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Kriminalität

Mindestens vier Jahre Haft für Betrügerin Anna

9. Mai 2019

Als angebliche Millionenerbin mischte sich die Deutsche Anna Sorokin unter Manhattans Schickeria. Das Kapital der 28-Jährigen: ein selbstsicherer Auftritt. Nun muss sie ihren ergaunerten Luxus gegen eine Zelle tauschen.

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USA New York - Anna Sorokin im Obersten Gerichtshof
Mit der Schickeria ist es erst einmal vorbei - Anna Sorokin nach dem Urteilsspruch Bild: Getty Images/AFP/T. A. Clary

Kurz vor dem Urteil wandte sich Anna Sorokin persönlich an das höchste Gericht des US-Bundesstaates New York: "Ich entschuldige mich für die Fehler, die ich gemacht habe." Doch der kurze Satz half auch nicht mehr. Die Richter verurteilten sie zu einer Gefängnisstrafe von vier bis zwölf Jahre. Das bedeutet, dass Sorokin frühestens nach vier Jahren auf Bewährung aus der Haft entlassen werden kann. Darüber wird ein Gremium entscheiden. Richterin Diane Kiesel sagte, sie sei fassungslos über das Ausmaß des Betrugs.

Das Oberste Gericht befand die 28-Jährige für schuldig, sich in der High Society von Manhattan Leistungen im Wert von 275.000 Dollar erschlichen zu haben. Es ordnete zudem an, dass Sorokin etwa 200.000 Dollar an Geschädigte zurückzahlen muss. Hinzu kommt eine Geldstrafe von 24.000 Dollar. 

Lügen, Lügen, Lügen...

Der Fall hatte international für Aufsehen gesorgt. 2016 und 2017 hatte sich Sorokin unter dem Namen Anna Delvey unter Manhattans Schickeria gemischt. Sie präsentierte sich als schwerreiche Erbin mit diversen Treuhandfonds und gewann schnell das Vertrauen kaufkräftiger Bekannter. Ihr war es laut Anklage durch geschickte Lügen und selbstbewusstes Auftreten gelungen, von verschiedenen Banken Kredite in Höhe von zehntausenden Dollar zu ergaunern, umsonst in Privatflugzeugen zu reisen und monatelang in Luxushotels im New Yorker Stadtteil Manhattan zu leben, ohne Rechnungen zu begleichen.

Eine damalige Freundin, die "Vanity Fair"-Fotografin Rachel Williams, wurde von Sorokin in das Luxushotel "La Mamounia" im marokkanischen Marrakesch eingeladen, wo eine Nacht 7000 Dollar kostete. Letztlich blieb Williams auf der Rechnung sitzen, die mit 62.000 Dollar ein Jahresgehalt der Fotografin überstieg. Die Staatsanwaltschaft sprach während des Prozesses von einem "kalkulierten System, um ihren Opfern ein Gefühl von Sicherheit zu geben". 

Archivbild: USA New York - Anna Sorokin im Obersten Gerichtshof
Hochstaplerin Anna vor dem Obersten Gerichtshof in New York Bild: Getty Images/AFP/T. A. Clary

Ursprünglich kommt die junge Frau aus Russland, ihr Vater war Lastwagenfahrer. Als sie 16 Jahre alt war, zog ihre Familie nach Deutschland. 2016 kam sie in die USA.

Auch beim Prozess zieht Anna eine Show ab 

Ihren Prozess gestaltete Sorokin mit einer extravaganten Kleiderwahl zu einer Art "Show". Über Wochen diskutierten Medien über die stets eleganten Outfits, die Sorokin in Kombination mit Handschellen trug. Am letzten Verhandlungstag wählte sie ein kurzes Kleid - laut "New York Times" in "jungfräulichem Weiß". 

Die geschickte Selbstvermarktung der Deutschen wird voraussichtlich auch zu einer eigenen Netflix-Show führen. Medien hatten zuletzt berichtet, dass der Streamingdienst den Fall verfilmen möchte. Auch Rachel Williams versucht, aus ihrem Unglück Kapital zu schlagen. Sie verkaufte ihre Geschichte nach eigenen Angaben an einen Verlag und einen TV-Sender.

se/ml (dpa, ap, rtr, afp)