Amsterdam: Angriff offenbar Terroranschlag
1. September 2018Bereits in der Nacht zum Samstag hatte ein Sprecher der niederländischen Polizei erklärt, die Möglichkeit eines terroristischen Hintergrunds der Tat werde "ernsthaft geprüft".
Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen Afghanen mit deutscher Aufenthaltserlaubnis. Der junge Mann hatte am Freitagmittag am Amsterdamer Hauptbahnhof zwei Menschen mit einem Messer schwer verletzt. Bei einem Fluchtversuch wurde der mutmaßliche Täter von Polizisten mit Schüssen im Unterleib verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Inzwischen befindet er sich in Einzelhaft und darf außer zu seinem Anwalt keinerlei Kontakte haben. Die Schüsse hatten eine Panik unter den tausenden anwesenden Touristen und Pendlern ausgelöst. Zwei Bahnsteige wurden vorübergehend gesperrt.
Ermittlungen auch in Deutschland
Bei den Opfern handelt es sich um US-Bürger, wie der Botschafter der USA in den Niederlanden, Pete Hoekstra, mittelte. Nähere Angaben zu den beiden Verletzten lagen zunächst nicht vor.
Einer Sprecherin des Bundeskriminalamts zufolge wird derzeit in Deutschland und in den Niederlanden zum persönlichen Umfeld und zum Lebenslauf des Attentäters ermittelt. Demnach baten die niederländischen Ermittler ihre deutschen Kollegen um Unterstützung. Beide Seiten stünden in einem "engen polizeilichen Austausch". Die Leitung der Ermittlungen liege bei der niederländischen Polizei.
Zusammenhang mit Karikaturenwettbewerb?
Der Messerangriff ereignete sich einen Tag, nachdem die radikalislamischen afghanischen Taliban zu Angriffen auf niederländische Soldaten aufgerufen hatten. Anlass war ein inzwischen abgesagter Plan des Rechtspopulisten Geert Wilders, im niederländischen Parlament einen Wettbewerb zu Karikaturen des Propheten Mohammed abzuhalten. Wilders und seine Freiheitspartei (PVV) haben mit islamfeindlichen Aktionen bereits wiederholt Proteste von Muslimen heraufbeschworen.
Zur Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Wilders' Plänen und dem Angriff gab, wollte die Polizei nichts sagen. Am Dienstag hatte die niederländische Polizei am Hauptbahnhof von Den Haag einen Mann wegen mutmaßlicher Anschlagspläne gegen Wilders festgenommen. Am Donnerstag sagte Wilders den Karikaturen-Wettbewerb ab. Er wolle nicht, dass der Wettbewerb "als Entschuldigung für islamistische Gewalt gebraucht wird". Nach eigenen Angaben hatte Wilders mehrere Morddrohungen erhalten.
Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern gab es bisher in den Niederlanden noch keine islamistischen Messerangriffe.
hk/jj (afp, ap, dpa)