Am seidenen Faden
31. Dezember 2013"Sehr ernst" sei der Zustand des Formel-1-Rekordweltmeisters, sagte der Leiter der Intensivstation der Uni-Klinik Grenoble, Jean-François Payen am Montag auf einer Pressekonferenz. Über Genesungschancen des prominenten Patienten wollten sich Payen und die anderen Ärzte nicht äußern, dazu sei es "noch zu früh".Erfahrungsgemäß seien nach einem Schädel-Hirn-Trauma die ersten zwei bis drei Tage nach dem Unfall entscheidend für den weiteren Verlauf.
Die Mediziner haben Schumacher in ein künstliches Koma versetzt, damit das verletzte Gehirn keine zusätzlichen Impulse verarbeiten muss. Die Körpertemperatur wurde auf 34 bis 35 Grad abgekühlt, damit die Hirnschwellung zurückgehen kann. Außerdem soll so verhindert werden, dass das Gehirn zu viel Sauerstoff verbraucht.
Schwerste Kopfverletzungen
Nach Auskunft der Ärzte war der 44-Jährige mit der rechten Seite seines Kopfes auf den Fels aufgeschlagen, als er am Sonntagvormittag mit hoher Geschwindigkeit auf einer nicht-markierten Piste unterwegs war. Dabei hatte er unter anderem diffuse Blutungen im Gehirn sowie Blutergüsse im Schädelinneren erlitten und musste notoperiert werden.
Die Mediziner kündigten an, der Öffentlichkeit "je nach Entwicklung" weitere Informationen über den Zustand des Patienten zu geben. Nur seine Familie dürfe zu ihm, allen anderen werde der Zugang verwehrt, so der stellvertretende Klinikdirektor Marc Pernaud.
Offenbar kein Fremdverschulden
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Albertville ereignete sich der Unfall im Skigebiet von Méribel in den französischen Alpen offenbar ohne Einwirkung von Dritten. Vermutlich sei Schumacher über einen Felsen gefahren, habe dadurch das Gleichgewicht verloren und sei dann auf einen anderen Felsen gestürzt, so die Ermittler.
Die "Bild"-Zeitung berichtet unter Berufung auf einen Retter, der Helm des Verunglückten sei beim Aufprall auf den Felsen zerbrochen. Eine offizielle Bestätigung gab es dazu nicht.
Spezialklinik mit Höchstnoten
Es ist eines der besten Trauma-Zentren Frankreichs, in dem Michael Schumacher behandelt wird. In der diesjährigen Krankenhaus-Rangliste des Magazins "Le Point" belegten die Trauma-Notaufnahme und die Neurochirurgie der Uni-Klinik von Grenoble frankreichweit den zweiten Platz.
Die Spezialabteilung nimmt pro Jahr rund 1200 Verletzte auf. Jeder Fünfte davon wird nach Bergunfällen eingeliefert: Im Winter meistens nach Ski- oder Snowboard-Unfällen, im Sommer nach Abstürzen beim Bergsteigen oder Wandern.
Familie dankt für Unterstützung
Im Namen der gesamten Familie hat sich Schumachers Ehefrau Corinna bei den behandelnden Ärzten für ihren Einsatz bedankt. "Außerdem danken wir den vielen Menschen aus der ganzen Welt, die ihr Mitgefühl ausgedrückt und beste Wünsche für Michaels Genesung übermittelt haben", ließ sie über das Management ihres Mannes mitteilen.
Zahlreiche Sportler und Kollegen Schumachers hatten sich betroffen gezeigt angesichts der Nachricht von seinem schweren Unfall. "Ich bin schockiert und hoffe, dass es ihm so schnell wie möglich wieder besser geht", sagte der amtierende Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Auch die ehemaligen Tennisprofis Steffi Graf und Boris Becker sowie Basketball-Star Dirk Nowitzki brachten ihre Anteilnahme zum Ausdruck.
In Berlin sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Bundesregierung hofften mit Schumacher und seiner Familie, dass er die "Verletzungen überwinden und genesen kann". Seiner Frau und seinen Kindern und Angehörigen wünschten sie "in schweren Stunden Kraft und Zusammenhalt".
Auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton sprach der Familie Schumachers sein Mitgefühl aus. "Ich denke an ihn und bin dankbar für alles, was er für die Clinton Foundation und andere gemacht hat", schrieb der Ex-Präsident beim Kurznachrichtendienst Twitter und ergänzte: "Ich bete für ihn und seine Familie."
mak/qu (afp, dpa)