Mongolei: Zirkuskünstler kämpfen für ihr Handwerk
Der Zirkus war lange Zeit eine der beliebtesten Unterhaltungsformen in der Mongolei. Doch es fehlen Trainingsräume und finanzielle Unterstützung vom Staat. Immer mehr Artisten verlassen darum das Land.
Waghalsige Kunststücke
Zirkusartisten fliegen durch eine höhlenartige Halle - trotz der Warnung, dass sie jederzeit einstürzen könnte. Die Zirkusschule in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator ist einer der wenigen Orte, an denen sie trainieren können. Die hohen Gewölbe sind ein idealer Ort, um die waghalsigen Kunststücke zu perfektionieren, die den mongolischen Zirkus weltberühmt gemacht haben.
Hartes Training
Einer der Artisten ist der 18-jährige Uuganbayar Nerguibaatar. Er möchte in die Fußstapfen seiner Schwester treten und an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Hunderte junger Akrobaten haben in der verfallenen, mehr als hundert Jahre alten Halle der mongolischen Zirkusschule ihre Laufbahn begonnen. Heute treten viele von ihnen in gefeierten Ensembles wie dem Cirque du Soleil auf.
Schwebende Artistin
Der Zirkus zog einst Menschen aus dem ganzen Land an, um atemberaubende Shows mit extremer Gymnastik und Kunststücken in der Luft zu sehen. Doch der öffentlichen Schule - mit Dutzenden von Schülern und 15 Lehrern - fehlen geeignete Trainingsräume. Der Bau neuer Räume geht nur langsam voran.
Internationale Anerkennung
"Wenn wir zu internationalen Wettbewerben und Festivals fahren, werden wir oft gebeten, Studenten aus der ganzen Welt auszubilden", sagte Bolortuya Purevdorj, Dekan der Zirkusfakultät des mongolischen Konservatoriums. "Wir haben aber keine Ausbildungseinrichtungen." Angesichts der mageren Aussichten im eigenen Land sind in den vergangenen Jahren viele der besten Talente ins Ausland gegangen.
Präzise Choreographie
Das choreographische Zusammenspiel der Akrobaten mag perfekt sein - die Sicherheit der Halle ist es nicht. Die einzige moderne Zirkusanlage der Mongolei schenkte Rumänien während des Kalten Krieges dem sozialistischen Bruderstaat. Doch die Regierung verkaufte die Anlage, die fortan für kommerzielle Veranstaltungen genutzt wurde.
Kleine Schlangenmenschen
Heute gibt es zahlreiche kleine private Zirkusschulen wie das "Flower Studio" in Ulan Bator. Viele sind spezialisiert auf die Kontorsion, das heißt die extreme Biegsamkeit des Körpers, die die sogenannten Schlangenmenschen durch jahrelanges Training erlangen. Eine gute Zirkuskünstlerin muss auch Kostümdesign und Bühnensprache beherrschen, sagte eine der Lehrerinnen.
Hoffnungsvoller Blick
Die Akrobaten hoffen, dass die Regierung ihnen unter die Arme greift: "Wenn wir erst eine richtige Zirkusschule gebaut haben, wird die Zirkuskunst wieder erfolgreich sein", sagt Gerelbaatar Yunden, der ehemalige Zirkusdirektor. Danach könne die Regierung "Ergebnisse und Erfolge" erwarten und der mongolische Zirkus "wieder aufsteigen". Bis dahin bleiben nur die alten Hallen.