"Monat der Fotografie" in Berlin eröffnet
16. Oktober 2014Alle zwei Jahre findet in Berlin das größte Festival für Fotografie statt. 150 höchst unterschiedliche Ausstellungen zeigen zeitgenössische Positionen der modernen Fotografie. Künstlerische Blicke auf die jüngste Geschichte finden sich neben Klassikern der Fotografie-Geschichte. "Die Fotografen haben sich dafür historische Themen aus einer sehr persönlichen Perspektive vorgenommen", sagt Kurator Frank Wagner.
Übergreifendes Thema sind die politischen Umbrüche Europas in den vergangenen hundert Jahren. Der Beginn des Ersten Weltkriegs, die ersten Farbfotografien der Welt oder auch die Gründungsphase der Bundesrepublik mit ihrer Kodachrome-Farbigkeit bilden die Schwerpunkte der Schau. "Europa hat da viel mitgemacht", kommentiert Frank Wagner die historischen Fotomotive, die als Zeitspiegel Umbruch- und Aufbauphasen in verschiedenen Ländern dokumentieren.
Geschichte als Zeitspiegel
Im Mittelpunkt der Schau steht das "Memory Lab" im Martin-Gropius-Bau. Andreas Mühes Fotoserie "Obersalzberg" konfrontiert Realität mit Versatzstücken aus der deutschen Geschichte: Ein Soldat in Nazi-Uniform steht im gleißenden Sonnenlicht auf einem Gipfel, streckt den Kopf zum Himmel - und macht ein Selfie von sich. Ein Zitat aus der deutschen Fotogeschichte: Dieser Blickwinkel ist als "Leni-Riefenstahl-Perspektive" in die Kunstgeschichte eingegangen. Leni Riefenstahl war Adolf Hitlers Lieblingsregisseurin und hat mit ihrer Art zu fotografieren zum Herrenmenschen-Kult beigetragen.
Die umfangreiche Werkschau steht im Zusammenhang mit dem "Monat der Fotografie", der derzeit auch in sieben anderen europäischen Städten - darunter Paris, Wien und Athen - startet. Die internationale Schau in Berlin spiegelt auch die technischen Entwicklungen im Bereich der Fotografie wider. "Vielleicht kommt bald eine Handy-Ausstelllung", mutmaßt Kurator Wagener.
hm/ld (dpa, www.berlinerfestspiele.de)