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Mit Strom gegen Heuschrecken

Sabrina Pawlak27. September 2004

Heuschrecken-Plagen sind vor allem für die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt eine existenzielle Bedrohung. Deutsche Wissenschaftler wollen die Plage weltweit ökologisch bekämpfen - mit einem elektrischen Gitter.

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Wider die fliegenden BiesterBild: AP

Bislang rückte man den gefräßigen Insekten vor allem mit chemischen Mitteln zu Leibe. Am Geographischen Institut der Technischen Universität Berlin hat eine Gruppe von Wissenschaftlern um Professor Frithjof Voss eine Alternative entwickelt: Ein mit Spannung geladenes Gitter, das die Heuschrecken preiswert und schadstofffrei töten kann.

Tot in Sekundenbruchteilen

Heuschrecken in Nigeria
Zwei der Übeltäter in Nigeria, erlegt ganz ohne Elektro-GitterBild: AP

Das elektrische Gitter funktioniert völlig pestizidfrei. Es wird von einem tragbaren Elektrogenerator aus einer 12-Volt-Batterie gespeist und von Solarzellen immer wieder neu aufgeladen. Herzstück der Erfindung: ein vier Meter langes und einen halben Meter hohes Drahtnetz, das mit der Hand über die Felder geführt wird. Durch die Vibrationen schrecken die Insekten auf und werden bei Berührung mit dem Gitter in Sekundenbruchteilen getötet.

Im Vergleich zur chemischen Keule ist diese Technik nicht nur ökologisch, sondern hat auch wirtschaftliche Vorteile. "Im Vergleich zu anderen Methoden ist das sehr kostengünstig, weil man nur einmal die Anschaffung bezahlen muss und danach das Gerät immer einsetzen kann", erklärt Professor Hans-Jörg Ferenz vom Zoologie-Institut der Universität Halle.

Kombiniert gegen Larven

Obwohl das Gitter bislang vorwiegend in Feldversuchen in China erprobt wurde, glauben die Forscher vor allem an den sinnvollen Einsatz in subtropischen und tropischen Entwicklungsländern. Dort verursachen Grashupfer- und Heuschreckenplagen immer wieder große Ernteschäden. Gegenwärtig erforschen die Wissenschaftler in Halle den kombinierten Einsatz des Elektro-Gitters mit speziellen Lockstoffen. Dafür werden im Zentrum des Gitters Pheromone (Lockstoffe) aufgetragen, die nur ganz bestimmte Insekten ins Netz locken und dort töten.

Heuschrecken in Mauritanien
Mauretanien war Ziel zahlreicher Heuschrecken im August 2004Bild: AP

Vor allem solange sich die Tiere im Larvenstadium befänden, könne man sie gut bekämpfen und Heuschrecken-Plagen verhindern, meint Hans-Jörg Ferenz. Er setzt auf kombinierte Lösungen: "Früherkennung ist das Wichtigste. Die Schwärme ganz früh zu erkennen und an ihrer Wanderung zu hindern, das wäre die beste Methode." Dazu gehört aber eine sehr sorgfältige Überwachung der bekannten Brutgebiete, um die Massenvermehrung möglichst schnell zu unterbinden.

Kurze Vegetation nötig

Die deutsche Erfindung kann allerdings nur dort sinnvoll eingesetzt werden, wo bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Da das Elektrogitter bei hohen Gräsern und Bäumen seinen Dienst verweigert, muss die Vegetation stets sehr kurz gehalten werden. Um große Heuschreckenschwärme unschädlich zu machen, reicht das Elektrogitter alleine nicht aus. Nur mit Hilfe von Satellitenbildern, detaillierten Wetterprognosen und lokalen Beobachtungen besteht die Chance, große Insekten-Schwärme frühzeitig zu erkennen und damit auch zu bekämpfen.

Charley nimmt kurs auf die US-Amerikanische Küste
Bei der frühzeitigen Erkennung von Heuschrecken-Plagen helfen SatellitenbilderBild: AP