Milliardenstrafen für Kartellsünder
Fünf deutsche Autobauer stehen unter Kartellverdacht. Wenn ihre Absprachen den Wettbewerb behindert haben und Autokäufer getäuscht wurden, kann's teuer werden. Eine Übersicht über die spektakulärsten Kartellstrafen.
Die höchste Kartellstrafe...
... hat die EU-Kommission 2016 gegen vier Lastwagenhersteller wegen Preisabsprachen verhängt: Insgesamt 2,93 Milliarden Euro. Den Löwenanteil musste der deutsche Daimler-Konzern zahlen - gut eine Milliarde Euro. Beteiligt waren die italienische Iveco, Volvo/Renault und der niederländische Hersteller DAF. Die VW-Tochter MAN blieb als Hinweisgeber im Zuge der Kronzeugenregelung straffrei.
Kein Kartell...
... aber massiven Missbrauch ihrer Marktmacht stellte die EU-Kommission in diesem Jahr bei der Alphabet-Tochter Google fest. Google wurde vorgeworfen, eine dominierende Marktposition zum Schaden von Konkurrenten bei der sogenannten Shopping-Suche bei Produktanzeigen ausgenutzt zu haben. Deshalb brummte sie dem Internet-Konzern im Juni eine Rekord-Wettbewerbsstrafe von 2,42 Milliarden Euro auf.
Libor-Zinsmanipulationen...
... wurden 2013 acht Großbanken zum Verhängnis. Verbotene Absprachen zur täglichen Festsetzung des so genannten Libor-Zinssatzes (das ist der Zins, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen) führten dazu, dass die Deutsche Bank, Société Générale, Royal Bank of Scotland, JPMorgan, Citigroup, RP Martin, Barclays und die Schweizer UBS zusammen 1,71 Milliarden Euro zahlen mussten.
Das Bildröhrenkartell
... war 2012 für die EU-Kommission ein Fall "wie aus dem Lehrbuch". Sieben Hersteller von Bildröhren (Samsung SDI, Thomson, Philips, LG Electronics, Panasonic, Toshiba und MTPD) mussten eine Strafe von 1,47 Milliarden Euro zahlen. Sie teilten die Märkte über einen Zeitraum von fast zehn Jahren unter sich auf. Der Firma Chunghwa wurde die Buße nach der Kronzeugenregelung vollständig erlassen.
Ein Wiederholungstäter...
... war 2008 im so genannten Autoglas-Kartell beteiligt. Die EU hat gegen vier Hersteller von Auto-Glasscheiben wegen illegaler Preisabsprachen eine Strafe über 1,3 Milliarden Euro verhängt. Beteiligt waren Saint-Gobain aus Frankreich, der japanische Konzern Asahi, Pilkington aus Großbritannien und Soliver aus Belgien. Saint-Gobain musste als Wiederholungstäter 896 Millionen Euro zahlen.
Ein klassisches Gebietskartell..
... hat die EU im Jahr 2009 bei den Gas-Versorgern Eon und Gaz de France aufgedeckt. Beide hätten sich beim Bau einer Pipeline darauf geeinigt, über diese Leitung kein Gas im Heimatmarkt des jeweils anderen zu verkaufen - und so einen stärkeren Preiswettbewerb verhindert. Strafe: 553 Millionen Euro - für jedes Unternehmen.
Der größte Chip-Produzent..
... hat Händler wie Media Markt bestochen, damit in Computern nur Intel-Prozessoren rechnen. Im Mai 2009 verhängt die EU eine Milliarde Euro Strafe, weil Intel seine dominante Marktstellung missbraucht habe. Das Unternehmen hat durch unzulässige Rabatte und direkte Zahlungen an Hersteller und Händler vor allem den Rivalen AMD, den zweitgrößten Chip-Hersteller nach Intel, benachteiligt.
Für Aufzüge und Rolltreppen ...
... legten zwischen 1995 und 2004 fünf Hersteller die Preise fest, teilten Märkte auf und tauschten vertrauliche Informationen aus. ThyssenKrupp Elevator aus Deutschland, die zum US-amerikanischen Konzern United Technologies gehörende Otis, Schindler aus der Schweiz, Kone aus Finnland sowie die Mitsubishi Elevator Europe mussten 2007 insgesamt 992 Millionen Euro Strafe zahlen.