspielung auf den Fall autoritärer Regime in Tunesien, Libyen, Ägypten und Jemen riet er Assad "aus der jüngsten Geschichte zu lernen". Es sei zu spät, um über Reformen zu sprechen, "es ist Zeit für einen Wandel", so Mursi vor den arabischen Außenministern in Kairo.
Mursi, der im Juni das Amt des ersten frei gewählten Präsidenten Ägyptens nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak antrat, will die Rolle Kairos in der Region offenbar neu bestimmen. In seiner Ansprache in Kairo sagte er, Ägypten und sein Volk kehrten zurück, um "ihren natürlichen Platz im Herzen der arabischen Nationen wieder einzunehmen".
fab/qu (rtre, dpae, dapd)