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#MeToo und Co. - Hashtags für mehr Frauenrechte

Bettina Baumann
15. Oktober 2019

Alyssa Milanos #MeToo-Tweet vor zwei Jahren erschütterte die Filmbranche. Immer wieder machen sich Frauen weltweit die Macht der Hashtags zunutze, um auf Missstände aufmerksam zu machen und für ihre Rechte zu kämpfen.

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USA New York | #MeToo Rally vor dem Trump International Hotel am Columbus Circle
Bild: picture-alliance/Pacific Press/E. McGregor

1. #MeToo - ein Erdbeben geht durch Hollywood 

Am 5. Oktober 2017 wird Filmproduzent Harvey Weinstein in der "New York Times" der sexuellen Belästigung beschuldigt. Zehn Tage später fordert Alyssa Milano bei Twitter dazu auf, "me too" unter ihren Post zu schreiben, wenn man ebenfalls sexuelle Belästigung erfahren hat. Sie macht den Anfang - tausende Frauen folgen ihr. In den kommenden Monaten weitet sich die #MeToo-Debatte der Filmbranche zu einer groß angelegten Diskussion über Sexismus, Machtmissbrauch und Fragen der Gleichstellung im gesamten Kulturbetrieb - ja sogar in der gesamten Gesellschaft - aus. Und das weit über die Grenzen der USA hinaus.

 

2. #aufschrei - Deutschland debattiert über Sexismus

2013 wird in Deutschland hitzig über Sexismus debattiert. Der Auslöser: In einem "Stern"-Artikel schreibt die Journalistin Laura Himmelreich über ihre Begegnung mit dem FDP-Politiker Rainer Brüderle: "Brüderles Blick wandert auf meinen Busen". Anschließend habe er gesagt: "Sie können ein Dirndl auch ausfüllen." Noch am gleichen Tag ruft die Feministin Anne Wizorek gemeinsam mit anderen Frauen den Hashtag #aufschrei ins Leben, unter dem schließlich zigtausende Frauen über ihre Erfahrungen mit Alltags-Sexismus berichten. Vom Netz gelangt das Thema in die etablierten Medien und die Politik - eine Wirkung, die zuvor noch kein Hashtag in Deutschland hatte. 

 

3. #AintNoCinderella - Indiens Frauen rebellieren mit Humor

Im August 2018 beschreibt eine junge indische Frau bei Facebook, wie sie nachts auf dem Nachhauseweg von zwei Männern verfolgt wird und fürchtete, entführt zu werden. Als der Fall publik wird, schaltet sich ein regionaler Politiker der rechtskonservativen Regierungspartei BJP ein - und stellt, statt die Täter zu rügen, das Verhalten der Frau infrage: "Warum war sie nach Mitternacht noch draußen?", lautet seine Reaktion. Der Kommentar erzürnt Inderinnen im ganzen Land. Unter dem Hashtag #AintNoCinderella ("Ich bin kein Aschenputtel") twittern sie Fotos, wie sie nach Mitternacht noch draußen sind. Eine humorvolle Art, um gegen die patriarchalen Strukturen Indiens zu protestieren.  

 

4. #NiUnaMenos & #NiUnaMas - Femizide stoppen 

Unter dem Motto "Ni una menos" - "Nicht eine Frau weniger" gehen im Juni 2015 tausende Frauen auf Argentiniens Straßen, um gegen Frauenmorde und Macho-Kultur zu protestieren. In dem südamerikanischen Staat geschieht fast täglich ein Femizid, also ein Mord an einer Frau - meist vom Lebenspartner, dem Ex oder einem engen Verwandten.

Heute ist "Ni una menos" eine riesige Bewegung, die auch andere lateinamerikanische Staaten wie Chile, Peru oder Uruguay erreicht hat und regelmäßig Hunderttausende auf die Straße treibt. Auch im Netz bahnt sich die Wut der Frauen unter Verwendung den Hashtags #NiUnaMenos und #NiUnaMas ("Kein Opfer mehr") ihren Weg, was nicht zuletzt zur schnellen Verbreitung der Protestwelle beigetragen hat.

María Florencia Alcaraz von "Ni una menos" bei einem Protest in Buenos Aires.
Protest von "Ni una menos" in Buenos Aires - in Argentinien nahm die Bewegung ihren AnfangBild: LatFem

 

5. #MyStealthyFreedom - gegen die Hijab-Pflicht im Iran 

Im Mai 2014 veröffentlicht die im Exil lebende iranische Journalistin Masih Alinejad bei Facebook ein Foto, das sie ohne Kopftuch zeigt. Zwei, drei Leute hätten ihr daraufhin geschrieben, sie solle die Frauen, die im Iran ohne diese Freiheit leben, nicht ärgern. Alinejad reagiert mit den Worten: "Wenn du eine Frau bist und nicht an die Zwangsverschleierung glaubst, schaffst du dir heimlich deine Freiheit, egal wo du bist, damit der Zwang dich nicht zugrunde richtet." Dazu postet sie ein Foto von sich ohne Kopftuch beim Autofahren im Iran 2009. 

Weil die Resonanz der iranischen Facebook-Nutzerinnen sehr groß war, beschloss sie, mehr Bilder ihrer "stealthy freedom", ihrer "heimlichen Freiheit" aus ihrer Zeit im Iran zu posten. So entstand die Facebook-Kampagne "My Stealthy Freedom", die mittlerweile mehr als eine Million Abonnenten zählt. Unter dem Hashtag #MyStealthyFreedom veröffentlicht Alinejad dort bis heute Fotos und Videos mutiger Iranerinnen, die sich in ihrer Heimat der strengen Kleiderordnung der Islamischen Republik widersetzen. Im Iran müssen Mädchen ab neun Jahren in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen. Frauen, die sich nicht daran halten, können sogar im Gefängnis landen . 

Eine Iranerin ohne Kopftuch im Vogelpark in Teheran.
Eine Iranerin nimmt sich ihre "heimliche Freiheit" im Vogelpark in TeheranBild: Facebook/My Stealthy Freedom