Monsanto schickt Bayer-Aktie in den Keller
13. August 2018Steil bergab ging es am Montag für die Aktien von Bayer, sie verloren nach Handelsstart rund elf Prozent und waren mit Abstand der größte Verlierer im Dax. Am frühen Nachmittag notierten die Papiere soger fast 13,5 Prozent im Minus. Der Chemie- und Pharmakonzern wurde in den USA zu einer Schadenersatzzahlung von 289 Millionen Dollar verdonnert im Zusammenhang mit einem glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel der Tochter Monsanto. Börsianer fürchten nun, dass das nur der Anfang einer ganzen Welle an Schadenersatzforderungen ist, da sich Monsanto noch rund 5000 ähnlichen Klagen gegenüber sieht.
Auf Bayer könnten also Kosten in astronomischer Höhe zukommen, auch wenn nicht einfach 289 Millionen Dollar mit 5000 multiplizieren sollte. Im Augenblick sind künftige Belastungen noch nicht absehbar, und der Streitfall ist auch noch nicht abgeschlossen. Monsanto hat Berufung angekündigt.
"Massive Unsicherheit"
"Das sorgt für massive Unsicherheit", kommentierte ein Händler das Urteil. "Es geht nicht so sehr um die Summe, die gezahlt werden muss, sondern mehr darum, dass jetzt noch viel mehr Klagen erwartet werden."
Das Urteil war mit großer Spannung erwartet worden, weil seit Jahren darüber gestritten wird, ob von Monsanto produzierte Unkrautvernichter krebserregend sind oder nicht. Monsanto und Bayer verweisen diesbezüglich auf "mehr als 800 wissenschaftliche Studien, die US-Umweltbehörde EPA, die Nationalen Gesundheitsinstitute und Aufseher weltweit" die zu dem Schluss gekommen seien, dass Glyphosat sicher sei und es keinen Krebs verursache.
Dem entgegen steht jedoch die Aussage der Internationalen Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den Unkrautvernichter 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" für Menschen einstufte.
Weitere Klagen dürften folgen
Man könne über Recht und Unrecht eines solchen Urteils streiten, es schaffe aber einen materiellen und wahrscheinlich langfristigen Unsicherheitsfaktor für den Chemie- und Pharmakonzern, argumentierte Aktien-Analyst Michael Leacock vom deutschen Finanzdienstleister Mainfirst. Zweifellos dürften im Laufe der Zeit mehr Klagen folgen.
Beobachter von der britischen Investmentbank HSBC empfehlen Anlegern weiterhin, die Aktie zu halten. Eine Entschädigung von fast 300 Millionen Dollar wegen des Unkrautvernichters Roundup nur kurz nach der Monsanto-Übernahme rücke den Kauf auch vom Zeitpunkt her in kein gutes Licht, schrieb Analyst Stephen McGarry. Vorerst bräuchten Anleger zwar nicht zu reagieren, aber die Unsicherheit dürfte steigen. Offensichtlich wird sein Rat aber aktuell nicht beachtet.
ul/tko (dpa rtr, ard.boerse.de)
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