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Dirigent Gatti weist Beschuldigungen zurück

2. August 2018

Über Jahre hinweg soll Daniele Gatti Sängerinnen belästigt haben, deshalb wurde der Italiener mit sofortiger Wirkung entlassen. Der Dirigent fühlt sich zu unrecht beschuldigt und spricht von einer Hetzkampagne.

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Daniele Gatti beim Dirigieren mit gesenktem Kopf.
Bild: picture alliance/dpa

Mehrere Musikerinnen hätten über "unangemessenes" Verhalten des Chefdirigenten geklagt, hatte das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester am Donnerstag (02.08.2018) mitgeteilt. Die Vertrauensbeziehung zwischen dem Orchester und dem Chefdirigenten sei "irreparabel beschädigt". Man habe deshalb die Zusammenarbeit mit dem 56-jährigen Italiener "mit sofortiger Wirkung" beendet.

Jetzt äußerte sich Gatti selbst zu den Vorwürfen. Er sei "extrem überrascht", teilte sein Turiner Anwalt mit. Der Maestro habe darum gebeten, seinen Ruf zu schützen und alle notwendigen Schritte zu unternehmen, wenn diese Hetzkampagne weitergehe, erklärte er.

Gatti war seit 2016 Chefdirigent des Amsterdamer Sinfonieorchesters. Bereits seit 2004 hatte er regelmäßig mit dem Königlichen Concertgebouw-Orchester gearbeitet.

Die Affäre war nach einem Artikel der "Washington Post" eine Woche vorher ins Rollen gekommen. In der US-Zeitung hatten zwei Sängerinnen Gatti beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Die in der Zeitung zitierten Fälle sollen demnach 1996 und 2000 geschehen sein, lange bevor Gatti Dirigent in Amsterdam wurde.

Vorwürfe langjährigen Missbrauchs

Doch nach der Veröffentlichung hatten auch Amsterdamer Musikerinnen "Erfahrungen mit Gatti gemeldet, die angesichts seiner Stellung als Chefdirigent unpassend sind", wie das Orchester mitteilte. Nach dem Bericht der "Washington Post" hatte Gatti sich für ein mögliches Fehlverhalten entschuldigt. "Wenn ich mich jemandem genähert habe, tat ich das immer in der völligen Überzeugung, dass das Interesse gegenseitig war", hatte er gesagt.

Concertgebouw in Amsterdam, Niederlande Außenansicht.
Ab sofort nicht mehr Gattis Wirkungsstätte: das Concertgebouw Amsterdam Bild: Fotolia/Nataraj

Die Sopranistin Alicia Berneche, damals 24 Jahre alt, hatte der "Washington Post" gesagt, dass Gatti ihr 1996 in Chicago eine Übungsstunde angeboten habe. Als sie in seine Garderobe gekommen sei, um einen Termin zu vereinbaren, habe er sie angefasst und geküsst. Einen ähnlichen Vorfall, der sich vier Jahre darauf in Bologna zugetragen haben soll, schilderte die Sopranistin Jeanne-Michèle Charbonnet: "Ich stieß ihn von mir und rannte aus dem Zimmer", zitierte die US-Zeitung sie.

Dirigent von Weltrang

Der in Mailand geborene Gatti hat eine eindrucksvolle Karriere gemacht und mit den besten Orchestern und Opernhäusern der Welt gearbeitet. Regelmäßig dirigierte er in New York, Mailand, Berlin und Wien. Bei den Bayreuther Festspielen hatte er von 2008 bis 2011 die musikalische Leitung des "Parsifal" inne. Bevor er nach Amsterdam kam, war er Musikdirektor des Orchestre National de France in Paris.

Das Amsterdamer Orchester will nach der Trennung von Daniele Gatti keine Konzerte absagen. Sie würden nun mit anderen Dirigenten stattfinden. Gatti ist nicht der erste Dirigent von Weltruf, der mit Vorwürfen sexueller Übergriffe konfrontiert wird. Im März hatte die Metropolitan Opera in New York sich nach Missbrauchsvorwürfen von James Levine getrennt. Levine bestreitet die Vorwürfe. Beide Seiten haben gegeneinander geklagt und fordern jeweils Schadenersatz in Millionenhöhe.

fs/bb/suc/kap (dpa, afp)