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Politik

Milliardenstrafe für Pharmakonzern in China

16. Oktober 2018

Weil er bei der Herstellung von Tollwut-Impfstoffen gepfuscht hat, muss ein chinesischer Arzneihersteller tief in die Tasche greifen. Der Staatspräsident nannte den Fall "abscheulich und schockierend".

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Kinderimpfungen in China
Impfung von Kindern in China (Symbolbild)Bild: picture-alliance/Photoshot

Wegen eines Impfskandals in China muss der Pharma-Konzern Changchun Changsheng eine Milliardenstrafe zahlen. Die bereits beschlagnahmten Firmengelder sowie die verhängten Strafen gegen das Unternehmen beliefen sich auf insgesamt 9,1 Milliarden Yuan (1,1 Milliarden Euro), erklärten die chinesische Arzneimittelbehörde und die Medikamenten- und Lebensmittelaufsicht (CFDA) in der nordöstlichen Provinz Jilin. Das Unternehmen hatte bei der Herstellung eines Tollwut-Impfstoffs gepfuscht.

In der Strafe enthalten sind laut Behörden Einnahmen in Höhe von 1,89 Milliarden Yuan, die Changchun Changsheng mit den unsachgemäß hergestellten Impfdosen erzielt hatte. In der Mitteilung wurde dem Unternehmen vorgeworfen, Zentrifugen manipuliert und Stammlösungen für die Produktion des Impfstoffs falsch gemischt zu haben. Außerdem seien Datenträger und andere Beweise zerstört worden, um die Regelverstöße bei der Produktion zu vertuschen.

Gefälschte Daten

Das in der Provinz Jilin ansässige Unternehmen war der zweitgrößte Hersteller von Tollwut-Impfstoffen in China. Die CFDA hatte im Juli bei einer Inspektion bei dem Konzern gefälschte Daten und andere Regelverstöße bei der Herstellung eines Tollwut-Impfstoffes festgestellt und die Produktion des Mittels gestoppt. Die beanstandeten Impfdosen wurden laut CFDA nicht ausgeliefert. Staatliche Medien berichteten allerdings das Gegenteil. Berichte über Geschädigte gibt es bislang nicht.

Kurz nach Bekanntwerden des Skandals hatte Staatschef Xi Jinping die "abscheulichen und schockierenden" Machenschaften des Pharma-Konzerns kritisiert. 15 Verdächtige wurden festgenommen. Außerdem wurden zahlreiche Verantwortliche in Politik und Aufsichtsbehörden ihrer Ämter enthoben. Regierungschef Li Keqiang kündigte die Bildung einer Untersuchungskommission an, um die Praktiken in der gesamten Pharmabranche offenzulegen.

Massiver Vertrauensschwund

In der chinesischen Öffentlichkeit und insbesondere bei besorgten Eltern löste der Fall Empörung aus. In Online-Netzwerken wurde eine Flut von Artikeln und Kommentaren veröffentlicht, in denen die chinesische Pharmaindustrie scharf kritisiert wurde. Nach zahlreichen Skandalen ist das Vertrauen der Chinesen in die Sicherheit von Lebensmitteln und Medikamenten ohnehin gering.

Auch wegen der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik sind Eltern besonders empfindlich, wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht. Viele Chinesen wollen ihren Nachwuchs nicht mehr mit Impfstoffen immunisieren lassen, die in der Volksrepublik hergestellt wurden.

jj/cw (afp, ap)