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Mordserie umfassender als bekannt

22. Juni 2016

Der ehemalige Krankenpfleger Niels H. hat noch mehr Menschen getötet, als bisher bekannt. Der bereits wegen Mordes Verurteilte hat vor seiner Zeit im Klinikum Delmenhorst auch in Oldenburg mehrere Patienten getötet.

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Niels H. versteckt sein Gesicht hinter einem Aktendeckel während einer Verhandlung im Februar 2015 in Oldenburg (Niedersachsen) .Neben ihm ist seine Anwältin Ulrike Baumann (Foto. DPA)
Bild: picture alliance/dpa/C. Jaspersen

Der 39-Jährige hatte bislang bestritten, in Oldenburg Menschen getötet zu haben. Nach Angaben der Ermittler hatte die Exhumierung der Leichen von Patienten, die im Klinikum Delmenhorst verstorben waren, in 33 Fällen eine Behandlung mit dem von Niels H. zur Tötung verwendeten Medikament erwiesen. Die Zahl der tatsächlichen Opfer des Pflegers sei aber vermutlich "weitaus höher", sagte der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme. Es bestehe der Verdacht, dass der Ex-Pfleger auch mit anderen Medikamenten als bisher angenommen getötet habe.

Eine große blaue Plane schirmt am 12.03.2015 eines der beiden von der Exhumierung betroffenen Gräber auf dem Friedhof in Ganderkesee (Niedersachsen) gegen Einblicke ab (Foto: dpa)
Nach zahlreichen Exhumierungen konnten Rückstände des zur Tötung verwendeten Medikaments nachgewiesen werdenBild: picture alliance/dpa/I. Wagner

Bereits zu lebendlanger Haft verurteilt

Niels H. hatte vor Gericht gestanden, für den Tod von bis zu 30 Menschen verantwortlich zu sein. Er wurde aber lediglich wegen zweifachen Mordes, zweifachen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung am Klinikum Delmenhorst zu lebenslanger Haft verurteilt. Die weiteren Ermittlungen würden sich vermutlich noch bis ins nächste Jahr hinziehen, sagte Thomas Sander von der Staatsanwaltschaft Oldenburg. Seinen Opfer spritzte Niels H. heimlich eine Überdosis eines Herzmedikaments.

24 mögliche Opfer

Eine Sonderkommission mit dem Namen "Kardio" hatte mehr als 200 Verdachtsfälle an früheren Arbeitsstellen des Mannes untersucht. Vor zwei Monaten gaben die Ermittler bekannt, dass Gerichtsmediziner nach der Exhumierung bei drei toten Patienten Rückstände des Herzmedikaments nachweisen konnten. Damit stieg die Zahl der möglichen Opfer auf 24.

Insgesamt öffnete die Polizei über 80 Gräber von ehemaligen Patienten des Klinikums Delmenhorst auf niedersächsischen Friedhöfen. Niels H. hatte Unterforderung im klinischen Alltag als Motiv für seine Taten angegeben. Wenn er Kranke habe wiederbeleben können, habe er sich als Held gefühlt.

uh/stu (afp, dpa)