Multimedial: Neue Dauerausstellung im Jüdischen Museum
Wie sich 1700 Jahre Beziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden darstellen lassen, zeigt die Dauerausstellung des Berliner Museums in Bildern und Objekten.
"Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland"
Nach fast 20 Jahren bekommt das Jüdische Museum Berlin (JMB) eine völlig neu konzipierte Dauerausstellung. Sie bietet aktuelle Perspektiven auf die deutsch-jüdische Geschichte anhand von Objekten und Bildern, Farben und Klängen, multimedialen Inszenierungen, Einladungen zum Mitmachen, Debattieren, Selberdenken - und sie lädt dazu ein, ganz still in einem Raum wie dem zum "Schabbat" innezuhalten.
Begrüßung durch den Baum der Wünsche
Ein stilisierter, fünf Meter hoher Baum aus weiß gewachstem Holz steht am Ausgangspunkt des Rundgangs. Das Konzept der Ausstellung ist sehr klar: Die BesucherInnen erwarten acht Themenräume und fünf Epochenräume, die Ideen und Geschehnisse ihrer Zeit beleuchten. Darunter finden sich szenografische Highlights wie die Rauminstallation "Schabbat" oder die Objektinszenierung der Frage "heilig?".
Themen- und Epochenräume
Die fünf Epochenräume (Aschkenas, In der frühen Neuzeit, Auch Juden werden Deutsche, Katastrophe, Nach 1945) erhellen 1700 Jahre Geschichte vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Sie thematisieren im historischen Kontext Zugehörigkeit und Ausgrenzung, jüdische Emanzipation, Heimatlosigkeit und das Warten auf Gerechtigkeit nach dem Krieg. Der Antisemitismus wird in einem Debattenraum behandelt.
Das jüdische Objekt
Einer der acht Themenräume (Tora, Gebot und Gebet, Klang, Kabbala, Familienalbum, Hall of Fame, Kunst und Künstler, Das jüdische Objekt) setzt sich mit dem Konzept der Heiligkeit im Judentum auseinander. Was ist eigentlich ein jüdisches Objekt? Ein Blick auf die Prismenvitrine mit Zeremonialobjekten zeigt Beispiele. Erläuterungen bietet die neue App in vielen Sprachen, darunter auch Hebräisch.
Jüdische Emanzipation
Dieses Bild zeigt einen Blick in den Epochenraum "Auch Juden werden Deutsche". Hier geht es im weitesten Sinne um das Verhältnis von Juden und deutschen Antisemiten, im engeren um den Komponisten Richard Wagner, dessen Musik viele Juden schätzten, obwohl sie seine antisemitischen Äußerungen kannten. An Hörstationen können sich Besucher musikalisch einfühlen.
"Weimar Kino"
Im Epochenraum "Auch Juden werden Deutsche" geht es um die Zeit von 1770 bis 1933, als sich die Rolle von Jüdinnen und Juden in der Gesellschaft änderte und sie an allen Lebensbereichen Anteil hatten. Im "Weimar Kino" läuft der Film "Outsider as Insider" über Juden in der Weimarer Republik. Die drei Teile tragen die Titel: Judenfeindschaft, Jüdische Ressistance, Mittendrin.
Virtuelle Realität: Die Synagoge von Plauen
Besucher und Besucherinnen haben im Schwerpunktbereich "Religion und Reform" Gelegenheit, mit einer VR-Brille in Synagogen spazieren zu gehen, die heute nicht mehr existieren. Der Fachbereich Digitales Gestalten der TU Darmstadt hat drei Synagogen virtuell wiederentstehen lassen.
"Visual Prayer"
Zu den künstlerischen Highlights gehört die Video-Installation "Visual Prayer" von Hagit Hollander-Shimoni aus dem Jahr 2009 - ein anschaulich interpretiertes Gebet. Die Vielfalt der mehr als 1000 Exponate zeigt sich darin so selbstverständlich wie in Gemälden, Grafiken, Judaica, Skulpturen, Fotografien, Filmen, Handschriften, Tast-Stationen, 3-D-Modellen, interaktiven Spielen und Installationen.
"Minima Moralia"
Zeitgenössische Kunst ist in der Ausstellung stark vertreten. Zum Epochenraum "Nach 1945" gehört auch dieses Bild des französischen Fotografen Frédéric Brenner. Brenner setzt sich in seinen Bildern philosophisch mit jüdischer Identität auseinander. Es zeigt einen Mann, der sich Theodor W. Adornos im Exil entstandene Essays und Reflexionen "Minima Moralia" auf den Rücken tätowieren ließ.