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Wir haben vieles richtig gemacht

3. Oktober 2014

Bundeskanzlerin Angela Merkel zieht ein positives Fazit des deutschen Wiedervereinigungsprozesses: Die meisten Hoffnungen hätten sich erfüllt, Ostdeutschland habe gewaltige Fortschritte gemacht.

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Kanzlerin Merkel beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit 2014 in Hannover (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

Wenn heute fast jeder junge Mensch in Ostdeutschland der Meinung sei, dass ihm die Wiedervereinigung Vorteile gebracht habe, "haben wir in 24 Jahren deutsche Einheit nicht alles falsch, sondern vieles richtig gemacht", sagte die Kanzlerin beim zentralen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover.

Wer durch ostdeutsche Städte gehe, erkenne "wie unendlich viel seit 1990 geleistet wurde", sagte Merkel. Jedoch bleibe auch noch viel zu tun. Noch immer sei die Arbeitslosigkeit höher als in Westdeutschland, wenn auch aktuell so niedrig wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Sie verwies zudem darauf, dass das Bruttoinlandsprodukt im Osten erst zwei Drittel des Westniveaus erreiche. Auch die Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen den Ländern nach 2019 werde eine gewaltige Kraftanstrengung sein.

Friedliche Revolution in der DDR

Merkel erinnerte daran, dass die deutsche Einheit ohne die friedliche Revolution in der DDR nicht möglich gewesen wäre. Ohne den Mut der Bürger, die 1989 immer zahlreicher auf die Straße gegangen seien, wäre es nicht zum Mauerfall, zur ersten freien Volkskammerwahl und zur Wiedervereinigung gekommen. "Das dürfen wir nie vergessen", unterstrich die Kanzlerin.

Sie ging in ihrer Festrede auch auf die weltweiten Herausforderungen durch Kriege und Konflikte, etwa in der Ukraine, durch die Ebola-Epidemie oder den Vormarsch der IS-Terrormilizen ein. Es wäre die denkbar schlechteste Antwort, vor der Größe der Aufgabe zu kapitulieren, mahnte Merkel.

Die Erinnerung an die Ereignisse von 1989 und 1990 könne bei der Bewältigung der Herausforderungen helfen. Sie stünden für "den Sieg der Freiheit über die Unterdrückung". Sie stünden auch für Geduld und Augenmaß, Ziele auch über Jahrzehnte trotz Stillstands und Rückschlägen nicht aufzugeben. "Alles ist möglich, das habe ich wie Millionen anderer DDR-Bürger am eigenen Leib erfahren", sagte die Kanzlerin.

Unter den mehr als 1000 Gästen beim zentralen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit waren neben den Ministerpräsidenten der Bundesländer auch Bundespräsident Joachim Gauck (im Artikelbild rechts), Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière und auch Ex-Bundespräsident Christian Wulff.

Konzerte, Sport und eine Präsentation der Bundesländer

Besucher sitzen vor einem Modell des Brandenburger Tors beim Bürgerfest für den Tag der Deutschen Einheit in Hannover (Foto: dpa)
Bürgerfest für den Tag der Deutschen Einheit in HannoverBild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Der amtierende Bundesratspräsident und niedersächsische Regierungschef Stephan Weil hatte als Gastgeber am Donnerstag ein zweitägiges Bürgerfest eröffnet, zu dem insgesamt rund 500.000 Besucher aus ganz Deutschland erwartet wurden. Während des Fests gibt es kostenlose Konzerte und sportliche Darbietungen, auf einer Ländermeile stellen sich die 16 Bundesländer vor.

Erinnern an Mauerfall und Wiedervereinigung

Die Feier soll an die Wiedervereinigung von 1990 ebenso erinnern wie an den 25. Jahrestag der "friedlichen Revolution", die 1989 zum Mauerfall führte. Auch die Hauptstadt Berlin feiert den Tag der Deutschen Einheit. Am ehemaligen Mauerverlauf entlang der Berliner Festmeile am Brandenburger Tor treten zahlreiche Musiker auf. Außerdem lockt das Lichtfestival „Berlin leuchtet“.

Am 3. Oktober 1990 wurden Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen Länder der Bundesrepublik. Das im Einigungsvertrag festgelegte Datum der Vereinigung von Ost und West ist seither als Tag der Deutschen Einheit nationaler Gedenktag.

re/wl (epd, dpa, afp, rtr)