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Mode aus Kabul als Entwicklungshilfe

Waslat Hasrat-Nazimi4. April 2012

Designerinnen aus aller Welt konnten im Bonner Frauenmuseum ihre Mode vorstellen, darunter auch das afghanische Projekt Azezana.

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Bild: DW

Als Shaima Breshna im Jahr 2002 in ihr Heimatland Afghanistan zurückkehrt, ist sie geschockt. Nach über zwanzig Jahren findet sie ihr Land in Schutt und Asche wieder. Frauen und Kinder seien am meisten betroffen gewesen, sagt die 70-Jährige. Über eine Million Witwen und 1,5 Millionen Kinder mit keinem oder nur einem Elternteil hat das Land zu beklagen. Shaima Breshna will etwas tun. Mit Hilfe ihrer Tochter gründet sie "Azezana". Diese Abkürzung bedeutet in der einheimischen Sprache Dari "Hoffnung für afghanische Frauen"- ein Wiederaufbau-Projekt, um den afghanischen Frauen langfristig finanziell zu helfen.

Anfangs stellt sie fünf Frauen in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein, die das Handwerk der Seidenweberei erlernen und Schals herstellen. Von Jahr zu Jahr wächst die Werkstatt, ihre Produkte finden immer mehr Abnehmer. "Heute beschäftige ich 22 Frauen und drei weitere Mitarbeiter. Ich helfe nicht nur diesen 25 Afghanen, sondern auch ihren Familien mit ihren Kindern."

Frauen helfen Frauen

"Ich hatte die Idee, die Seidenweberei wieder aufleben zu lassen, weil sie eine alte Tradition Afghanistans ist, aber inzwischen fast ausgestorben", erzählt Shaima Breshna. Die meisten Handarbeiten dieser Art kämen heute aus Pakistan und dem Iran. "Wir haben die afghanische Seidenweberei neu belebt und modernisiert, so dass sie auch in Europa Abnehmer findet."
Shaima Breshna trägt selbst einen knallroten Schal aus ihrer eigenen Produktion. Sie hofft nicht nur, dass sie der Seide Afghanistans zu neuem Ruhm verhilft, sondern auch, dass sie ihre Mitarbeiter langfristig finanziell unterstützen kann. So hat das Projekt Azezana weltweit Anerkennung gefunden. In Museen, unter anderem dem British Museum, der Grünen Woche in Berlin und jetzt im Frauenmuseum in Bonn waren die Produkte von Azezana bereits zu sehen.

Nachhaltiges Shoppen für Afganistan

Im Frauenmuseum fand vor kurzem die Kleidermesse "femme 2" statt, wo es um Mode mit politischem Anspruch ging. Entwicklungshilfe müsse nicht immer ernst sein, sagt Kathrin Wallat, Projektleiterin der Messe im Frauenmuseum Bonn. Hauptsache, man köne etwas bewegen. "Wenn ich sage: Ich bin bereit, 20 Euro mehr auszugeben und damit afghanische Frauen zu unterstützen, die eine Berufsausbildung machen, dann wirken wir wirklich emanzipatorisch."

Azezana auf der Modemesse "femme 2" im Bonner Frauenmuseum. (Foto: DW)
Azezana auf der Modemesse "femme 2" im Bonner FrauenmuseumBild: DW
Azezana ist ein Wiederaufbau-Projekt von Shaima Breshna, um Witwen und notleidende Frauen in Afghanistan langfristig finanziell zu unterstützen. (Foto: Frauenmuseum Bonn und Shaima Brekhna)
2003 startete Shaima Breshna das Projekt Azezana.Bild: Azezana

Konsumentscheidungen seien auch politische Entscheidungen, so Wallat. Man könne so globale Entwicklungen mitsteuern. "Es ist was anderes, als wenn man gestresst durch die Innenstadt an den großen Markenketten vorbeigeht." Im Projekt Azezana sei die Kundin im direkten Kontakt mit der Frau, die die Ware hergestellt hat.

Shaima Breshna steht an ihrem Messestand und präsentiert ihre Schals. Sie ist stolz auf die Produkte ihrer Mitarbeiterinnen. "Dadurch, dass sie eine Arbeit und ein Einkommen haben, können sie für eine Weile ihre Sorgen vergessen". Mit ihrem Projekt verbindet Breshna die Frauen aus Europa mit den Frauen aus Afghanistan. Zwei unterschiedliche Welten und doch haben sie eines gemeinsam: die Lust daran, sich durch Mode auszudrücken.

Ein Schal kann das Schicksal einer Familie in Afghanistan verändern. (Foto: Frauenmeseum Bonn)
Ein Schal kann das Schicksal einer Familie in Afghanistan verändern.Bild: Azezana