Mogadischu - Stadt der Extreme
Somalia's Hauptstadt ist nach fast 30 Jahren Bürgerkrieg von Ruinen und Flüchtlingslagern durchzogen. Doch Mogadischu ist auch ein Ort der Hoffnung.
Im Angesicht des Terrors
Der Lastwagen war mit Sprengstoff präpariert und explodierte am Nachmittag des 14.Oktober an einer beliebten Kreuzung im Zentrum Mogadischus. Die rollende Bombe riss mindestens 276 Menschen in den Tod. Hunderte wurden verletzt. Das Land am Horn von Afrika lebt seit 30 Jahren mit Krieg und Terror. Das hat gravierende Folgen für die Bevölkerung.
Xamdi kämpft gegen den Hunger
Xamdi liegt seit Anfang August auf der Kinderstation der Banadir-Klinik in Mogadischu. Hier gibt es eine Notaufnahme für Hunger-Patienten. Xamdis Mutter drückt ihrer Tochter energiereiche Erdnußpaste in den Mund, die zur Behandlung von akuter Unterernährung eingesetzt wird. Xamdi ist drei Jahre alt und wiegt nur sieben Kilogramm. Die meisten deutschen Kinder in ihrem Alter wiegen das Doppelte.
Kollabiertes Gesundheitssystem
Dieser Junge liegt im gleichen Zimmer wie Xamdi. Er leidet an einer Lungenentzündung und an Durchfall. Die Unterernährung hat sein Immunsystem geschwächt. Die Krankenschwestern haben seine Hände mit Papier abgeklebt, damit er sich seine Nasensonde nicht herausziehen kann. Das Banadir-Krankenhaus ist die größte staatliche Gesundheitseinrichtung in Mogadischu. Der Mangel ist überall sichtbar.
Stadt der Flüchtlinge
Im Großraum Mogadischu gibt es dutzende größere und kleinere Flüchtlingslager. Sie sind Anziehungspunkt für Menschen, die vor Terror, Krieg, Dürre und Hunger fliehen. Viele, die zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden sind, werden nicht mehr nach Hause zurückkehren. Die staatlichen Strukturen Somalias sind zerfallen. Der anhaltende Terror behindert den Staatsaufbau.
Lagerkoller
Die beengten und unhygienischen Lebensumstände in den überfüllten Camps belasten die Menschen. Streitigkeiten enden leicht in Gewalt. Infektionskrankheiten wie Durchfall, Bronchitis oder Lungenentzündung sind weit verbreitet. Der Kampf um die nächste Mahlzeit und den nächsten Eimer Wasser bestimmt das Leben.
Leben im Wartestand
Langeweile und Rumsitzen: Es gibt kaum Abwechslung in den Flüchtlingslagern von Mogadischu. Wie viele andere Kinder haben diese beiden Jungen noch nie eine Schule besucht. Ihre Eltern sind Nomaden. Durch die Dürre haben ihre Familien ihr Vieh und damit ihre Lebensgrundlage verloren.
Stadt der Ruinen
Auch außerhalb der Flüchtlingslager ist das Leben in Mogadischu oft beschwerlich. Ganze Straßenzüge liegen in Schutt und Asche. Drei Jahrzehnte Krieg und Gewalt haben sichtbare Spuren hinterlassen. Terroranschläge sorgen für neue Verwüstung. Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung.
Selfies im Park
Diese Studenten träumen von einer rosigen Zukunft. Sie treffen sich Anfang September 2017 im neuen 'Friedenspark', um zu entspannen und zu flirten. Einer von ihnen will Luftfahrtingenieur werden und sagt: "In Mogadischu ist es heute viel sicherer als noch vor fünf Jahren." Damals regierte al-Shabaab die Stadt. Heute schicken die Extremisten Selbstmordattentäter.
Granaten verboten
Direkt am Eingang zum Friedenspark weist ein Plakat auf alles hin, was verboten ist: Alkohol, Drogen, Kalaschnikows, Handgranaten, Messer, Pistolen. Terroranschläge, Entführungen und Schießereien gehören in Mogadischu noch immer zum Alltag.
Strandleben
Der Liido-Strand ist das beliebteste Ausflugsziel der somalischen Hauptstadt. Vor allem abends und nach dem Freitagsgebet zieht es die Menschen zum Wasser, um spazieren zu gehen oder Fußball zu spielen. Fußball ist der Lieblingssport der Somalier. Während der Herrschaft der extremistischen Al-Shabaab war der Liido verwaist.
Zeichen des Wiederaufbaus
Die internationale Staatengemeinschaft investiert in den Wiederaufbau Somalias. Am sichtbarsten ist die finanzielle und wirtschaftliche Hilfe in der Hauptstadt. Diese neue Straße gibt es dank türkischer Hilfe. Die Türkei engagiert sich stark in Somalia und hat dort gerade auch einen großen Militärstützpunkt eröffnet, auf dem somalische Soldaten trainiert werden sollen.
Mauer und Stacheldraht
Mogadischu ist eine Stadt der Baustellen. Die Grundstückpreise und Mieten steigen. Zurückkehrende Flüchtlinge und Angehörige der somalischen Diaspora investieren in Immobilien. Viele neue Hotels gehören Politikern oder reichen Geschäftsleuten mit privaten Milizen. Vor allem in der Nähe des Präsidenten-Palastes entstehen neue Villen, die von Sprengschutzwänden und Stacheldraht umgeben sind.
Green Zone
Rund um den Flughafen von Mogadischu wächst eine neue Stadt. Hier siedeln sich die meisten Vertretungen der internationalen Staatengemeinschaft an: die Vereinten Nationen, Botschaften, Hilfsorganisationen, ausländische Unternehmen, internationale Sicherheitsdienstleister. Der Flughafen entwickelt sich zur "Green Zone" von Somalia und wird durch Truppen der Afrikanischen Union geschützt.
Handgemalte Wände
Mogadischu ist berühmt für seine Wandmalereien. Selbst der kleinste Schönheitssalon preist seine Dienstleistungen durch eine farbenfrohe Ladenfront an. Die handgemalte Werbung verwandelt ganze Straßenzüge in eine farbenfrohe Landschaft, die ablenkt von der allgegenwärtigen Zerstörung.
Online-Shopping
Moderne Werbetafeln erobern die Stadt. Sie preisen Online-Shopping für Damenmode aus den Golfstaaten, private Universitäten, Banken und Investitionsmöglichkeiten auf dem Immobilienmarkt an.
Ausgeschlossen
Die rasante Entwicklung erreicht die meisten Flüchtlinge und verarmten Stadtbewohner nicht. Die zukünftige Stabilität Somalias wird auch davon abhängen, ob es dem Staat gelingt, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Derzeit sind knapp sieben Millionen Somalier auf humanitäre Hilfe angewiesen - die Hälfte der Bevölkerung.
Junge Bevölkerung
Mogadischu soll die Keimzelle des neuen, föderalen Somalia sein. Die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 18 Jahre. Die Mehrheit wurde nach dem Sturz von Diktator Siad Barre 1991 geboren und ist mit Gewalt, Krieg und Terror aufgewachsen. Die Jugend fordert Teilhabe. Wenn es nicht gelingt, sie in den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungsprozess einzubeziehen, bleibt Frieden eine Illusion.