Merkel und Lagarde sprechen über Euro-Krise
10. Januar 2012Offizielle Angaben zu dem informellen Gespräch im Kanzleramt wurden nicht gemacht. Korrespondenten berichteten, Schwerpunkte der Beratungen zwischen der Bundeskanzlerin und der IWF-Direktorin seien die kritische Lage im hochverschuldeten Griechenland und in anderen angeschlagenen EU-Staaten gewesen.
Der griechische Übergangspremier Lukas Papademos hatte vor kurzem vor einem Staatsbankrott gewarnt, wenn sein Land im März keine weiteren internationalen Finanzhilfen erhalten sollte. Es geht um ein zweites Rettungspaket im Volumen von 130 Milliarden Euro, das entgegen den Planungen noch nicht unter Dach und Fach ist.
Verhandlungen mit Athen dauern an
Denn die Verhandlungen der griechischen Regierung mit privaten Banken und Versicherern über einen freiwilligen Forderungsverzicht von 50 Prozent ziehen sich hin. Die von EU und IWF geforderten Reformen kommen nur schleppend voran. Zudem meldete das Land schlechtere Wachstumszahlen. Nächste Woche wollen IWF, Europäische Zentralbank (EZB) und EU-Kommission - die sogenannte Troika - in Athen verhandeln. Ende Januar soll ein Bericht vorliegen, der Basis für Entscheidungen über die weitere Unterstützung Griechenlands sein soll.
Auch der Konflikt mit dem von der Pleite bedrohten Ungarn dürfte dem Vernehmen nach Thema des Gesprächs zwischen Merkel und Lagarde gewesen sein. Die Europäische Kommission und der IWF haben Sondierungsgespräche über Milliardenhilfen für das nicht zur Euro-Zone gehörende EU-Land im Streit um das neue Notenbankgesetz der rechtskonservativen Regierung in Budapest auf Eis gelegt. Das Gesetz gefährdet nach Auffassung von Kritikern die Unabhängigkeit der ungarischen Zentralbank.
Die Serie der Euro-Krisengespräche geht am Mittwoch weiter: Lagarde reist nach Paris, Merkel empfängt den italienischen Regierungschef Mario Monti.
wl/rb (dpa, afp, rtr)