Mehr Schutz vor häuslicher Gewalt
20. November 2018"Diese Zahlen sind schockierend", sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey bei der Vorstellung der "Kriminalstatistischen Auswertung zu Partnerschaftsgewalt 2017" in Berlin. Demnach wird häufiger als jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.
Hinzu kommen tausende Fälle von Vergewaltigungen, Körperverletzungen, Stalking und sexueller Nötigung. Nur jedes fünfte Opfer aber suche überhaupt Hilfe, so Giffey. Tatsächlich seien Hunderttausende betroffen - zu mehr als 80 Prozent Frauen, aber auch mehrere Tausend Männer. "Für viele Frauen ist das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort", stellte die Ministerin fest.
In allen Gesellschaftsschichten vertreten
Die Auswertung des BKA zeigt zudem, dass rund zwei Drittel der Tatverdächtigen deutsche Staatsbürger sind. Ein Migrationshintergrund wird nicht erfasst. "Häusliche Gewalt geht durch alle Gruppen", betonte die SPD-Ministerin.
Demgegenüber seien 2016 rund 109.000 Frauen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt geworden. Giffey erläuterte, die Steigerung im vergangenen Jahr erkläre sich vor allem dadurch, dass neue Kategorien in die Statistik aufgenommen worden seien - wie Zuhälterei, Zwangsprostitution und Freiheitsberaubung.
Nach Einschätzung Giffeys ist dabei die Dunkelziffer enorm. Es sei davon auszugehen, dass nur 20 Prozent der Betroffenen Hilfe suchten.
Aktionsprogramm gegen Gewalt an Frauen
Die Ministerin fügte hinzu, es gehe "um Straftaten, die geahndet werden und für die die Täter zur Verantwortung gezogen werden müssen". Genauso wichtig sei es, den Frauen Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen: "Dazu haben wir ein Aktionsprogramm gegen Gewalt an Frauen gestartet und einen Runden Tisch von Bund, Ländern und Kommunen eingerichtete, der abgestimmte Gegenmaßnahmen erarbeiten wird."
Zudem kündigte Giffey an, bestehende Hilfseinrichtungen für Frauen auszubauen. Die zur Zeit 350 Frauenhäuser und die 600 Fachberatungsstellen könnten pro Jahr rund 300.000 Frauen mit ihren Kindern versorgen. Der Bedarf sei aber deutlich größer, so die Ministerin.
Vergleich mit Zahlen vom Vorjahr nicht möglich
Den regelmäßigen BKA-Auswertungen zufolge stieg die Zahl der registrierten Opfer partnerschaftlicher Gewalt zwischen 2013 und 2016 um insgesamt 9,3 Prozent auf seinerzeit gut 133.000 an. Erfasst wurden in diesen Jahren die Straftaten Mord und Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Bedrohung und Stalking.
Weil 2017 die Deliktsbereiche erweitert wurden, lässt sich die für das vergangene Jahr ermittelte Zahl von knapp 139.000 registrierten Betroffenen nicht direkt mit den Vorjahreszahlen vergleichen. Ohne die Erweiterung auf weitere Deliktsbereiche wäre 2017 ein leichter Rückgang der Opferzahlen um 0,8 Prozent auf knapp 132.000 registrierte Betroffene verzeichnet worden.
uh/stu (dpa, afp, kna)