Mit Frank-Walter ins Bellevue
16. März 2017Es ist nicht sehr viel, was über Elke Büdenbender bekannt ist. Sie beherrscht offensichtlich die Kunst, trotz Prominenz privat zu bleiben. Es fängt schon mit dem Namen an. Er ist Ausdruck ihrer Eigenständigkeit. Aber nicht als Erkennungschiffre einer komplett durchemanzipierten Frau. Das hat sie als Verwaltungsrichterin, die Klagen von Bürgern gegen den Staat verhandelt, gar nicht nötig.
Einmal will sie was ändern und Frau Steinmeier werden. Das war 2005. Zum zehnten Hochzeitstag hat sie sich ein besonderes Geschenk für ihren Frank-Walter überlegt: Sie will seinen Namen annehmen. Doch dazu kommt es nicht. Herr Steinmeier wird Außenminister und Frau Steinmeier bleibt Frau Büdenbender. "Das sieht jetzt ganz blöd aus", erklärt sie ihren Sinneswandel damals, "so, als würde ich mir fremde Lorbeeren anstecken."
Ein Herz und eine Niere
Aber davon abgesehen: Demonstrative Liebesbeweise sind im Hause Steinmeier/Büdenbender völlig überflüssig. Im politischen Berlin gilt die Ehe der beiden als ausgesprochen harmonisch und treu. "Wir lieben uns", lautet dann Elke Büdenbenders kürzest mögliche Antwort auf die Frage, woran es denn liege, dass ihre Beziehung so fest ist. Die lange Version nach dem Geheimnis ihrer Ehe klingt aus ihrem Munde so: "Wir sind Menschen mit Maß - nicht überkandidelt, nicht übertrieben eitel - und reiben uns nicht täglich an Kleinigkeiten auf."
Das Leben hatte sowieso Größeres mit ihnen vor. Es war im Sommer 2010, als Elke Büdenbender wider Willen mitten im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand. Sie war schwer krank und brauchte eine neue Niere. Die Funktion des Entgiftungsorgans ist seit der Geburt der gemeinsamen Tochter Merit 1996 beeinträchtigt. Jetzt ist es so ernst, dass es nur noch um die Frage geht, lebenslange Dialyse mehrmals pro Woche - eine Tortur, oder eine Nierentransplantation. Doch die durchschnittliche Wartezeit für eine passende Niere beträgt fünf bis sieben Jahre. Zeit, die Elke Büdenbender nicht mehr hat.
In dieser Situation trifft Frank-Walter Steinmeier eine Entscheidung. Er spendet die lebensnotwendige Niere seiner Frau. Erst kurz vor dem doppelten Eingriff - einer Paralleloperation - geht er damit an die Öffentlichkeit. Ein Liebesbeweis. Die Transplantation glückt. Am Ende war es fast schwieriger für sie, die Spende ihres Mannes zu akzeptieren, als für ihn, sagen Freunde, die das Paar lange kennen. Seitdem entdecken die Medien und Öffentlichkeit die Frau an seiner Seite.
Und Steinmeier wusste genau, was er tat. Er selbst trägt schon seit Jahrzehnten einen Organspende-Ausweis bei sich. Noch zu Studentenzeiten stand er in einer ähnlichen Situation. Eine schwere Infektion gefährdete sein Augenlicht. Eine riskante Hornhauttransplantation rettete damals seine Sehkraft. Einziger Nebeneffekt: Aus dem blonden 24-Jährigen wurde quasi über Nacht ein schlohweißer junger Mann.
Eine Liebe in der Provinz
Elke Büdenbender lernt Frank-Walter Steinmeier 1988 in Gießen kennen. Beide studieren Jura. Sie (geboren 1962) ist noch im unteren Semester, der sechs Jahre ältere Steinmeier darf sich schon Assistent nennen. Ihr Weg zur angehenden Richterin verläuft auf Umwegen. Aufgewachsen in einem katholischen Elternhaus in einer protestantischen Region im Siegerland, macht sie zunächst die Mittlere Reife, um sich danach zur Industriekauffrau ausbilden zu lassen. Sie tritt der Gewerkschaft IG-Metall bei, macht später ihr Abitur nach. SPD-Mitglied ist sie schon seit Schülerzeiten. Als Steinmeier 1991 als Referent in die niedersächsische Staatskanzlei wechselt, geht sie mit ihm und absolviert in Hannover ihr Referendariat. 1995 heiraten sie, ein Jahr später kommt Tochter Merit zur Welt.
In Berlin leben sie im gediegenen Zehlendorf, im Brandenburgischen haben sie ein Wochenendhaus, Urlaub verbringen sie vorzugsweise in Südtirol. Dort tut sich, so Steinmeier, seine Frau vor allem als begeisterte Mountainbikerin hervor. Als selbstbewusste, intelligente Frau lobte sie Gerhard Schröder, Ex-Kanzler und Steinmeiers langjähriger Chef. Stars auf dem Publicity-Parkett in Berlin sind die beiden dennoch nicht. Nicht zu Unrecht gelten sie als "Anti-Obamas". Wenn aber jemand Steinmeier als zu dröge und uncharismatisch abtut, dann lernt er seine Frau kennen. "Wer um Mitternacht von einer Auslandsreise nach Hause kommt und dann bis zwei Uhr mit der Tochter Ikea-Regale aufbaut", so schwärmte sie öffentlich für ihren Frank-Walter, "(der) kann doch nur ein toller Typ sein."
Die Sache mit dem Schuh
2009 sagt Elke Büdenbender einen Satz, der nun, sieben Jahre später, noch einmal Aktualität bekommt. "Ich will Richterin bleiben", verkündete sie ohne Einschränkung, "wenn mein Mann Kanzler wird." Einlösen musste sie die Ankündigung nicht. Steinmeier verlor die Wahl gegen Angela Merkel haushoch. Nur 23 Prozent der Stimmen holte er für die SPD, weniger gab es noch nie für die Genossen.
Mit dem Einzug der Steinmeiers ins Schloss Bellevue stellt sich die Frage nach Elke Büdenbenders Berufsplänen neu. Allerdings nur kurz, denn nun will sie ihre Rolle als First Lady auch voll und ganz ausfüllen. Als Verwaltungsrichterin will sie erst einmal pausieren, kündigte sie an. Bloß keine Interessenkonflikte.
Und das Amt ihres Mannes bringt Gastgeber-Pflichten mit sich. Vor allem Repräsentieren muss sie. Doch das lässt sich üben. 2009, als ihr Mann auf dem SPD-Parteitag zum Merkel-Herausforderer gekürt wurde, verlor sie auf dem Weg zur Bühne vor lauter Aufregung einen hochhackigen Schuh. Was sie damals gekonnt kaschieren konnte. Seitdem meinen manche im politischen Berlin, dass die fröhliche und offene Elke Büdenbender das Beste an Steinmeier sei.